Review Seduced – Discarding The Mask

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Death Metal

Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, heißt es so schön. Dessen scheinen sich auch SEDUCED durchaus bewusst zu sein. Seit Bandgründung im Jahr 2011 haben die Österreicher deswegen nicht nur unzählige Shows gespielt, sondern auch im Studio mächtig rangeklotzt: Nach nur einem Jahr Bandgeschichte legten SEDUCED 2012 ihr erstes, nur zwei Jahre später ihr zweites Studioalbum vor. Im September 2017 folgte dann bereits der dritte Streich: „Discarding The Mask“.

Während Death-Metal-Bands in der Regel nicht mit dem feinsten Sinn für Ästhetik daherkommen, was die Artworkgestaltung angeht, können SEDUCED bereits hier punkten: Bandlogo und Albumtitel hätten zwar vielleicht etwas eleganter in das Bild integriert werden können. Davon abgesehen vermag das Artwork jedoch hinsichtlich des Konzeptes, vor allem aber in seiner absolut gelungenen Umsetzung durch Künstler Dr. Winter zu überzeugen.

Musikalisch beginnt „Discarding The Mask“ mit einer Überraschung: Den Hörer begrüßt ein verträumtes Intro aus Cleangitarre und Streichern, das zur gänzlichen Verwirrung des in Vorfreude auf brutales Gedresche schwelgenden Death-Metal-Fans sodann auch noch um gefühlvoll gemeinten Klargesang ergänzt wird. Klar, „Delusional“ soll irritieren und den Kontrast zu allem, was folgt, noch krasser ausfallen lassen – allein, die Rechnung geht nicht ganz auf: Der Bruch zu den „richtigen“ Songs des Albums könnte zwar in der Tat nicht viel härter ausfallen – durch den nicht 100 Prozent souveränen Gesang wirkt das Intro aber leider etwas arg gezwungen.

Sobald sich SEDUCED jedoch auf ihrem angestammten Terrain befinden, gibt es kein Halten mehr: Bereits direkt im Anschluss legen die Grazer mit dem Titeltrack, „Discarding The Mask“, einen Brutal-/Tech-Death-Kracher vor, der sich gewaschen hat. Böse Growls, rasante Riffs und Licks, die allen drei Saiteninstrumentalisten schier unglaubliche Fingerfertigkeit abverlangen, treffen hier auf fette Midtempo-Passagen mit Sprechgesang und jeder Menge Groove.

All diese Attribute können auch die folgenden Nummern für sich reklamieren: Mal fast melodisch („When The Taste Of Wine Is Gone“), mal brutal („Human Goat Jigsaw“), mal noch brutaler („Slay The Fucking Jesus Christ“) agieren SEDUCED für ihr Genre tatsächlich fast schon abwechslungsreich. Was im Intro noch nicht geklappt hat, klappt in „In Your Blue Eyes“ vortrefflich: Sowohl die Clean-Gitarre als auch der zum Einsatz kommende Klargesang funktionieren hier als gelungener Kontrapunkt zu den harten Riffs, die hier (wie auch an einigen anderen Stellen auf dem Album) dezent an Behemoth denken lassen.

Neben den beachtlichen spielerischen Fertigkeiten aller Bandmitglieder sei abschließend der Sound positiv erwähnt: Für eine Eigenproduktion (und nicht nur für eine solche) knallt „Discarding The Mask“ mehr als amtlich aus den Boxen.

Vielleicht ist „Discarding The Mask“ am Ende mit seiner glatten Stunde Spielzeit für ein so extremes Death-Metal-Album einen Tick zu lang ausgefallen – trotz vergleichsweise vielseitigem Songwriting lassen sich ein paar Längen nicht leugnen. Am Ende muss man den Jungs diesen Übereifer aber als Zeichen absoluter Motivation einfach verzeihen. In einer gerechten Welt würden es SEDUCED in ihrem Genre ohne Frage weit bringen – in der Realität gehört natürlich auch Glück dazu. Am Engagement und Talent wird es aber definitiv nicht scheitern.

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Wertung: 7.5 / 10

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