Die erste Handlung, welche ich eigentlich immer tätige, wenn ich eine neue Promo erhalten habe, ist, auf der Myspace-Seite der Band reinzuschauen. Meistens ist es ganz interessant, sich so ein erstes Bild der Band zu machen. REFLESHED machen es sich dort jedoch sehr leicht: Denn zu sehen gibt es nichts – außer natürlich der Aufforderung „Kauft unsere neue CD“, garniert mit ein paar Hörproben. Einerseits sehr spartanisch und an sich nicht allzu fannah, andererseits beschränkt sich da mal jemand aufs Wesentliche, man kann das ja auch positiv sehen.
Ob der „Modern Death“ der Deutschen auch was taugt, versuchte ich alsbald herauszufinden. Schnell wird erkennbar, wohin der Zeiger ausschlägt: REFLESHED setzen auf simpel gestrickte Liedstrukturen, eine schön dreckige Produktion mit ordentlich verzerrtem Bass, und VIEL Tremolo-Picking. Sänger Lucio Cutelli macht seine Sache ganz ordentlich, auch wenn seine Growls noch etwas kehlig klingen, und seine High-Pitch-Shouts zumindest mich manchmal unangenehm an Mitch Lucker(für alle die’s nicht wissen: seines Zeichens Frontsau bei den Musiknihilisten von Suicide Silence) erinnern – heißt aber nicht, dass sie schlecht klingen. Wichtig ist auch eher, dass REFLESHED es verstehen, ein paar echt geniale Melodien zu schreiben: „Failure“ glänzt neben dem Black Dahlia Murder – artigen Beginn mit einem so ohrwurmigen Hauptriff, dass man versucht ist, wieder und wieder die Repeat-Taste zu drücken. Auch „I Won’t Fall Down“ , „Lunatic“ und „Between Hate And A Heartache“ (mit coolem, core-artigem Twin-Lead am Ende) stechen mit netten Melodien hervor. Dazu gesellt sich ab und an ein netter Groove, wie er auch von nordamerikanischen Todeswalzen kommen könnte. Zwar schlägt der Zeiger auch mal nach unten aus, wie in „Nuclear Slaughter“, das über die wohl deplatziertesten und unangebrachtesten Pig Squeals der Death Metal-Geschichte verfügt. Weiterhin sind REFLESHED zwar nett anzuhören, überraschen aber auf Albumlänge aber auch zu keiner Sekunde, und irgendwann ist eine gewisse Vorhersehbarkeit natürlich vorprogrammiert. Auch muss ich sagen, dass meiner Meinung nach mehr Growls und weniger High-Pitched Vocals deutlich besser zum Stil von REFLESHED passen würden – so nervt mich das Dauer-Gekeife von Sänger Lucio Cutelli irgendwann.
Sieht man davon jedoch ab, ist „Collapse“ eine durchaus runde Sache, die auf Albumlänge etwas gleichförmig rüberkommt und dennoch handwerklich zu überzeugen vermag, auch wenn auf Soli komplett verzichtet wird. Das nette Riffing, die Mischung aus oldschooligen und moderneren Elementen und die ansprechende Produktion sind weitere Pluspunkte, die für REFLESHED sprechen, denen in Zukunft jedoch ein wenig mehr Abwechslungsreichtum im Songwriting nicht schaden dürfte.
Wertung: 7 / 10