Review Shearwater – Jet Plane And Oxbow

  • Label: Sub Pop
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Entmetallisiert, Indie Rock

Mit Alben wie „The Golden Archipelago“ oder „Animal Joy“ konnten SHEARWATER in den vergangenen Jahren Musikfreunde aus allen Genres für ihren anspruchsvollen Indie-Pop begeistern. Nachdem Mastermind Jonathan Maiburg sich zuletzt im Rahmen des Coveralbums „Fellow Travellers“ an den Songs anderer Bands ausgetobt hatte, gilt es nun, diese Serie durchweg starker Alben, die noch viel weiter in die Band-Diskographie zurückreicht, weiterzuführen. „Jet Plane And Oxbow“ heißt das Ross, das Maiburg dafür ins Rennen schickt.

Schon das hypnotische Artwork, das gleichermaßen futuristisch und retro wirkt, weckt Neugierde. So richtig zum stark instrumental geprägten Indie von SHEARWATER will das Bild nicht passen. Muss es aber auch nicht. Denn für „Jet Plane And Oxbow“ hat sich Maiburg etwas Neues überlegt: Einen Special-Effects-Profi.
Der Mann, den Maiburg mit dieser Aufgabe betraut hat, heißt Brian Reitzell und ist nicht irgendwer: Als Filmkomponist zeichnet er unter anderem für die Soundtracks von „Lost in Translation“, „The Bling Ring“ und „The Virgin Suicides“ sowie die Vertonung der US-amerikanischen Psychothriller-Krimiserie „Hannibal“ verantwortlich. Der Effekt auf die Musik von SHEARWATER ist schnell ausgemacht: Einen Großteil der Melodien übernehmen auf „Jet Plane And Oxbow“ Retro-Synthesizer, den Rhythmus geben oft übereifrige Percussions vor. Zwar sorgt nicht zuletzt Jonathan Maiburgs charakteristischer Gesang dafür, dass man SHEARWATER trotzdem noch zweifelsfrei identifizieren kann, die Stimmung der Songs unterscheidet sich jedoch stark von der früherer Werke. Die Gemütlichkeit und Geborgenheit, die Stücke wie „Animal Life“ so stark gemacht hat, musste einer gewissen Grundnervosität weichen. Als bestes Beispiel dafür ist schnell „Filaments“ ausgemacht: Ein aufdringliches Percussion-Pattern begleitet den Hörer durch den gesamten Song, der auch ansonsten eher für seine Sound-Experimente lebt als von ihnen profitiert.
Dabei fängt alles so schön an: Sowohl der leichtfüßige Opener „Prime“ als auch der ohrwurmverdächtige Album-Hit „Quiet Americans“ – beide ebenfalls stark elektronisch geprägt – funktionieren blendend. Man könnte meinen SHEARWATER hätten nie ohne Synthesizer gearbeitet. Leider ist der Aha-Effekt mit diesen beiden Nummern aufgebraucht – bereits bei „A Long Time Away“ klingt das elektronische Beiwerk etwas abgedroschen. Schade, denn von der Gesangsmelodie her hätte der Song definitiv Potential zum Hit. Auf der anderen Seite von „Filaments“ geht es zwar wieder merklich aufwärts: Gerade das gefällige „Only Child“ und das peppige „Radio Silence“ wissen hier zu gefallen. An das Niveau der ersten Songs reicht die zweite Albumhälfte jedoch leider nicht mehr heran.

Mit „Jet Plane And Oxbow“ lassen sich SHEARWATER auf ein Experiment ein, das leider nicht so umfassend aufgeht, wie es zum Einsatz kommt: So sehr die ersten beiden Nummern auch von den neuen Elementen profitieren, fehlt es an anderer Stelle schlicht an der rechten Balance zwischen SHEARWATER-typischen und im SHEARWATER-Kontext ungewohnten Sounds. So klingt „Jet Plane And Oxbow“ dank der eingängigen Electronica zwar oft gefällig, aber auch bemerkenswert unspektakulär. Vielleicht mangelt es Maiburg und Reitzell was die Zusammenarbeit angeht aber auch schlicht noch an Routine. Dass die eingeschlagene Richtung als solche nicht ganz falsch sein kann, beweist schließlich „Quiet Americans“ eindrucksvoll:

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Wertung: 7 / 10

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