Review Royal Thunder – Wick

  • Label: Spinefarm
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Wer, so wie der Rezensent dieses Artikels, von ROYAL THUNDER bis dato noch nichts gehört hat, für den gilt es, eine kleine Perle des modernen Rocks zu entdecken. Die aus Atlanta stammende (und seit 2004 existierende) Gruppe liefert mit ihrem dritten Album „Wick“ ein enorm stimmungsvolles Stück Musik ab, das nicht nur den Willen der Band zur musikalischen Eigenständigkeit dokumentiert, sondern den Hörer auch auf eine Reise durch die etwas düstereren Seelenlagen und Stimmungen, denen der Mensch so fähig ist, mitnimmt.

Das zentrale Prinzip und Ziel der Musik von ROYAL THUNDER, die irgendwo zwischen Retro- und Post-Rock situiert werden kann, ist Stimmung, Atmosphäre. Die Kompositionen sind ergo so aufgebaut, dass sie die dem Song jeweils unterlegte Stimmung möglichst deutlich zum Ausdruck bringen, wobei wie bereits erwähnt, die Grundstimmung von „Wick“ eine eher melancholische ist. Dass diesem Umstand auch autobiographische Umstände zugrunde liegen, wird durch das der Promo beiliegende Infomaterial zwar suggeriert – bleibt aber letztlich Spekulation. Elementares Mittel der Stimmungsproduktion ist die Stimme von Sängerin Miny Parsonz. Bleibt sie in ihrer Funktion als Bassistin eher blass, so ist sie als Sängerin schlicht umwerfend gut. Ihr aggressives, raues und enorm kraftvolles Organ ist das Herzstück der Musik von ROYAL THUNDER. Immer wieder hat man den Eindruck, dass die übrigen Instrumente lediglich eine begleitende Funktion haben (auch wenn hier und da mal ein äußerst gelungenes Gitarrensolo durchblitzt, wie beispielweise bei „Tied“), sie bilden eine Art Minimalorchestrierung, vor der sich die Stimme ausbreitet. Da auch die Songstrukturen selbst so angelegt sind, dass Parsonz´ Stimme immer im Vordergrund ist, bekommen manche der Stücke einen geradezu mantraartigen Charakter, so sehr singt sich Parsonz teilweise in Rage.

Das Resultat dieser Kompositionslogik sind zwölf teils verträumte, teils wütende, teils bedrückte Rock-Songs, von denen einige echte Ohrwurmqualitäten haben (so zum Beispiel das bereits vorab veröffentlichte „April Shower“, das groovige „Anchor“ oder „The Well“). Das Tempo bewegt sich durchgehend im langsameren Bereich, wobei ab und an der Härtegrad nach oben gechraubt wird und man etwas beherzter zu Werke geht („The Sinking Chair“). Die intensivsten Momente erreichen ROYAL THUNDER aber vor allem dann, wenn sie es ruhiger angehen lassen – wenig verwunderlich ist der für mich beste Song die Ballade „Plans“, in der mich Parsonz´ faszinierender Gesang in seinem Wechselspiel zwischen Wutausbruch und inszenierter Fragilität sehr an Janis Joplin erinnert. Allen Freunden atmosphärischer Rock-Musik sei „Wick“ hiermit wärmstens empfohlen. Mit ihrem dritten Album dürften sich die Amerikaner von ROYAL THUNDER definitiv neue Fans erspielen. Es sei ihnen gegönnt!

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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