Review Six Reasons To Kill – Architects Of Perfection

Seit mittlerweile elf Jahren holzt sich die Koblenzer Formation SIX REASONS TO KILL durch die Musiklandschaft. Trotz einiger starker Alben blieb ihnen bisher jedoch der große Durchbruch verwehrt, vielleicht auch, weil man nicht so intensiv tourte wie andere Bands. Gespannt war ich dennoch auf das neue Werk, da die Band mir als im Rhein-Main-Gebiet beheimateten Menschen schon länger ein Begriff war – und auf Grund des nicht gerade bescheidenen Albumtitels.

Also Player an, CD rein, los geht’s: Sofort fällt auf, dass man SIX REASONS TO KILL noch nie härter gehört hat als heute. Während sie noch vor Jahren in mehr oder weniger normalen Metalcore-Gefilden zugange waren, ist das, was einen hier erwartet, wirklich kompromisslos brutal: Einerseits die Produktion der Platte, die die Gitarren mächtig wummern, die Drums scheppern und den Bass erfreulich akzentuiert und metallisch dröhnen lässt – andererseits das Liedmaterial der Hessen. Das strotzt nur so vor Blastbeats und gut platzierten Grooves(wie in „Awaken“) , und mit Sänger Chris steht ein herrlich angepisst keifender, growlender und vereinzelt pig-squealender Schreihals am Mikrofon. Musikalisch sind SIX REASONS TO KILL anno 2011 also eher im Deathcore anzusiedeln. Dennoch beweisen sie auf „Architects Of Perfection“ immer wieder ein feines Gespür für emotionale, packende Melodien: „My Bitterness“, die erste Singleauskopplung, glänzt mit einem genialen Refrain, und einer melancholischen Grundstimmung, die sich durch das Lied zieht. In „False Absolution“ holzen SIX REASONS TO KILL mit einer erbarmungslosen Härte und Geschwindigkeit vorneweg, nur um das Ganze mit einem Melo-Death-Riff auf die Spitze zu treiben, und auch die zweistimmigen Gitarrenleads in „Reflection“ sind erste Sahne, zumal dieses Lied noch von einem langen, sehr gefälligen Solo zu Ende geführt wird. Mit Synthesizern wird mitunter experimentiert, diese klingen in meinen Ohren allerdings nicht sehr passend, es ginge auch gut ohne. Mit „My Poison“ hat es außerdem eine Ballade aufs Album geschafft, in den cleanen Gesangspassagen wird aber schnell deutlich, dass hier in Sachen Stimmvolumen noch deutlich mehr drin ist – das machen SIX REASONS TO KILL in den härteren Passagen aber mit groovenden Gitarren und erneut blitzsauberen Soli wett. Ruhig ausgefallen ist auch das Instrumental „Wonderin‘ Stars“, in dem seichtes Gitarrenspiel und Bass sehr gut harmonieren. Der Übergang zu „Buried To The Sea“, das mit Streichern und Piano startet und alsbald in SIX REASONS TO KILL – Deathcore übergeht, ist gelungen! Auch das Outro überzeugt, die Koblenzer haben den Dreh raus, Pianos stimmungsvoll zur Ein- und Ausleitung von Liedern einzubauen, ohne dabei zu übertreiben. Eine Passage mit Akustikgitarre („Day Of The Apocalypse“) ist weiterhin zu hören, auch das ist ein gelungenes Experiment, es wäre interessant, von so etwas mehr zu hören.

Einzige Schwachpunkt von „Architects Of Perfection“: SIX REASONS TO KILL verfallen mir manchmal zu sehr in Null-Acht-Fünfzehn-Core-Riffing, das wirklich jede Band der Welt in diesem Genre betreiben könnte. Glücklicherweise schaffen sie es stets gerade rechtzeitig, die Kurve zu kratzen, bevor das auf die Nerven geht. Ansonsten ist dieser Silberling nämlich wirklich eine (Achtung, Kalauer) runde Sache, die sich jeder Core-Fan, ohne mit der Wimper zu zucken, in sein Regal stellen sollte.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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