Review Revocation – The Outer Ones

(Technical/Progressive Death Metal / Thrash Metal) Manchmal muss man den Schritt eines Neustartes wagen. REVOCATION, die eigentlich bereits 2000 unter dem Namen Cryptic Warning existierten, taten dies im Jahr 2006. Nach zwei Demos und einem Debütalbum, mit dessen Produktion sie stets unzufrieden waren, beschlossen sie, sich in REVOCATION umzubenennen und die Band noch einmal neu aufzuziehen. Und es hätte nicht besser für sie laufen können: Nach der Eigenveröffentlichung von „Empire Of The Obscene“, dem ersten Werk unter der Flagge des neuen Namens, erschufen sie über die Jahre mehrere durch Relapse und Metal Blade Records vertriebene Alben, für die sie von Fans und Kritikern gefeiert wurden. 2018 haben sie es zu Album Nummer sieben geschafft, das auf den Namen „The Outer Ones“ hört.

Um ihren Ruf fürchten müssen REVOCATION mit dieser Platte definitiv nicht. Das Problem ihrer Anfangstage mit der schlechten Produktion ist mittlerweile gänzlich behoben. „The Outer Ones“ klingt fett und auf den Punkt produziert, wirkt dabei glücklicherweise nie künstlich auf Hochglanz poliert und perfektioniert, sondern stets organisch. Banalen Prügel-Death sucht man hier ohnehin vergebens: Wer „The Outer Ones“ genießen möchte, braucht eine gewisse Vorliebe oder zumindest Toleranz für Progressivität im Songwriting.

Denn obwohl REVOCATION sich nur gelegentlich an krumme Taktarten oder verschwurbeltes Riffing heranwagen, verlangen Songs wie „Vanitas“ oder der Titeltrack teilweise viel Aufmerksamkeit. Auf die Spitze treibt die Band das im verspielten Instrumentalstück „Ex Nihilo“. Selbst im technischen und progressiven Death Metal stellen Instrumentals eher eine Seltenheit dar, an die so mancher Hörer sich möglicherweise erst gewöhnen muss. Zwischen fetzig-filigranem Thrash-Geflitze und brachialem US-Death-Metal bestechen diese Stücke vor allem durch ihre ausschweifenden Instrumentalteile. Dennoch stehen demgegenüber auch zugänglichere, geradlinigere Songs, wie etwa der grandiose Opener „Of Unworldly Origin“, dessen Extreme-Metal-Riffs stellenweise auch mal an Keep Of Kalessin erinnern, oder das geschwärzt-thrashige „That Which Consumes All Things“. Für eine ausgewogene Mischung ist also bestens gesorgt, sodass „The Outer Ones selten zu anstrengend, vor allem aber nie zu banal wird.

Makellos ist die Platte allerdings nicht. Der zähe Schlusstrack „A Starless Darkness“ versucht sich an gemächlicherem Tempo – richtig wohl scheinen sich REVOCATION hier allerdings nicht zu fühlen. Das musikalische Hauptthema klingt im Vergleich zur restlichen Platte viel zu brav und gefällig. Ähnlich verhält es sich bei „Blood Atonement“, welches zwar unterhaltsamer, aber auch nicht gänzlich überzeugend daherkommt. Gerade im Mittelteil der Platte laufen die Tech-Deather zudem mehrmals Gefahr, ihre Hörer in jenen teils sehr beliebig wirkenden Strukturwechseln innerhalb der Stücke zu verlieren.

Und dennoch gibt es in „The Outer Ones“ viel Tolles zu entdecken, wenn man sich die Zeit nimmt und konzentriertes Hören gewohnt ist. Denn für kreative Extreme-Metal-Riffs haben REVOCATION definitiv ein Händchen. Mag das Album vielleicht auch kein neuer Klassiker des Genres werden, liefern die Musiker trotzdem ein sehr mitreißendes, anspruchsvolles und hochwertiges Werk ab. Die Begeisterung für die US-amerikanische Band dürfte also vorerst nicht so schnell abbrechen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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