Wenn man sich mal zu Gemüte führt, wie viele talentfreie Nulpen mit einem Plattenvertrag in der Tasche ihren belanglosen Müll auf den Markt werfen, kann man über die Tatsache, dass SLATE GREY bisher noch nicht bei einem Label untergekommen sind, nur den Kopf schütteln. Die junge Band, die seit Sommer 2007 besteht und letztes Jahr ihre EP „Living in Obscurity“ veröffentlichte, legte nun mit „Nothing Ever Dies“ in Eigenproduktion ihre erste Langrille nach – und die zeigt deutlich, welches Potenzial in den Münchnern steckt.
Das Quintett bietet zehn neue Songs, die in 45 Minuten mit einer Frische und Energie dargeboten werden, die ihresgleichen sucht. Die Produktion ist druckvoll, transparent und kann sich dafür, dass sie in Eigenregie und somit sicherlich sehr limitiertem Etat durchgeführt wurde, absolut sehen und vor allem hören lassen. Stilistisch bewegt man sich im Thrash Metal-Bereich und huldigt Szenegrößen wie Testament, Metallica und Annihilator, jedoch mit überaus modernem und melodischem Touch sowie leichter Metalcore-Schlagseite. Gerade der Opener „My Part Of Death“ kommt sehr Metalcore-lastig daher und bietet mit Breakdowns und dem alternierenden Einsatz von klarem Gesang und tiefen Growls die für Core-Bands typischen Merkmale.
Erfreulicherweise ist diese Nummer nicht repräsentativ für das Album, denn SLATE GREY haben offensichtlich mehr drauf, als sich in die Masse gesichtsloser Trendbands einzureihen. Das pseudo-aggressive Growling rückt in den folgenden Tracks mehr in den Hintergrund und macht Platz für das eigentümliche, aber interessante Organ von Sänger Benj, der seine Stimme sowohl in energetischeren als auch in ruhigeren Passagen passend und mit Wiedererkennungswert einzusetzen weiß. Auch die Instrumentalisten scheinen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben, denn deren Performance bewegt sich auf einem durchgängig hohen Niveau. Die Gitarreros Amon und Basti warten mit ideenreichem, originellem Riffing sowie Flitzefinger-Soli auf und schütteln sich auch hier und da mal coole Twin-Gitarren-Parts à la Iron Maiden aus dem Ärmel („Scorched Blank“, „Thresh The Queen Of Hell“). Die Rhythmussektion um Bassist Nick und Drummer Dino sorgt dabei für den nötigen Pfeffer unterm Hintern. Zusammen bietet der Fünfer eine abwechslungsreiche Mischung aus Nackenbrecher-Passagen und Doublebass-Salven („Atmosphere“), klassischen Thrash-Mustern („Tumor Town“), aber auch balladeskeren Ansätzen („Survive Your Tempest“, „Trinity“). Die Band verlässt sich dabei nicht all zu gerne auf 08/15-Strukturen, wirft in jedem Track mit Riffs nur so um sich, ohne die Hörer dabei zu überfordern, und stellt demgegenüber mit dem üppigen Einsatz von Breaks sicher, dass sich die Hörer auch nicht langweilen.
Im Großen und Ganzen bieten SLATE GREY auf ihrem Debüt-Album melodischen, technisch makellosen Thrash Metal, der Moderne und alte Schule beeindruckend verbindet und sowohl durch die überzeugende Produktion als auch durch die spielerischen Leistung Vergleiche mit den großen Brüdern in diesem Genre nicht zu scheuen braucht. Als Kritikpunkt sei das vereinzelt eingesetzte Growling genannt, dass, wenn auch gekonnt dargeboten, den ansonsten anspruchsvollen und soliden Nummern auf „Nothing Ever Dies“ einfach nicht gut zu Gesicht steht. Dessen ungeachtet gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung, nicht zuletzt weil man das Album für magere zehn Euronen über die Band-Website bestellen kann.
Wertung: 9 / 10