Review Seamount – ntodrm

  • Label: Merciless
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Es muss gleich zu Anfang gesagt werden, dass die Genrebezeichnung „Doom-Metal“ in diesem Fall nicht komplett zutrifft. Zwar ist die Grundlage für die Musik der fränkischen Band SEAMOUNT ganz klar Doom Metal, jedoch schaffen es die Jungs auf dieser Basis einen bunten – oder in diesem Fall sehr tristen – Mix aus Heavy, Doom, Psychedelic und zum Teil auch Progressive Rock zum besten zu geben. Obwohl SEAMOUNT mittlerweile eine Plattenfirma gefunden hat, die „ntodrm“ bereits als Vinyl-Version released hat, bieten sie ihr Debüt immer noch auf ihrer Myspace-Seite kostenlos zum Download an; eine Möglichkeit, die jeder Leser wahrnehmen sollte. Der Download beinhaltet zudem eine nette Präsentation, in welcher man die Songtexte und Danksagungen findet; ein würdiger Ersatz für das Booklet.

Die auf „ntodrm“ zu findende Musik lässt sich einerseits leicht bestimmen, jedoch andererseits schwer beschreiben. Kurz gefasst: Zu einem sehr vom frühen Heavy-Metal geprägtem Bass / Schlagzeug Duo gesellen sich zwei Gitarren, die Doom-Metal in seiner Urform spielen und das ganze durch häufige Solo-Einlagen und Psychedelic-Breaks garnieren. Um dies alles ein wenig verständlicher zu gestalten, werde ich mal direkt auf einen Songs eingehen.Der Opener „Sleeping Wizard“ beginnt sehr doomig im Mid-Tempo; die Gitarren geben parallel links und rechts ihre Melodien zum besten und das Schlagzeug unterstütze diese durch einen komplexen Beat, der sehr auf die Gitarrenmelodien eingeht. Kurz darauf übernimmt das Schlagzeug die Hauptrolle und die Gitarren werden zu Begleitinstrumenten, bis sich die erste Sologitarre über die Instrumente legt und mit kurzen, aber mit viel Fläche versehenen Töne das Geschehen dominiert. Die Sologitarre verschwindet, das Schlagzeug wird ruhiger, und der Sänger beginnt mit seiner leicht apathischen Stimme, die sehr weitreichenden und lyrischen Texte kundzugeben. Dies alles schafft eine sehr traurige, mürbe Stimmung, die sich konstant bis zur vierten Minute hält. Dort findet ein harter Break statt, alles wird schneller, der Gitarrist soliert links im Stil der Heavy-Metaler der 80ger mit sich selbst auf der rechten Seite um die Wette, beruhigen sich wieder und spielen ihren alten Rhythmus zusammen mit der dominierenden, hellen Sologitarre vom Anfang weiter. Diese hat nach vier Minuten dieser klagenden Atmosphäre eine viel ergreifendere Wirkung als zu Anfang und schafft wahrlich Emotionen . So geht das Stück zu Ende.

Was ich damit veranschaulichen will, ist die spannende Athmosphäre, die SEAMOUNT durch ihre eigenwillige Melange aus Doom, Heavy und Psychedelic erschaffen. In „Kiss The Skull“ begleitet zum Beispiel eine cleane Gitarre auf der rechten Seite mit einer klagenden, fast weinenden Melodie den Hörer durch das Lied und in „Tears of A Giant“ hat der Herr Schmidt fast zwei Minuten für seine ergreifende, fast schwebende Solo-Passage bekommen, die den Hörer nur schwer los lässt. Das alles ergänzt sich wenn man das ganze Album betrachtet zu einem sehr emotionalen Stil, den die Band bereits mit ihrem Debüt perfektioniert hat. Leider ist keiner der Songs ein absoluter Kracher und die Melodien setzten sich auch nur schwer im Gedächtnis ab. Insgesamt ist „ntodrm“ zudem recht schwer zugänglich, avanciert sich aber nach einiger Zeit zu einem sehr emotionalen Opus.Fatalerweise zerstören schnelle, komplett vom Heavy-Metal dominierte Stücke wie „Revival“ diese morbide Stimmung, die sich danach wieder mühsam aufbauen muss. Diese schnelleren Songs sind nicht mal schlecht, sie kombinieren klassischen Metal mit der eigenen Würze SEAMOUNTs, jedoch ist das ganze nichts wirklich neues und wirkt in diesem Zusammenhang eher unpassend. Sie sind zudem meist sehr ungünstig nach zwei schwermütigen Tracks platziert, wodurch die Band wahrscheinlich die Aufmerksamkeit des Hörers durch etwas „frisches“ halten wollte. Allerdings schaffen es die Doom-Stücke alleine, mich in ihren Bann zu ziehen und zu fesseln, weshalb die Heavy-Ausflüge sehr störend sind. Ich hoffe, dass man dies bei der nächsten Veröffentlichung ernster nimmt und die Songs nicht so widersprüchlich anordnet oder konsequent bleibt.

Der Gesang stellt zudem ein gewisses Problem dar, da der Sänger oft sehr lethargisch ins Mikrofon heult, was der Atmosphäre nur geringfügig beiträgt, aber die Texte fast unverständlich macht und in den schnelleren Songs sehr nervig ist. Der Herr Swanson hätte lieber den modernen Sound der anderen Experimente bekommen sollen, denn diese sind perfekt abgemischt: Voluminös, wuchtig in den Tiefen und bei Solos glasklar in den hohen Lagen. Dabei haftet dem Sound immer ein gewisser dreckiger Charakter an, der ihn authentisch macht und wiederum zur dunklen Stimmung beiträgt.

SEAMOUNT haben mit „ntodrm“ ein bereits sehr ausgereiftes Debüt abgeliefert, dass innovativ ist eine trostlose und schwermütige Atmophäre schafft. Allerdings zerstören sie diese selbst wieder durch schlecht platzierte, schnelle Tracks. Zudem wirkt auch der Gesang auf Dauer ziemlich unpassend. Nichtsdestotrotz sollte man auf jeden Fall einen Hördurchgang riskieren, schließlich kostet es nichts.

Redakteur: Dustin Kaiser

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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