Review Rogers – Mittelfinger für immer

2017 feierten die Düsseldorfer Punk-Rocker ROGERS ihren Durchbruch mit „Augen auf“ und Platz 37 in den deutschen Charts. Ihrem Zwei-Jahres-Rhythmus bleibt die Band treu und möchte mit dem unmissverständlichen Titel „Mittelfinger für immer“ samt aussagekräftigem Cover ihre zeitgemäße Anti-Haltung unterstreichen.

In bester Broilers-Manier startet der Longplayer mit dem kraftvollen und ohrwurmverdächtigen „Einen letzten Abend“, welches bereits vorab als Single veröffentlicht wurde. Dabei ist es anhand der Hitverdächtigkeit auch zu verschmerzen, dass der Song wie ein Hybrid aus „Zurück zum Beton“ und „Tanzt du noch einmal mit mir?“ der bereits erwähnten Kollegen klingt. In gleicher Weise führen ROGERS ihren neuesten Output weiter, variieren ihren Stil dabei nur minimal, aber dennoch genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Ingo von Donots prägt das lyrisch vom exzessiven Kapitalismus inspirierte „Zu spät“ mit seinem Gastpart nicht unerheblich.

„Wo immer du gerade bist“ wird von einer Akustikgitarre eingeläutet und entwickelt sich zu einer kraftvollen Halb-Ballade mit deutlichen Indie-Rock-Elementen. Durch das Feature von Schmiddlfinga binden sie auch Rap-Anteile mit ein, die an Swiss & Die Andern erinnern („Hartes Leben“). Nebenbei beweisen ROGERS auch, dass sie das Tempo deutlich anziehen („Wer wirft den ersten Schein“) oder sich als Motivationscoach betätigen können („Für dich“). Überzeugend ist auch das abschließende Jennifer-Rostock-Cover „Es war nicht alles schlecht“, welches sich nicht nur durch Gastsänger Matthi (Nasty) zum härtesten Song der Platte mausert.

Daneben stehen leider auch Songs, die nach den ersten ernstzunehmenden Punk-Rock-Titeln in eine Schiene abrutschen, die im direkten Vergleich zu pubertär und wenig gehaltvoll wirkt. Der Titelsong besingt saufen, die aus dem Arsch scheinende Sonne und den erhobenen Mittelfinger. Um beim Text zu bleiben: Diesen Spaß muss man sich nicht zwingend gönnen. In eine ähnliche Kerbe schlägt das im Refrain oft wiederholte „Geh mir nicht mehr auf die Eier“, wobei die gewisse Alltags-Ironie in den Strophen hier wenigstens punkten kann.

„Mittelfinger für immer“ lebt vor allem von seiner Energie, aber auch von guten Texten, die teilweise tiefgreifende Kritik an der Gesellschaft verdeutlichen. ROGERS haben leider auch einige weniger gehaltvolle Songs im Gepäck, die im Gesamtkontext nicht so recht zünden möchten. Die von Alltagsthemen geprägten Titel sind glücklicherweise in der Überzahl. Dass sie sich dabei an den eingangs erwähnten Broilers orientieren mag an der selben Heimatstadt liegen, ist der Qualität aber auf jeden Fall zuträglich. Der nächste Schritt auf der Karriereleiter sollte mit diesem Release kein Problem darstellen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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