Review Sataninchen – Panda Metal Party

Sushi, Lakritze, Spaß-Metal: Es gibt Dinge, zu denen man nur eine von zwei klar definierten Positionen beziehen kann – die klassische „Love it or hate it“-Situation also. Zum Glück von SATANINCHEN haben viele Metalheads Humor und sind auch noch für den absurdesten Klamauk zu begeistern. Um „Panda Metal Party“, das Debüt von SATANINCHEN nicht zu hassen, ist das nämlich unerlässlich. Ein dickes Fell in Sachen Trash, Schlager und Schnulzenpop ist zum Genuss dieses Werkes ebenfalls unerlässlich. Doch von vorne …

Unter dem knuffigen Pseudonym SATANINCHEN und mit viel (Selbst-)Ironie interpretiert ein Berliner Künstler, der sich selbst als Ein-Mann-Satire-Black-Metal-Projekt inszeniert, die „größten Hits der 80er, 90er und von heute“ neu – so besagt es zumindest das Intro der CD, unterlegt von diversen Rülps- und Kotzgeräuschen. Und unter „Die größten Hits“ sind konkret die schlimmsten Nummern zu verstehen, die das Radio, der ZDF-Fernsehgarten und sämtliche Bierzelte dieser Welt je gehört haben: „Nur geträumt“ (Nena), „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens), „Wahnsinn“ (Wolfgang Petry), „Verdammt ich lieb dich“ (Matthias Reim), „Mädchen“ (mit einem Feature der Original-Interpretin Luci van Org!) und (natürlich) der unsägliche Song beispielsweise, dessen Name nicht genannt werden darf (Helene F.).

Das Bandkonzept des „neu-interpretierens“ ist natürlich alles andere als neu: Was stilistisch ein wenig nach einer Low-Budget-Version von Eisregen klingt, ist im Endeffekt nichts anders als eine 2017er-Version von Onkel Tom im Black-Metal-Gewand. Das allein kann man SATANINCHEN, der auch Tom Angelrippers Sohn sein könnte, kaum zum Vorwurf machen … wahrscheinlich braucht einfach jede Generation ihren „Onkel Tom“, um die musikalischen Verbrechen ihrer Zeit zu verdauen.

Auch sonst gibt es wenig, was man SATANINCHEN vorwerfen kann – außer vielleicht dem Bruch der Genfer Konvention. Aber damit sind ja schon ganz andere ungeschoren davongekommen. Sieht man von der Instrumentierung mit bratenden Zerrgitarren und Grunzgesang ab, sind die Cover vom Arrangement her allesamt ziemlich originalgetreu gehalten und musikalisch durchaus patent umgesetzt: Vor allem der Frauengesang von Nina Jiers (Neopera) in „Lay All Your Love“ (ABBA) und in der Alternativversion des Songs, dessen Name nicht genannt werden darf, sorgt im Kontext dieses Spaß-Projektes für Erstaunen. Da hat man auf so mancher ernst gemeinter CD schon Schlimmeres gehört. Aber auch der Sound ist für ein Satire-Projekt überraschend professionell – kein Wunder, ist Sascha Blach alias Alexander Paul Blake (u.a. Eden Weint Im Grab, Aethernaeum), der SATANINCHEN dahingehend unterstützte, auch kein Unbekannter in seinem Fach.

Die Skurrilität der gesamten Kollektion, die ansonsten von „Zu Spät“ (Die Ärzte) bis „Sun Of Jamaica“ (Goombay Dance Band) reicht, bringt das „Katzelied“ auf den Punkt – eine von zwei Eigenkomposition von SATANINCHEN im hier gebotenen Strauß bunter Melodien. Und das nicht nur, weil es eigentlich von einem Kater handelt, dem es an die Klöten geht.

Wenn Heino Metal-Songs covern darf, dürfen SATANINCHEN auch Metal-Versionen von Schlagern spielen. Oder ist es nicht vielmehr so: Wenn ein Heino schon Metal-Songs verschlagert, braucht man nicht auch noch ein SATANINCHEN, das Schlager-Songs vermetalt? Die Antwort auf diese Glaubensfrage muss sich jeder selbst geben – Fakt ist: Wenn es schon niveaubefreiter Metal-Klamauk sein soll, dann ist SATANINCHEN aufgrund der Einhaltung grundlegender musikalischer Standards und eines gewissen, nicht zu leugnenden Unterhaltungswertes keine schlechte Wahl. Wäre da nicht dieser eine Song (in gleich zwei Versionen!), dessen Name nicht genatemlos, durch die Nacht, bis der neue Tag erw… ICH HASSE EUCH ALLE! Außer die Pandas auf dem Cover. Die sind süß.

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3 Kommentare zu “Sataninchen – Panda Metal Party

  1. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass die Gags (haha, Corpsepaint sieht aus wien Panda! haha, lass Heino singen nur dieses mal HART!) unsagbar alt und abgeschmackt sind. Bei dieser ‚Satire‘ ist null Kreativität oder irgendeine Spur Cleverness drin; was für unlustige Personen. Aber yeah, passt, wie Winterpercht schon richtig angesprochen hat, super in die besoffene Partyfestivalkultur, die inzwischen die Grenzen zwischen Ballermann und Wacken/Summerbreeze immer mehr verschwimmen lässt.

    Das wäre alles nicht schlimm, würde man nicht immer wieder hören, wie sich Metalheads von genau dieser oberflächlichen Mainstreamkultur angewidert inszenieren: „wir sind dagegen!“ Gähn.

  2. „In Sachen Klamauk gibt es eigentlich nur eine Band, die eine gewisse Daseinsberechtigung hat und das sind die Excrementory Grindfuckers. Die kriegen den Spagat zwischen derber, aber genialer Musik und eben dem musikalischen Unrat aus 50 Jahren deutscher Pop- und Schlagergeschichte noch wesentlich besser hin.“

    this.

    Man wird mich auf Festivals immer bei den Grindfuckers finden, wie ich „Looking for Grindcore“, „The Final Grinddown“ oder „Lieblicher Grind“ mitgröhle. Aber das Sataninchenzeug finde ich doof, sorry. Weder witzig noch musikalisch gut umgesetzte Parodien (ja, auch Parodien erfordern musikalisches Können, gerade bei den Arrangements und der technischen Umsetzung). Das hier ist YouTube-Niveau und da hätte es auch bleiben sollen. Lahm… :/

  3. Urks, da lacht der Schwarzmetaller tatsächlich nur im Keller. In Sachen Klamauk gibt es eigentlich nur eine Band, die eine gewisse Daseinsberechtigung hat und das sind die Excrementory Grindfuckers. Die kriegen den Spagat zwischen derber, aber genialer Musik und eben dem musikalischen Unrat aus 50 Jahren deutscher Pop- und Schlagergeschichte noch wesentlich besser hin. Aber in Zeiten, wo gestandene Schwarzmetaller besoffen auf Festivals Lady Gaga und Konsorten mitgröhlen, soll es eben auch ein beklopptes Sataninchen geben. Das tut nicht weh und verschwindet auch wieder in der Belanglosigkeit.

    Und das Schreckenslied der Fischer-Chöre haben schließlich auch schon ein paar Schweizer vermetalt:
    https://www.youtube.com/watch?v=DtB5e0IWOOA

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