Review Royal Republic – Weekend Man

  • Label: Vertigo
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Rock

Nein, das Rad neu zu erfinden, das obliegt den Schwedenrockern von ROYAL REPUBLIC nicht. Mit bisher zwei Studioalben wollten die Nordeuropäer primär eines: unterhalten und Ärsche treten. Das taten sie mit Songs wie „Full Steam Space Machine“ oder „Underwear“. Nach vier Jahren Abstinenz kehren sie nun mit ihrer dritten Scheibe, dem „Weekend Man“, zurück. Von ihrem Erfolgsrezept weichen sie allerdings auch nach längerer Schaffenspause nicht ab.

Warum auch? Mit einer Menge Pfeffer im Hintern eröffneten die königlichen Schweden live unter anderem bereits für die Donots und die Toten Hosen. So schlecht können sie also nicht sein – und der Anfang der Platte mit „Here I Come“, „Walk!“ und „When I See You Dance With Another“ zeigt sofort unmissverständlich, wo die Stärken von ROYAL REPUBLIC liegen. Eingängiger Rock mit einer Prise Rotz, der trotz bekannter Allegorien durchaus eine gewisse eigene Note besitzt. Eben die eine Stufe über dem, was der durchschnittliche Radiohörer, der „auch mal Rock laufen lässt“, normalerweise erträgt. Ein bisschen mehr als nur eine Prise Mandio Diao und Billy Talent.

Auch auf dem Rest des Albums dominieren die Gitarrenriffs und das treibende Schlagzeug. Guter Stoff, um im Frühling oder Sommer die Fenster herunterzukurbeln oder am Festivalnachmittag den Abend gebührend einzuläuten. Die vier Jungs scheinen im Studio nach langer Pause ordentlich Spaß und vor allem Energie investiert zu haben. Kurzum: Der „Weekend Man“ macht ganzwöchig Spaß, auch wenn kompositorisch gewisse Schemen wiederholt greifen und man irgendwann die Übergänge vom Reißbrett der Rockmusik erraten kann, ohne den Song besonders intensiv studiert zu haben.

Manchen dürfte der homogen-eingängige Sound auf Dauer zu eintönig werden. Andererseits erwartet wohl niemand ein tiefgreifendes Konzeptalbum, wenn er ROYAL REPUBLIC hört. Das Quartett nimmt keine Gefangenen und spielt munter darauf los. „People Say That I’m Over The Top“ fasst dies als Song und gleichzeitig als (unterstrichene) Überschrift (mit Ausrufezeichen!) passend zusammen. Beim „Weekend Man“ selbst überzeugt Sänger Adam, temporär unterstützt durch einige Zweitstimmen. Der raue Klang seiner Stimme ist hier besonders prägnant und fügt sich stimmig zum rohen Live-Sound der gesamten Platte. Beim Sound und Mix haben ROYAL REPUBLIC im Vergleich zu ihren ersten beiden Scheiben nochmals merklich zugelegt. Besonders der Titeltrack lädt dazu ein, die Luftgitarre auszupacken und bei der Rock-’n‘-Roll-Hymne imaginär selbst einzusteigen. Auch lyrisch entlockt der Song mehr als einen fetten Grinser.

Im weiteren Verlauf schwankt die Platte zwischen etwas halbgaren Indie-Allüren („My Way“) und einem elektronisch aufgepimpten „Follow The Sun“, das einen ganz neuen Klangkosmos im royalen Klanguniversum aufzeigt. Hiervon hätte es gerne eine Prise mehr sein dürfen, die Ideen waren bzw. sind offenkundig vorhanden. Das wertet „Weekend Man“ insgesamt noch einmal deutlich über den breiten (und meist ziemlich belanglosen) Rock-Durchschnitt auf.

ROYAL REPUBLIC rocken und rollen, bis die Schwarte kracht. Nicht mehr und nicht weniger. Kaum eine andere Kapelle verdient sich das Prädikat „Rock ’n‘ Roll“ so sehr wie der flotte Vierer aus Malmö. Nur stellt sich nach drei Alben zumindest am Rande die Frage: Geht da noch etwas mehr? Oder bleibt’s für immer, wie’s ist? Da parallel dazu vermutlich der Fuß im Takt der Hochgeschwindkeitsgitarren wippt, ist auch die Antwortkombination „nein und ja“ kein Weltuntergang.

Wertung: 7.5 / 10

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