Review Scraps Of Tape – Sjätte Vansinnet

(Post Rock / Indie Rock / Noise) Ab und an gibt es diese Momente, in denen man über einen Bandnamen stolpert, der einem bekannt vorkommt. Wenn man sich in diesem Kontext daran erinnert, dass es ein sehr guter Freund war, der einem vor einigen Jahren permanent Alben vorgespielt hat, die man immer sehr schön fand und in die man intensiver einsteigen wollte, dies aber immer wieder vergessen hatte, freut man sich umso mehr, wenn man schließlich eine neue Chance bekommt, sich mit dieser Band zu beschäftigen. So geschehen beim Autor dieser Zeilen, als er den Namen SCRAPS OF TAPE las, welche mit „Sjätte Vansinnet“ ihr fünftes Album veröffentlichen. Während die fünf Schweden früher mehr oder weniger klassischen Post-Rock spielten, hat sich diese Grundprämisse nun unter Berücksichtigung von Genres wie Indie-Rock, Emo und Noise zu etwas Eigenständigem entwickelt. Trotz einiger Längen und teilweise zu generischen Songstrukturen beweisen SCRAPS OF TAPE auf „Sjätte Vansinnet“ – was übersetzt „Der sechste Wahnsinn“ heißt –, dass eine eindeutige Vision der eigenen Musik ein scheinbar eintöniges Genre mit frischen Ideen weiterentwickeln kann.

Der Einstieg in Form von „We, The Leftheaded“ erinnert mit seiner treibenden und euphorisierenden Melodie zunächst an The Unwinding Hours, bevor er in moderne Indie-Rock-Gefilde übergeht, welche durch den an We Are Scientists erinnernden Gesang verstärkt werden. Untermalt von rhythmischen Spielereien bricht plötzlich eine noisige Wall Of Sound über den Song herein, nur um nach Umwegen über Indie-Rock schließlich klassische Post-Rock-Elemente in den Sound mit einzubeziehen – das alles in nicht einmal fünf Minuten und vollkommen schlüssig aufgebaut. Daneben erinnern Songs wie „Fuga“ oder „Teardrop Fucking Dropkick“ mit ihren quirligen Gitarren an die treibende Post-Rock-Variante von And So I Watch You From Afar oder auch an die japanischen Noiserocker von Té. Auf den meisten Songs dominiert ein warmer, dröhnender Bass, punktuell tauchen Synthietöne auf, die dem ohnehin bereits flächigen Sound von SCRAPS OF TAPE zusätzliche Größe hinzufügen.
Auch wenn das Tempo meistens eher hoch ist, wissen SCRAPS OF TAPE, wie man mit Dynamiken spielt, um Spannung aufzubauen und über das gesamte Album zu halten. Jedes Lied auf „Sjätte Vansinnet“ beinhaltet tolle, in manchen Fällen sogar absolut großartige Momente (als Beispiel sei hier nur der Ausbruch in „Once We Were“ genannt), sei es rhythmische Spielereien, umwerfende Melodien oder markerschütternde Wall Of Sounds. Allerdings schleichen sich immer wieder belanglose Passagen ein, sodass das gesamte Hörerlebnis zwar Spaß macht, die Aufmerksamkeit allerdings merklich immer wieder abschweift. Das zeigt sich daran, dass die Indiepassagen manchmal einfach eine Spur zu niedlich wirken und die verspielten Gitarrenmelodien sich über den Verlauf des gesamten Albums ein wenig zu sehr in ihrer Art wiederholen. Hier ist die an den verschrobenen Folk-Punk von Bands wie The Front Bottoms erinnernde Nummer „Log Cabin“ eine angenehme Ausnahme.

SCRAPS OF TAPE haben zwischen allen Stühlen ihre eigene Nische gefunden und sich durch ihren Stilmix ein eindeutiges Wiedererkennungsmerkmal geschaffen. „Sjätte Vansinnet“ ist ein Album, das sehr viel Spaß macht, nicht mit Emotionen geizt und sowohl zum Träumen als auch zum heftigen Mähneschütteln einlädt. Wenn SCRAPS OF TAPE es in Zukunft schaffen, ihre knackigen (und prinzipiell sehr stimmig aufgebauten) Songs von den häufig doch sehr generischen Mustern zu befreien, können wir uns auf großartige Veröffentlichungen aus Schweden freuen. In dieser Form bleibt „Sjätte Vansinnet“ ein ziemlich gutes Album, welches mitreißt, aber leider sein durch die zahlreichen großartigen Momente deutlich hörbares Potential nicht voll ausreizen kann.

Wertung: 7 / 10

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