Initial im Jahr 1997 veröffentlicht, war „The Coming Of Chaos“ von SACRAMENTUM eine beeindruckende Leistung im Bereich des melodischen Black Metals. Das schwedische Trio erweiterte seinen Sound von der roheren, Thrash-inspirierten Herangehensweise ihres Debütalbums „Far Away From The Sun“ und schuf ein kunstvolles Meisterwerk, das Aggression und Melodie mit unheimlicher Präzision ausbalanciert. Nun erfährt die Platte eine Wiederveröffentlichung, die das Werk würdigt.
Das Album beginnt mit „Dreamdeath“, einem wütenden Track, der mit seinen komplexen Gitarrenharmonien und unaufhörlichem Schlagzeugspiel den Ton angibt. Die Melodien sind gleichermaßen unheimlich und triumphierend und schaffen sofort eine Atmosphäre, die sowohl schaurig als auch erbarmungslos ist. „Devide Et Impera“ folgt und bringt eine heftige Dosis thrash-inspirierter Riffs, während der eisige melodische Kern erhalten bleibt. „The Vision And The Voice“ ist ein herausragender Track, dessen schwebende Lead-Gitarrenarbeit über einem Chaos aus Blastbeats und gutturalem Gesang liegt und ein Gefühl epischer Größe erzeugt. Ebenso kombiniert „Blood Shall Be Spilled“ rasendes Tempo mit Momenten nachdenklicher Besinnung und zeigt SACRAMENTUMs Fähigkeit, innerhalb der Grenzen des Genres eine dynamische Bandbreite zu schaffen. Der abschließende Track „Black Destiny“ ist eine kathartische Kulmination der Themen des Albums mit seinen spiralförmigen Riffs und traurigen Untertönen.
Als zusammenhängendes Werk exemplifiziert „The Coming Of Chaos“ den melodischen Black-Metal-Sound der späten 1990er-Jahre und hebt sich zugleich mit seiner sorgfältigen Songstruktur und der düster-poetischen Atmosphäre ab. Die (ursprüngliche) Produktion von Andy La Roque schafft eine feine Balance zwischen Klarheit und Rauheit, wodurch die komplexen Arrangements glänzen, ohne den aggressiv-brutalen Eindruck zu verlieren. Thematisch taucht das Album in existentielle und nihilistische Motive ein, mit Texten, die Bilder von Zerstörung, Wiedergeburt und ewigem Kampf heraufbeschwören. Diese konzeptionelle Tiefe fügt sich nahtlos in die Musik ein, die Schönheit und Wildheit miteinander vereint und das Album zu einem zutiefst immersiven Erlebnis macht.
Obwohl es kommerziell nicht so erfolgreich war wie zeitgenössische Werke von Dissection oder Emperor, wurde „The Coming Of Chaos“ von Kritikern hochgelobt und bleibt ein kultiger Klassiker unter Fans des Genres. Seine komplexe Gitarrenarbeit und die eindringliche Atmosphäre haben zahllose Bands in der melodischen Black- und Death-Metal-Szene beeinflusst und SACRAMENTUM als Pioniere dieses Stils etabliert.
Zur jetzigen Wiederveröffentlichung hat Kristian „Necrlord“ Wahlin der Scheibe ein neues Cover geschenkt, das den Charakter der Platte perfekt einfängt, und auch der Klang wurde überarbeitet. Verantwortlich hierfür zeichnet – fast schon erwartungsgemäß – Dan Swanö. Dieser hat den Sound etwas aufgeräumt und vor allem den Gitarren mehr Power verpasst, ohne den ursprünglichen Charakter und vor allem die Atmosphäre der Platte zu beschädigen.
Im Laufe der Jahre wurde „The Coming Of Chaos“ als verstecktes Juwel gefeiert und oft als Paradebeispiel dafür genannt, wie Melodie und Brutalität im extremen Metal koexistieren können. Für alle, die ein Album suchen, das den Geist des schwedischen Black Metal der 1990er-Jahre auf seinem raffiniertesten und eindrucksvollsten Niveau einfängt, ist dies ein unverzichtbares Hörerlebnis.
Wertung: 8.5 / 10
O je, das tut fast weh zu lesen! Erstens ist es kein Re-Release im klassischen Sinne. Das Album wurde komplett von Dan Swanö neu gemischt und gemastert. Dadurch erinnert der Klang wohlwollend an das Debüt.
Peter Tägtgren hatte mit der ursprünglichen Produktion gar nichts am Hut. Für die – extrem miese – Produktion war Andy LaRoque verantwortlich.
Endlich ist dieses Album in seiner Pracht zu hören. Dan Swanö machte einen erstklassigen Job. Endlich hört man die Leads richtig und mit vollem Ton, die zuvor wie Klingeltöne eines alten Nokia Handys Anfang der Zweitausender klangen.
Jetzt müsste man nur noch das dritte Album, „Thy Black Destiny“, aufpolieren. Dank LaRoque klingt es ebenfalls furchtbar.
Hallo, danke für deinen aufmerksamen Kommentar. Tägtgren hat hier natürlich tatsächlich nichts verbrochen, die Passage wurde entsprechend geändert. Ansonsten würde ich persönlich schon sagen, dass auch ein Re-Master noch in das Feld des klassischen Re-Releases fällt, aber darüber kann man wohl philosophieren ;) Wichtig ist am Ende aber ja nur, dass du der neuen Version etwas abgewinnen kannst :)