Review Somali Yacht Club – The Sea

Die Ukraine ist nicht unbedingt das erste Land, das einem in den Sinn kommt, wenn man an Stoner Rock denkt. Allerdings fügen SOMALI YACHT CLUB ihrer Interpretation des drogengeschwängerten Wüstensounds auch andere, kühlere Elemente aus Post-Rock sowie Psychedelic und sogar eine Prise Doom hinzu – und diese Mischung klingt ziemlich cool und kurzweiliger, als man aufgrund der recht naheliegenden Kombination besagter Musikstile vermuten würde.

Ursprünglich 2011 als Jam-Band gegründet, präsentiert das Trio aus Lviv mit „The Sea“ seinen zweiten Longplayer. Ihre Wurzeln verleugnen die drei Musiker dabei nicht: Das Zusammenspiel ist ausgezeichnet und bisweilen improvisiert wirkende, ausschweifende und atmosphärische Instrumentalparts sind auf „The Sea“ eher die Regel als die Ausnahme. Schon im Opener „Vero“ vollbringen SOMALI YACHT CLUB in den ersten Minuten, aber auch im Mittelteil des Songs, das Kunststück, sowohl nach Isis zu „Oceanic“-Zeiten als auch nach Kyuss zu klingen. Sicher nicht die schlechtesten Referenzen. Dieses Wechselspiel setzt sich dann auch über die gesamte Spielzeit des Albums fort und wäre dies die einzige Trumpfkarte der Band, würde „The Sea“ wahrscheinlich trotz der durchaus interessanten Kombination unterschiedlicher Stile in der Masse der Post-Rock-Veröffentlichungen gnadenlos untergehen.

Aber da ist noch das ziemlich gute Händchen für catchy Melodien, welches SOMALI YACHT CLUB auszeichnet: Sei es das unwiderstehliche Gitarren-Lead in „Religion Of Man“, die Gesangsmelodie in der Strophe von „Blood Leaves A Trail“ oder das Finale des zu Anfang beinahe jazzigen „Hydrophobia“, in dem die ukrainische Truppe auch mal ordentlich rockt und aufs Gaspedal tritt. Auch die durchaus gelungene Produktion, die verwendeten Gitarrensounds sowie die cleane Vocalarbeit in den ruhigeren Passagen erinnern immer wieder an besagte Bostoner Post-Metal-Institution in den frühen Zweitausendern. Gerade die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Gitarreneffekte, die SOMALI YACHT CLUB verwenden, sind maßgeblich für den Charakter der einzelnen Songabschnitte verantwortlich. Ob Post-Rock-artig unterkühlt oder fuzzy Desert-Rock-Attitüde – die Bandbreite ist groß und macht „The Sea“ zu einer spannenden Angelegenheit.

Klar, das Rad wurde hier nicht unbedingt neu erfunden, trotzdem macht SOMALI YACHT CLUBs aktuelles Album Spaß. Von den genannten Melodiehighlights mal abgesehen hat man hier und da sicher das Gefühl, das eine oder andere Riff schon mal gehört zu haben – im Post-Rock leider keine Seltenheit, in diesem Fall allerdings Meckern auf hohem Niveau. Wer neben alten Isis-Platten auch Alben von Bands wie Kyuss oder Elder im Regal stehen hat, sollte „The Sea“ mal eine Chance geben.

Wertung: 7 / 10

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