Review Slipknot – (Sic)nesses (DVD)

Nicht lange ist es her, dass mit „Voliminal – Inside The Nine“ eine neue SLIPKNOT-DVD erschien: Nach „Disasterpieces“, jenem auch aus heutiger Sicht noch beeindrückenden Lehrstück in Sachen Musik-DVD, handelte es sich hierbei um eine erwartbar unkonventionelle Tourdokumentation. Zusammengestellt von Shawn „Clown“ Crahan, ermöglichte diese mit reichlich skurrilen Szenen und interessanten Interviews einen ganz anderen Blick auf die Band als es DVDs üblicherweise tun.

Nachdem der Tod von Paul Gray im Jahr 2010 die Band eiskalt erwischt hatte, soll nun eine neue DVD die Stille vertreiben und den Bandmitbegründer ehren. Das Hauptaugenmerk liegt diesmal wieder auf einer Liveperformance. Dabei stellen SLIPKNOT ihre Liebe zu den Fans aus dem Verenigten Königreich unter Beweis: War es auf der „Iowa“-Tour der Auftritt im London Astoria, wurde auf „(Sic)nesses“ der Headliner-Auftritt vom dem Download-Festival 2009 vor sage und schreibe 80.000 Fans verewigt. Doch auch wenn diese Zahl für die Band eine neue Bestmarke darstellen dürfte und der Auftritt wohl als Höhepunkt in der Bandgeschichte gewertet werden muss – es hätte vielleicht optimalere Konzerte für eine DVD-Veröffentlichung gegeben.

Denn auch wenn SLIPKNOT eigentlich alles richtig machen, irritiert die Tatsache sehr, dass es zu Beginn der Showtime noch taghell ist: Zwar vermag der von der Größe des Events offensichtlich zu tiefst beeindruckte Corey dies mit seiner kindlichen Begeisterung fast wettzumachen, die Bilder bleiben  jedoch weniger eindrucksvoll. Auch als nach der Hälfte des Gigs schließlich doch noch die Nacht hereinbricht, bleibt die in den Bildern eingefangene Stimmung ob des Streulichts nicht so perfekt wie bei einem Hallenkonzert oder einer Open-Air-Show bei Nacht.

Sieht man von diesem Makel ab, bietet der Auftritt jedoch (mit kleinen Einschränkungen) alles, was man sich von einem guten SLIPKNOT-Gig erwarten kann: Eine vielseitige Setlist, die überraschend wenig neues Material enthält (nur sieben der 18 Stücke sind von den letzten beiden Alben), ein kräftiger, drückender Sound (auch wenn man bisweilen das Gefühl hat, er könnte noch einen Tick klarer sein) und eine Band, die, wie man es von ihr gewohnt ist, wirklich alles gibt: Die Hingabe ist den neun Musikern quasi noch durch die Masken am Gesicht abzulesen, das Publikum geht im wahrsten Sinne des Wortes steil und wenn bei Songs wie „Duality“ dann 80.000 Kehlen ihre Stimmen für einen Refrain zusammenlegen, ist Gänsehaut -Feeling angesagt. Für das Grand Finale, „Spit It Out“, gilt das umso mehr: Vom „Jump The Fuck Up“-Ritual (bei dem wohl nebenbei noch schnell den Rekord im Massen-Hinsetzen-und-Aufspringen in den UK aufstellt wird) bis hin zum als Effekt-Highlight vornübergekippten Schlagzeug von Joey Jordison ist steckt hier alles drin, was SLIPKNOT ausmacht. Und last but not least ist es eben die letzte professionell aufgezeichnete Show mit Paul Gray am Bass.

Neben dem Live-Auftritt enthält „(Sic)nesses“ auf einer Bonus-DVD die fast schon obligatorischen Sammlung aller Musik-Videos zum aktuellen Album „All Hope Is Gone“ sowie mit „Audible Visions Of (Sic)nesses“ einen weiteren Shawn-Crahan-Film.

Alles in allem liefern SLIPKNOT damit genau das ab, wass man es von der Truppe gewohnt ist: eine absolut runde Sache. Denn wenn man sich auf eine Konstante verlassen kann, dann die Liebe zum Detail und damit auch die Hochwertigkeit der DVD-Releases aus dem Hause SLIPKNOT. So ist auch „(Sic)nesses“ wieder eine qualitativ hochklassige Veröffentlichung: „Disasterpieces“ bleibt als Paradebeispiel einer rundum perfekten Musik-DVD zwar unerreicht – dennoch kann das Paul Gray gewidmete Werk als ein echtes Must-Have für jeden Fan bezeichnet werden.

Wertung: 8.5 / 10

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