Review Schwarzer Engel – Kult der Krähe

So ungern man als leidenschaftlicher Musikhörer auch darauf aufmerksam gemacht wird, Musik ist nicht immer nur ein Ausdruck des Seelenlebens ihrer Schöpfer, sondern auch ein Geschäft. Selbst an sich authentische Interpreten wie Behemoth scheuen sich nicht davor, aus dem eigenen guten Namen Profit zu schlagen (Stichwort: Kaffee). Mag man dies noch als verzeihlich erachten, wird es jedoch richtig problematisch, wenn die Musik selbst von monetären Gesichtspunkten bestimmt wird. Diese Gedanken sind es, die sich beim Hören von „Kult der Krähe“, dem sechsten Album der deutschen Dark-Metaller SCHWARZER ENGEL, im Kopf breitmachen.

Seit Dave Jason SCHWARZER ENGEL 2007 als Soloprojekt ins Leben rief, hat seine musikalische Entität einen durchaus bemerkenswerten Bekanntheitsgrad in der Gothic-Szene erlangt. Hatte der Mix aus Symphonic und Gothic Metal sowie Neuer Deutscher Härte tatsächlich einen gewissen Reiz, so waren es vor allem die stumpfsinnigen Texte und das pseudo-düstere Image-Gehabe, die so manchen Kritiker auf den Plan riefen. Dass SCHWARZER ENGEL leider auch mit „Kult der Krähe“ auf ein leicht zu beeindruckendes Publikum abzielen, verrät bereits das Artwork, dessen künstlerischer Gehalt in etwa dem einer x-beliebigen Schlager-Platte entspricht.

Die böse Vorahnung, die pathetische Songtitel wie „Mein glühend Herz“ oder drittklassige Wortspiele wie „Sinnflut“ wecken, bewahrheitet sich nur allzu bald: Für das eröffnende „Krähen an die Macht“ haben sich SCHWARZER ENGEL etwa die folgenden „geistreichen“ Zeilen einfallen lassen: „Einheit ist Stärke; Stärke ist Kraft; die Besten der Besten; die Krähen an die Macht“. Etwas weniger desaströs als diese lyrischen Ergüsse ist die Instrumentalisierung – von herausragender Tonkunst kann hier jedoch beileibe nicht die Rede sein. Die merklich auf Eingängigkeit getrimmten Tracks laufen alle mehr oder weniger nach demselben Schema ab. In den Strophen tut sich abgesehen von Daves tiefem, bemüht düsteren Gesang und ein paar simplen Drum-Beats meist nicht viel, im Refrain setzen dann die rohen NDH-Gitarren ein.

Rhythmik und Melodik hat man so schon unzählige Male gehört, die Bridge von „Meerflucht“ weist kurz sogar eine geradezu verwerfliche Ähnlichkeit zum Refrain von Rammsteins „Tier“ auf. Wenn SCHWARZER ENGEL dann doch einmal ein wenig Raffinesse in ihr Gitarrenspiel bringen wollen, wird dieses tief im Mix unter der synthetischen Orchestrierung begraben („Meerflucht“). Diese beinhaltet immerhin ein paar elegante Piano-Arrangements, wohingegen die zum Teil durchaus dramatischen Streicher den Kitsch-Faktor oftmals zu sehr in die Höhe treiben.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass SCHWARZER ENGEL in „Viva La Musica“ großspurig verkünden, dass sie „Schwermetall“ spielen, man diesen unter all dem Symphonic-Bombast jedoch mit der Lupe suchen muss. Ob man es nun mit Metal zu tun hat oder nicht, sagt natürlich nichts über die Qualität der Musik aus. Das Problem ist in diesem Fall vielmehr, dass SCHWARZER ENGEL ihre innovations- und niveaulosen, von schmalzigem Keyboard-Kitsch durchtränkten Songs als solchen verkaufen wollen und damit ernstzunehmende Vertreter des Genres in gewisser Weise verhöhnen. Selbst wenn man die klischeebeladenen Texte außer Acht lässt, hat „Kult der Krähe“ kaum mehr zu bieten als ein paar vereinzelte hübsche Piano-Melodien.

Wertung: 3 / 10

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6 Kommentare zu “Schwarzer Engel – Kult der Krähe

  1. Wie gehässig, echt krass. Schon die subjektive Unterstellung, eine nicht – Retorten – Band aus einer Mininische würde ausschließlich des Geldes wegen Musik machen/veröffentlichen, ist regelrecht grotesk.
    Und ganz nebenbei gefragt: andere wollen kein Geld verdienen?

    Etwas zu rezensieren, was einem selbsterklärterweise in Konzeption und Darstellung absolut nicht in den Kram passt, ist absurd und obsolet und läßt eine unschöne Arroganz erkennen, dass die eigene Überzeugung, auch wenn klar ist, dass sie ums Verrecken nicht passt, denen um die Ohren gehauen werden muss, die sie sowieso nicht teilen. Einen erklärten Motorradgegner ein neues Motorrad testen zu lassen, führt zwangsläufig zu einem Fiasko. So ist auch diese Rezension in diesem Sinne zu „bewerten“.

    Zur Scheibe selber ist nur eines zu sagen: Es ist eine Scheibe von „Schwarzer Engel“. So klingt sie und so ist sie eindeutig schon nach den ersten Klängen zu verorten, was neben der Frage, ob einem der Stil gefällt, schonmal nicht selbstverständlich ist. Wer die älteren mochte, wird auch diese mögen, wer nicht, der nicht.

    Und ich habe hier auch kein „nix für ungut“ auf Lager. Sry.

    1. „Etwas zu rezensieren, was einem selbsterklärterweise in Konzeption und Darstellung absolut nicht in den Kram passt“ ist eine Unterstellung, ebenso, dass hier irgendjemandem eine Überzeugung um die Ohren gehauen werden muss, der sie eh nicht teilt. Ein Review ist erst einmal für den unbedarften Leser – und diesen informieren wir, auch über Hintergründe – vor allem aber über Musik. Beides macht unser Redakteur hier. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn du dich an den angesprochenen Punkten nicht störst, oder das Album gut findest, ist dir das unbenommen – aber eben auch nur deine Meinung. Nichts für ungut ;)

  2. *lol* Hallo, ja die Streicher sind aber generell sone Sache, die schnell too much sein können, trotzdem kann ich mich dem Lied nicht entziehen. Mir gefällts einfach, trotz der Streicher;). Gegen interessantere Texte habe ich ja nichts, ich meine nur, es muss nicht immer sein. Auf mich wirkt die Stimme wie gewollt aufgesetzt, ich mag das irgendwie. Leider weiß ich nicht oder noch nicht, wie seine Stimme Live rüber kommt, ist ja auch wesentlich. „Ist ja schön für dich“ musste aber man aber nicht unbedingt sagen^^ Mag sein, mein Senf dazu klang vielleicht etwas zu scharf . So, das wars jetzt auch von mir . Verbleiben wir so , dass jeder so seine Vorlieben hat, das ist auch gut so sonst wäre es ja langweilig. Welche Musikrichtungen es alles immer genau beinhaltet ist mir eigentlich egal, wenn es rockt , Herz, Seele und Ohren es gut aufnehmen , dann ist alles gut. Glaub mir, bis ich was finde und zufrieden bin, dauert es ne Weile^^. Also, Rock on, keep cool!!Ach ja und wenn du Fehler findest (hab gerade Feierabend) darfst sie gerne behalten :D

  3. Sorry, aber man kann auch alles bins ins kleinste Detail von hinten nach vorne und von vorne nach hinten durchkneten, auseinandernehmen und mega pingelig kritisieren.
    Der Sänger mag verschiedene Musikrichtungen und hat sie mit einfließen lassen. dass es mal einer anderen Musikband ähnelt, lässt sich aufgrund der Tonleitern und ähnlichen Musikinstrumenten wohl kaum vermeiden. Dann bin gerade ich zum Beispiel kein „leicht zu beeindruckendes Publikum“, ich brauche ewig bis ich etwas finde, das gefällt . Und was an den
    aufgeführten Textzeilen so schlimm ist verstehe ich nicht. Es muss nicht immer alles komplizierte Poesie sein, oder hochtrabende Psychologie! Diese Zeilen sind genau die, die ich brauche, um mich besser zu fühlen, und das hat nichts damit zu tun dass ich „einfach “ gestrickt bin. Das einzige , wobei ihr einen wirklich nur minimalen Funken recht habt, sind die manchmal etas zuvielen Streicher. Dennoch khöre ich gerne hin, Und seine Stimme ist mir lieber als diese weit verbreiteten Hymnen mit Operngesang, die gehen ehrlich gesagt mir schrecklich auf die Nuss. danke fürs Lesen, und nichts für ungut ;)

    1. Hallo Sandra,
      zuerst mal danke für deinen Kommentar. Dass dir das Album gefällt, ist ja schön für dich, das soll dir ja auch niemand ausreden.
      Um auf deine Kritik einzugehen: Die Stilrichtungen, die Schwarzer Engel kombinieren, sind Symphonic Metal und Neue Deutsche Härte, sonst eigentlich nichts. Dass die meisten NDH-Bands zumindest im Ansatz wie Rammstein klingen, lässt sich natürlich kaum abstreiten und ist per se nichts Schlechtes (obwohl ich es vorziehe, wenn eine Band ihren eigenen Weg geht, anstatt einer anderen hinterherzudackeln). Für mich haben Schwarzer Engel auf diesem Album abgesehen von der Orchestrierung jedoch überhaupt kein Alleinstellungsmerkaml – und die Streicher sind ja selbst dir zu kitschig. An der einen Stelle, die ich im Besonderen erwähnt habe, ist die Ähnlichkeit einfach nicht zu leugnen.
      In puncto Texte: Was kitschig ist oder nicht, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich selbst habe mehr für Bands übrig, die in ihren Texten ungewöhnliche, geistreiche Konzepte umsetzen und sie schön ausformulieren. Aber an sich reicht es mir auch, wenn eine Band einfach Texte schreibt, die zu ihrem musikalischen Ausdruck passen. Die Textstelle, auf die ich verwiesen habe (es gäbe noch mehr, aber die hätten den Rahmen gesprengt), finde ich persönlich redundant, plakativ und pseudo-elitär.
      Bezüglich Gesang: Ich halte Daves Gesang nicht unbedingt für missraten, aber auch nicht im Geringsten besonders. Operngesang im Symphonic Metal gefällt mir an sich aber auch gut, wenn er richtig umgesetzt wird. Das kann man nicht verallgemeinern, es kann ja auch nach hinten losgehen. In diesem Fall finde ich den Gesang eben sehr aufgesetzt, was auch mit den für mich uninteressanten Texten zusammenhängt.
      Wie bereits gesagt, deine Meinung sei dir unbenommen, ich wollte nur noch ein wenig genauer auf deine Kritik eingehen, damit du sie vielleicht besser nachvollziehen kannst. Viel Spaß noch mit dem Album!

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