ROACHCLIP sind auch schon ordentlich lange im Geschäft. 1986 erfolgte die Gründung, und 1990 wurde das Debüt „Till Morning Light“ veröffentlicht. Zwischenzeitlich lag die Band nach dem Tod ihres Schlagezeugers für annähernd 16 Jahre auf Eis, um 2009 mit dem passend betitelten Werk „The Return“ wieder durchzustarten. Nun erscheint über Pure Rock Records das nunmehr dritte Werk „Nightfalls“.
Es beinhaltet vielschichtigen Hard Rock, der von einer nostalgischen Ader durchzogen ist und seine Inspiration aus den 70ern und 80ern bezieht. Ein bestimmter Band-Einfluss lässt sich nicht festmachen. Da mal ein wenig UFO, hier ein bisschen Australo-Rock á la Rose Tattoo, ein wenig Krautrock nach Art von Truppen wie Epitaph, oder in melodischeren Phasen fühlt man sich auch mal leicht an alte Bonfire erinnert. Aber in erster Linie kann ich ROACHCLIP viel Eigenständigkeit attestieren, und auch viele Ideen, die sie in abwechslungsreichem Songwriting umsetzen.
So ist der Opener „No Reason“ noch ein recht gefälliger, melodischer Rock-Track, das folgende „Buffalo“ aber ein mit vielen unterschiedlichen Intensitäten spielender Ohrwurm mit hervorragender emotionaler Note. Das französisch-sprachige „Le Bon Roi Dagobert“ lässt so eine Art Volkslied-Umsetzung vermuten, während sich hinter dem wenigsagenden Titel „GL 298“ ein einfühlsamer Song mit hymnischem Höhepunkt verbirgt. ROACHCLIP verstehen es nicht nur, vielseitig zu komponieren, die halten auch in allen Nuancen ihrer Musik ein solides bis gutes Niveau. Außerdem sind die Songs bestens auf Thilo Kromers charismatische Stimme mit dem warmen, melodischen Timbre zugeschnitten.
Auch das eher kantige „Poison Blonde“, das mit dezentem Southern-Flair versehene „1077“, das flotte, geradlinige „Praying Mantis“, der knackige Boogie-Rocker „Suck Duck Rockin'“ und das emotionale „When The Night Falls“ sind weitere empfehlenswerte Tracks, die mit viel Feingefühl geschrieben wurden und die dadurch musikalisch auch Seele beinhalten. Lediglich „St. James Infirmary“ klingt mir etwas zu sehr nach „House Of The Rising Sun“, kann aber mit dem intensiven, ausdrucksstarken weiblichen Gastgesang wiederum auch noch ein wenig punkten.
„Nightfalls“ ist eine schöne, vielseitige Hardrock-Scheibe mit nostalgischem Flair, aber nach modernen Soundmaßstäben produziert. ROACHCLIP haben die Fähigkeit, mitreißende Songs mit viel Gefühl zu komponieren und in einer professionellen technischen Vorstellung auch einwandfrei zu intonieren. Genrefans sollten hier unbedingt reinhören.
Wertung: 8 / 10