Review Slash – World On Fire

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Hard Rock

Im Gegensatz zu gewissen ehemaligen Mitstreitern braucht SLASH nicht über ein Jahrzehnt, um eine neue Platte auf den Markt zu bringen: „World On Fire“ ist bereits der dritte Studio-Output innerhalb von fünf Jahren und dabei der zweite in der aktuellen Bandbesetzung. Zwar steht auf dem Cover immer noch ganz groß „SLASH“ und die offizielle, ausführliche Interpretenbezeichung liest sich mit „SLASH featuring Myles Kennedy & The Conspirators“ mehr als sperrig, dennoch kann man hier durchaus vom Album einer Band anstatt vom Solo-Projekt eines berühmten Gitarristen, der sich ein paar Session-Typen hinzugeholt hat, sprechen.

Denn war der Vorgänger „Apocalyptic Love“ schon ein Leckerbissen für Genre-Fans, scheinen die Musiker auf „World On Fire“ noch besser aufeinander eingestimmt zu sein. Zusammen zündet das Quartett so ein Hit-Feuerwerk, das sich gewaschen hat. Die Marschrichtung ist dabei ganz klar aufs Wesentliche reduzierter Hard Rock mit gelegentlichen Blues- und Punk-Einsprengseln, der nicht nur verdammt tight, sondern auch herrlich jugendlich, frisch und unbekümmert klingt – keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass man es hier mit einer Truppe von Mittvierzigern zu tun hat.

Die Songs sind zwar des Öfteren nach Schema F gestrickt, aber wer erwartet von einem traditionellen Rocker wie SLASH schon progressive Meisterwerke? Richtig, niemand. Was man hingegen erwartet, ist hochklassigen Rock an der Grenze zur Perfektion, und den bekommt man auf „World On Fire“ ohne Zweifel zur Genüge. Die Platte bietet neben groovenden Midtempo-Stampfern wie etwa „Shadow Life“, „Wicked Stone“, „Too Far Gone“ oder dem fantastisch-lässigen „Withered Delilah“ auch knackig-simple, vorwärts preschende Nummern wie „Automatic Overdrive“ oder das großartige „Avalon“. Ferner hat die Band für die besinnlicheren Gemüter mit „Bent To Fly“, „Battleground“ und – mit Abzügen –  „Iris Of The Storm“ etwas zum Kuscheln in petto, während der überlange Rausschmeißer „The Unholy“ mit einem Hauch von Epik aufwartet. Im Instrumental „Safari Inn“ darf sich SLASH außerdem ordentlich auf dem Griffbrett austoben. Selbstredend ist das nicht der einzige Track auf „World On Fire“ mit Gitarrensolo, dennoch lässt der Lockenkopf seine Fähigkeiten nie zu sehr raushängen. Überdies bleibt zu erwähnen, dass einfach jedes Rock-Album mit Kuhglocke noch geiler wird – ein Umstand, dessen sich Drummer Brent Fritz durchaus bewusst ist.

Sicher, bei einer Anzahl von 17 Songs und einer Spieldauer, die mit über 77 Minuten die Kapazität einer CD fast voll auslastet, bleibt nicht jedes Lied im Ohr hängen – auch nicht nach dem dritten oder vierten Mal. Echte Durchhänger hingegen, bei denen der Finger unweigerlich zur Skip-Taste wandert, gibt es auf „World On Fire“ schlicht und ergreifend nicht. Masse statt Klasse? Fehlanzeige. Das Album bietet von vorne bis hinten qualitativ hochwertige Kost und man wird nach jedem Durchlauf mit dem Eindruck hinterlassen, von SLASH und seinem Mitstreitern anständig durchgerockt worden zu sein. Kein Wunder, schließlich weiß der Kult-Klampfer mit dem markanten Hut an diesem Punkt seiner Karriere längst, was einen guten Rocksong ausmacht, den Myles Kennedy anschließend mit seinem Talent als Texter sowie seiner Ausnahmestimme veredelt. Während Axl Rose also weiterhin vorrangig mit Rockstar-Allüren statt guter Musik Schlagzeilen macht und Velvet Revolver seit Jahren sängerlos auf Eis liegen, liefert SLASH mit „World On Fire“ ein exzellentes Album ab. Mal wieder. Zugreifen, bitte.

Wertung: 9 / 10

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