Review Santiano – Von Liebe, Tod und Freiheit

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Entmetallisiert, Schlager

Butter bei die Fische: SANTIANO machen einfach Spaß. Fünf gestandene Mannsbilder singen Seemannsgarn und Hochsee-Hymnen zum Mitschunkeln – und verkaufen sich auch so. Das nenn ich fair und ehrlich und kann ich entsprechend ernst nehmen. So veröffentlicht das Freibeuter-Quintett bereits ihr drittes Studio-Album, “Von Liebe, Tod und Freiheit”, und plakativer hätte man den Inhalt des Albums nicht zusammenfassen können. Irgendwie dämlich? Schon. Irgendwie herrlich? Auf jeden Fall!

SANTIANO stechen wieder zur See, und im Gepäck neben Geige und Schifferklavier auch wieder ein Haufen neuer Lieder, teils neue Kompositionen, teils Cover von bekannten Pop- und Folk-Songs. Schon ab dem ersten Takt weiß man, wohin die Reise geht: Zum Großteil in der jedem Zuhörer bekannten Melodie von Mike Oldfields “To France” und mit einem treibenden Rhtythmus unterlegt eignet sich “Lieder der Freiheit” zum sofortigen Mitsingen und Mitklatschen. Das mit den Ohrwürmern, das können sie eben. Besonders “Seine Heimat war die See” (das man nach 30 Sekunden problemlos mitsingen kann), bohrt sich so vehement ins Hirn, dass es gefühlt 20 IQ-Punkte verdrängt und dafür ein riesiges Lächeln ins Gesicht zaubert. Klingt ein bisschen wie Ballermann mit Fidelklang? Darf es auch! Ein maritimes “10 kleine Jägermeister”? Kein Problem! SANTIANO singt “Joho und ne Buddel voll Rum”, bis alle zehn besungenen Seefahrer an der Pest gestorben sind. Wie wär’s mal mit was zum Schunkeln in Plattdeutsch? Na klar! “Fresenhof” ist melancholisch-schön im Lokalkolorit. Nein, thematisch verlassen SANTIANO nie die See, doch innerhalb dieser gesetzten Grenzen ist “Von Liebe, Tod und Freiheit” überraschend abwechslungsreich und stimmig, von einem zu Tode gespielten Konzept ist noch lange nichts zu hören. So gibt es bei “Rhungolt” ein Didgeridoo, beim traditionellen Sea Song “Rolling the Woodpile” einen fetzigen Balkan-Rhythmus als Untergrund, und “Sturmgeboren” ist fast schon eine maritime Samba. Dass dabei nicht jeder Song für jedermann zündet ist selbsterklärend, aber bei der Menge an guter Laune, die die SANTIANO-Kompositionen verbreiten, stört das nicht weiter und gibt der Band im Gegenteil sogar mehr Charakter. Da kann man Songs wie “Kinder des Kolumbus” leichten Herzens skippen und sich dafür noch einmal “Seine Heimat war die See” anhören. Oder “Johnny Boy”, das mit der wohl besten Liedzeile des Albums aufwartet:
“Halt dich fest, mein Jung, so der Himmel will macht die See dich heut zum Mann.”
Also wer bei so viel Pathos kein Grinsen ins Gesicht genagelt bekommt, egal ob er es dumm oder geil findet, hat wohl keinen Humor.

SANTIANO haben mit “Von Liebe, Tod und Freiheit” alles richtig gemacht. Sie haben ihr Party-Repertoire noch einmal um viele eingängige Stücke erweitert und dabei auch ein wenig mehr Abwechslungsreichtum gezeigt. Und gerade jetzt im Sommer bleibt das Album ein Garant für gute Laune, für die man sich nicht zu schämen braucht. Einfach mal dazu stehen und rein damit in den CD-Player. Und dann geht‘s auf dem Weg zum nächsten Baggersee direkt noch auf die Hohe See.

Wertung: 8 / 10

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