Zu diesem Review muss ich ein wenig ausholen, die Band Rough Sill war mir bis 1994 total unbekannt. Bis ich sie im Vorprogramm von Helloween in Dortmund (damals noch Musik-Zirkus, im allgemeinen nur Assi-Park genannt) sah. Der Auftritt war wie Wasser auf meine Mühlen, weil zu der Zeit tummelte sich grausiges Grunge-, Funk- und Alternative-Zeug in alle Zeitungen und dominierten die wenigen Heavy Metal Sendungen im Fernsehen. Eine harte Zeit für einen Fan dem die Traditionellen Klänge am Herzen lagen. Da Kamm mir der powervolle Auftritt der Hannoveraner Band gerade recht. Nach dem Begeisternden Konzert habe ich mir das aktuelle Album von Rough Silk geordert („Walls of Never“) und wurde ein wenig enttäuscht.
Die Musik auf der CD war mir nicht knackig genug, so verschwand die CD im Schrank, wurde ab und an mal wieder herausgepullt, weil man hat es bezahlt und das muss man auch hören. Oder so ähnlich. Dann kamen und gingen ein paar Jahre. Ein neuer Bekannter aus der schönen Stadt Essen, meinte irgendwann, als wir verkatert beim rum hockten, ob ich die Band Rough Silk kennen würde? Ja, schon aber…! winkte ich ab. Und er legte „Mephisto“ in den CD-Player.
Angefangen mit einem Klavier-, Gesangsstück, welches nach 50 Sekunden in den Opener „Recall“ überging, blies mich der Sound in den Sessel. Das sind Rough Silk?? Das dumme Gesicht von mir, war bestimmt Gold wert. Power, Killermelodien, Hooklines vom Fass, so wie ich mir die Band immer gewünscht hatte. Ich gebe gern zu das sich auf der CD ein paar Einflüsse eingeschlichen haben, die dem Zeitgeist zuzuschreiben waren. So ein Rammstein-mäßiger Stampfrhythmus beim Schlagzeug, ich tue mich immer schwer so was zu beschreiben, aber ihr wisst sicher was ich meine. Dadurch wurde das Album ungewöhnlich hart. Der Sänger Jan Barnett gibt hier eine Vorstellung wie man sie nur einmal im Leben gibt. Leider war „Mephisto“ auch das letzte Album für ihn und Rough Silk, sein Nachfolger war auch nicht schlecht, aber die Band fing an ihr eigens Grab zu schaufeln. Äh, ich verliere den Faden.
Song Nummer 5 ist ein Lied welches für mich eine ganz persönliche Bedeutung hat, in „My last Farewell“ rechnet man mit einem Freund/Bekannten ab, der sich halt nicht als solch einer entpuppte. Gerade in dieser Zeit machte ich eine ähnliche Erfahrung, und dieser harte, stampfende Song halft mir diesen Fehler zu verarbeiten. Allgemein ist die Musik von Rough Silk am besten mit einem alte Scorpions meets Queen zu bezeichnen. Das ist natürlich erst mal ein Brocken, aber es trifft die Sache auf den Punkt. Also straighte Riffs, treffen auf Bombastische Keyboardparts, harte Strophen werden von Refrains mit Chören und Epik verschönert.
Ich finde das Rough Silk gerade mit ihren ersten Sänger 3 Scheiben veröffentlicht haben, die es sich lohnt zu hören, aber die 4te sticht für mich am meisten heraus. Weil sie eben am eingängigsten ist und die meisten Ohrwürmer zu bieten hat. Das macht doch eine CD aus, die man immer wieder gerne aus dem Schrank holt und sich fast genauso begeistert anhört wie beim ersten Male. Falls ihr Anspieltipps braucht, versucht euch mit „Glissano“, Recall“, The Day of the loner“ oder „Mephisto“. Eine Band die gerade in Deutschland immer einen schweren Stand hatte, sollte heutzutage noch mal eine Chance bekommen, obwohl man teilweise heraushört das es sich um eine einheimische Band handelt lässt dieses Album manche ausländische Produktion weit hinter sich. Leider haben Rough Silk in der letzten Jahren CDs herausgebracht die mir überhaupt nicht mehr gefallen haben, was dran liegen könnte das die Bombastparts die Oberhand gewonnen haben.
(Jörg)
Wertung: 9 / 10