Review Ryoji Shinomoto – Children Of Bushido

Von der persönlichen Tragödie einmal ganz abgesehen, war der viel zu frühe Tod von Alexi Laiho ein herber Schlag für die Metal-Szene: Zwar waren Children Of Bodom schon lange zerbrochen und die ganz große Bühne damit Geschichte – sein virtuoses Gitarrenspiel aber hat eine ganze Generation an Gitarristen geprägt. So auch RYOJI SHINOMOTO, der mit seiner Band Ryujin (ehemals Gyze) ebenfalls im melodischen Death Metal unterwegs ist und es selbst zu beeindruckenden Fertigkeiten an der Gitarre gebracht hat.

Zu Alexi Laihos 46. Geburtstag zollt RYOJI SHINOMOTO seinem Idol nun auf beeindruckende Weise Respekt – mit einem Coveralbum, auf dem er neun Stücke von Children Of Bodom neu interpretiert hat. Das ist in doppelter Hinsicht eine sehr passende Idee. Zum einen war Alexi Laiho bekanntermaßen selbst ein großer Fan von Cover-Versionen – keine Band war zu seinen Lebzeiten davor sicher, von Children Of Bodom gecovert zu werden, mit „Skeletons In The Closet“ brachte die Band selbst 2009 ein ganzes Cover-Album heraus. Zum anderen eignet sich der verspielte, melodienreiche Stil von Children Of Bodom überraschend gut dafür, um ihn mit asiatischen Einflüssen zu kreuzen.

Das nämlich ist das Konzept, dem RYOJI SHINOMOTO auf diesem Soloalbum folgt: Statt die Songs „nur“ nachzuspielen, was zwar eine technische, aber keine kreative Herausforderung wäre, interpretiert er sie im Stil von Ryujin und ergänzt die Arrangements um traditionelle japanische Instrumente. Das mag für Puristen und Die-hard-Fans der Finnen zunächst ungewohnt klingen – funktioniert aber bemerkenswert gut: So wird gerade der melodische Aspekt von Children Of Bodom nochmal auf einzigartige Weise hervorgehoben, wenn Keyboards oder Leadgitarren nun auf Laute (Shamisen und Erhu), Zither (Koto) oder Flöte gespielt werden. Dass RYOJI SHINOMOTO all diese Instrumente wie auch die Percussion-Instrumente (Taiko) persönlich eingespielt hat und auch die Orchestrierung der Songs übernommen hat, ist bei einem Soloprojekt nicht überraschend – verdient aber angesichts des Aufwands und der technischen Herausforderung Respekt.

Auch die Songauswahl lässt keine Wünsche offen – zwischen „Lake Bodom“ und „Downfall“ finden sich ausschließlich Hits der ersten vier Alben von Children Of Bodom. Das überrascht insofern wenig, als diese wohl die für RYOJI SHINOMOTO prägende Zeit gewesen sein dürfte; aber auch, als sich diese Songs durch ihren verspielten Stil (anders als die thrashigen Songs der späten Children Of Bodom) für Arrangements mit traditionellen Instrumenten geradezu aufdrängen.

Jeder Fan von Children Of Bodom sollte sich diese spannenden Neuinterpretationen zumindest einmal zu Gemüte führen. Wer darüber hinaus generell Interesse an Metal aus dem asiatischen Raum hat, seien es Nine Treasures und Tengger Cavalry aus der Mongolei oder eben Ryujin, kann dieses Album eigentlich auch blind kaufen. Lange hat kein Cover-Album so viel Charme, eigene Kreativität und technische Brillanz vereint wie RYOJI SHINOMOTOs „Children Of Bushido“ – da verzeiht man den (hierzulande) etwas irreführenden Titel und das leider ziemlich generische Cover-Artwork (immerhin mit Reaper-Bezug!) gerne.

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Wertung: 9 / 10

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