Review Silbermond – Leichtes Gepäck

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Rock

Elf Jahre und fünf Millionen verkaufte Tonträger sind seit dem Debüt „Verschwende deine Zeit“ vergangen. Alleine in Deutschland kann die Band auf fünf Platin- und sechs Goldauszeichnungen zurückblicken, konnte unzählige ausverkaufte Konzerte spielen und zum Jubiläum im Jahr 2014 eine Best-Of-Compilation veröffentlichen. Mit dem Rückenwind der Teilnahme von Frontfrau Stefanie Kloß als Jurorin bei The Voice Of Germany erscheint also das fünfte Studioalbum „Leichtes Gepäck“.

Sind SILBERMOND über weite Strecken kitschig? Ja, definitiv. Ist die Band überhaupt für ein hauptsächlich metalaffines Publikum relevant? Wahrscheinlich zum Großteil nicht, doch wie meine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre zeigten mehr als es dem Durchschnittsmetaller lieb sein wird. Für „Leichtes Gepäck“ reiste die Band nach Nashville, um ihren Sound zu polieren und auf eine andere Stufe zu heben. Das Intro mit dem stolzen Titel „Die Mutigen“ bietet eine freischwebende Akustikgitarre, die den Gesang von Frontfrau Stefanie trägt bis mit einem wuchtigen Schlagzeug eine rockigere Seite angeschlagen wird. Der Titelsong hat starke Referenzen zum Hit „Hold Back The River“ von James Bay, hinterlässt aber in seiner entspannten Art einen durchweg positiven Eindruck. Eines ist hier aber bereits klar: Die Sicht auf die guten Dinge im Leben haben SILBERMOND auch im Jahr 2015 nicht abgelegt und lassen weiterhin (oberflächliche) Gesellschaftskritik in dieses Konstrukt einfließen. Musikalisch bietet man die typischen Klavieruntermalungen („Das Leichteste der Welt“, „Heut hab ich Zeit“), bedient sich in dezenten Ansätzen an der Neuen Deutschen Welle („Lass mal“) oder serviert Streichereinlagen („Fische im Teich“). Insgesamt scheinen alle Songs ziemlich abgespeckt und mit Konzentration aufs Wesentliche vorgetragen zu sein, was dem Klangbild äußerst positiv zu Gesicht steht. Was der Veröffentlichung fehlt sind große Hits im Stil von „Symphonie“ oder „Das Beste“, die zwar überaus kitschig waren, aber den Hörer einfach nicht loslassen wollten.

Textlich besinnt man sich, wie bereits erwähnt, auf die schönen Seiten des Lebens und die Fähigkeit auch kleinen Dingen etwas schönes abzugewinnen. Sei es das Ablegen von bremsendem Ballast („Leichtes Gepäck“), der Himmel über unseren Köpfen („Indigo“) oder die Nachsicht im Miteinander unserer Spezies („Allzu menschlich“). Natürlich mischen sich auch wiederholt melancholische Untertöne in diese Sichtweisen, die eine bittere Erkenntnis über das Menschsein auf Erden aufzeigt und durchaus zum Nachdenken anregen kann. Die kitschigen Seiten der Musik von SILBERMOND kann und muss man dabei auch nicht von der Hand weisen. Vor allem der Gesang von Stefanie Kloß gibt den neuen Stücken einen zuckersüß-klebrigen Anstrich, der dem ein oder anderen Hörer wieder die Zornesröte ins Gesicht treiben wird. Auf allzu hoch angesetzte Tonlagen oder übertrieben langgezogene Silben, wie sie in der Vergangenheit öfter vorkamen, verzichtet man glücklicherweise in weiten Teilen. Auch gesprochene Passagen finden dieses Mal ihren Weg in das Repertoire („Heut hab ich Zeit“).

SILBERMOND haben mit „Leichtes Gepäck“ ein Album erschaffen, dass den Reifeprozess der Band weiterträgt und neue Elemente ins Klangbild verwebt. Der reduzierte Einsatz der Instrumente lässt den Eindruck eines erwachsenen Pop-Produkts entstehen, dass dennoch nicht auf den bekannten Schnulzenfaktor der Bautzener verzichtet. Die vier Musiker sind im ernsthaften Sektor deutschsprachiger Musik durchaus einen Schritt nach vorne gegangen und haben erstmalig ein Werk geschaffen, das sich als geschlossene Einheit präsentiert. „Leichtes Gepäck“ ist dieses Release durchaus, aber auch keine Erfahrung die man bereuen muss.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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