Review Rocky Votolato & Chuck Ragan – Kindred Spirit

  • Label: Side One Dummy
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Entmetallisiert, Singer/Songwriter

„Echte“ Singer/Songwriter verirren sich verhältnismäßig selten in Metal-Magazine und so ist es immer wieder eine willkommene Abwechslung, wenn Material wie von ROCKY VOTOLATO & CHUCK RAGAN den Weg in den heimischen Player findet. Dabei ist vor allem Zweiterer durchaus Mitglied der harten Szene, immerhin ist RAGAN seit über 20 Jahre Sänger der Post-Hardcore-Band Hot Water Music.

Doch davon ist auf „Kindred Spirit“ wenig zu hören. Vor allem die erste Hälfte ist sehr gemächlich, melancholisch und balladesk gehalten. Glasklare Akustikgitarren stricken den Teppich, auf dem sich die Stimmen wohlig aalen und ein merkwürdiges Gefühl aus Einsamkeit, Trübsal und Hoffnung erzeugen. Die perkussiven Elemente halten sich deutlich im Hintergrund und so bieten sich die drei Nummern hervorragend zum Entspannen, Wegträumen und Nichts-Tun an.
Teil II von „Kindred Spirit“ ist ungleich „härter“. Natürlich ist dieses Adjektiv immer noch mit Vorsicht zu genießen, denn bis auf einige Solo-Einlagen der Gitarre erinnert nichts an Songs, die von Schlagzeug, E-Bass und verzerrten Sechssaitern dominiert werden. Einzig die raue Stimme von CHUCK RAGAN würde sich auch in diversen Metal-Veröffentlichungen gut machen. Das ist hier aber nicht das Ziel, vielmehr wird die folk-inspirierte Musik lediglich auf ein anderes Intensitätsniveau gehoben. Damit machen ROCKY VOTOLATO & CHUCK RAGAN weiterhin vieles richtig, so relaxt die ersten Songs auch sind, verhindern die emotional aufgedrehten Lieder der zweiten Hälfte eine drohende Langeweile.

Es gibt wenig zu bemängeln an der EP, die mit 22 Minuten Spielzeit noch ordentlich gefüllt ist, Quantität und Qualität gehen hier Hand in Hand. Für die ruhigeren Stunden im nahenden Herbst ist „Kindred Spirit“ genauso geeignet wie für die Autofahrt im Indian Summer, wenn man noch einmal mit aller sich bietenden Lässigkeit die Fenster in naiver Lebensfreude herunterkurbelt.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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