Das Cover von "The Atlantic Years" von Skid Row

Review Skid Row – The Atlantic Years

  • Label: BMG
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Hard Rock

Zugegeben, die Musik von SKID ROW ist seit Jahrzehnten nicht mehr wirklich relevant und in letzter Zeit macht die Truppe aus New Jersey vornehmlich Schlagzeilen mit andauernden Sängerwechseln: Auf den mehr oder minder unvermittelt gefeuerten Johnny Solinger folgte Tony Harnell (Ex-TNT), der aber noch nicht einmal ein Jahr bei der Formation überlebte und sodann vom ehemaligen Dragonforce-Sänger Z.P. Theart beerbt wurde. Ach ja, ein neues Album soll es auch noch geben, allerdings hat die Mannschaft seit 2014 keine neue Musik veröffentlicht. So chaotisch ging es bei SKID ROW aber nicht immer zu. Es gab eine Zeit, da dominierten die Burschen um Sänger Sebastian Bach nicht nur die Szene, sondern auch die Charts und es sah aus, als würde die Band ihren Namen auf ewig in den Annalen des Rock ’n‘ Roll festschreiben. Eben diese Phase von Ende der 80er bis Mitte der 90er wird nun mit dem fünf CDs umfassenden Package „The Atlantic Years“ gewürdigt.

Die Initialzündung jenes kometenhaften Aufstiegs war das gleichnamige Debüt der Truppe, das ursprünglich 1989 erschien und die erste CD von „The Atlantic Years“ ausmacht. Mit „18 And Life“ sowie „Youth Gone Wild“ enthält die Platte die bis heute größten Hits der Band und auch der Rest des Albums weist keinerlei Schwächen auf: Mit ebenso rotzigen wie rockigen Nummern wie „Big Guns“, „Sweet Little Sister“ oder „Piece Of Me“ lieferten SKID ROW den – bis heute fast unerreichten – Goldstandart für Glam Rock und Metal ab – einzig das im gleichen Jahr erschienene „Dr. Feelgood“ von Mötley Crüe war in der Sparte kommerziell erfolgreicher, wobei argumentiert werden kann, dass SKID ROW mit ihrem grandiosen Debüt dafür den Weg frei machten. Übrigens wurde die komplette Band von Nikki Sixx und Co. für besagte Platte zum Background-Gesang verpflichtet.

Grund Nummer zwei dafür, dass der Name SKID ROW auch 30 Jahre später noch etwas gilt – und dafür, dass Ex-Frontmann Sebastian Bach noch so etwas ähnliches wie eine Karriere hat – ist ihr 1991 ebenfalls auf Atlantic erschienenes Zweitwerk. Anders als Mötley Crüe, die nach dem Erfolg von „Dr. Feelgood“ massiv ins Schleudern gerieten, konnten SKID ROW das Wunder ihres Erstlingswerkes wiederholen und setzten mit „Slave To The Grind“ sogar noch einen drauf: Deutlich härter und moderner als sein Vorgänger liefert die Platte ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich der Sound der ausgehenden 80er an die veränderten Hörgewohnheiten des neuen Jahrzehnts anpassen konnte – immerhin wagte sich die Band schon im Opener „Monkey Business“ in fast Pantera-mäßigen Groove Metal vor. Mit dem Titeltrack und dem punkigen „Riot Act“ schuf die Truppe auch hier noch zwei Hits für die Ewigkeit und auch der Rest von „Slave To The Grind“ ist weit davon entfernt, bloßes Füllmaterial zu sein.

CD drei und vier umfassen die beiden EPs „B-Side Ourselves“ sowie „Subhuman Beings On Tour“. Ersteres ist dabei wenig überraschend eine Sammlung an B-Seiten, genauer Coversongs. Jedes Bandmitglied durfte dabei je einen Song besteuern und das Resultat spiegelt ziemlich genau das Fundament des Sounds von SKID ROW wieder: Neben dem punkigen Ramones-Klassiker „Psychotherapy“ steht Stadionrock wie „C’mon And Love Me“ von Kiss oder eine Hendrix-Nummer. Highlight der Sammlung ist sicher die Live-Aufnahme des Judas-Priest-Hits „Delivering The Goods“, in der Metalgod Rob Halford persönlich mit am Mikro steht. Die ursprünglich nur in Japan erhältliche Live-EP „Subhuman Beings On Tour“ enthält neben den drei stärksten Songs von „Slave To The Grind“ ebenfalls eine Version von „Delivering The Goods“ mit Unterstützung von Mr. Halford. Beide Platten sind spaßig, aber als Einzelkauf kaum überzeugend, weshalb sie in einer Box wie dieser bestens aufgehoben sind.

CD Nummer fünf enthält schlussendlich das dritte und leider letzte Album, das SKID ROW in Ur-Besetzung aufnahmen. Vielleicht liegt es an seinem etwas unglücklich gewählten Titel, dass „Subhuman Race“ im Katalog der Truppe gerne übersehen wird, was eigentlich schade ist: 1995 erstmals veröffentlicht setzt „Subhuman Race“ die Entwicklung, die sich schon auf „Slave To The Grind“ abzeichnete, fort und fällt damit erneut eine ganze Ecke härter und düsterer als das Debüt aus. Vornehmlich im Mitdtempo-Bereich angesiedelt sind Nummern wie „My Enemy“, „Firesign“ oder „Beat Yourself Blind“ regelrechte Groove-Monster, in denen sich das auf dem Vorgänger bereits angedeutete Pantera-Feeling noch intensiviert. Dazwischen stehen mit dem Titeltrack oder „Bonehead“ einmal mehr rotzige Punk-Nummern, womit „Subhuman Race“ die gleiche DNA wie „Slave To The Grind“ in sich trägt – nur eben „gereifter“.

Braucht man eine Box wie „The Atlantic Years 1989 – 1995“? Das hängt ganz davon ab, wie viele Alben von SKID ROW bereits im heimischen Regal stehen: Wer die beiden ersten Platten und vielleicht auch „Subhuman Race“ schon sein Eigen nennt, sollte für eine B-Seiten-Sammlung sowie eine Live-EP sicherlich keine 30 Euro ausgeben. Wer allerdings nur neuere bzw. noch gar keine Platten der Band besitzt, der bekommt hier für vernünftiges Geld die drei stärksten SKID-ROW-Alben sowie alles, was die Truppe sonst noch in ihrer legendärsten Besetzung aufgenommen hat. Mag sein, dass die Formation heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, aber „The Atlantic Years 1989 – 1995“ macht ohne Zweifel deutlich, auf welchen Lorbeeren sich SKID ROW heute einigermaßen zurecht ausruhen. Diese drei Alben sind so ziemlich das Beste, was der Hard Rock der endenden 80er und frühen 90er zu bieten hatte.

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