Review Soulfly – Archangel

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Thrash Metal

Es ist nicht lange her, dass Sepultura zur Feier ihres 30jährigen Bestehens eine EP mit dem musikalisch wie textlich eher platten Song „Sepultura Under My Skin“ veröffentlichten. Dass Max Cavalera sich, davon provoziert, zu einer ähnlichen „Fan-Hymne“ hat hinreißen lassen, ist aufgrund der zeitlichen Nähe der Veröffentlichungstermine unrealistisch und würde gleichzeitig perfekt ins Bild passen: „We Sold Our Souls To Metal“ heißt das nicht minder stumpfe SOULFLY-Äquivalent, welches das nunmehr zehnte Album der Band eröffnet.

Dass der Song nicht direkt ins Ohr ginge, kann man beim besten Willen nicht behaupten: Trotz leicht verquerer Melodieführung setzt er sich mit seinem stumpfen Riffing und dem klischeetriefend-tumben Refrain schon nach einem Hördurchgang so vehement im Ohr fest, wie es nur die ganz unangenehmen Songs können. Damit hat „We Sold Our Souls To Metal“ nicht nur „Sepultura Under My Skin“, sondern auch den folgenden Nummern auf „Archangel“ etwas voraus. Denn wo Max Cavalera mit seinem letzten Werk „Savages“ (2013) noch die Hoffnung geschürt hatte, dass SOULFLY von ihrem reinrassigen und leider ebenso langweiligen Thrash Metal nochmal wegkommen würden, wird diese auf „Archangel“ schon während der ersten Minuten buchstäblich eingestampft: Eine Cavalera-Riffsammlung folgt auf die nächste, dazu schreit der Brasilianer monoton seine Texte heraus – Abwechslungen sucht man hier beim besten Willen vergeblich.
Erst der (allerdings nicht minder brutale) Gastgesang von Matt Yount (King Parrot) bei „Live Life Hard“ lässt aufhorchen – der Beitrag von Todd Jones (Nails) bei „Sodomites“ fällt unterdessen enttäuschend unauffällig aus. Enttäuschend ist auch für den weiteren Verlauf des Albums ein treffender Begriff: Zwar gibt es mit „Shamash“ einen etwas unmotiviert arabisch angehauchten Song und in „Bethlehems Blood“ schließlich doch noch ein paar außergewöhnliche Elemente zu hören. Auch der Groove, für den der Name Cavalera stets stand, ist hier mit der Lupe zu suchen: „Titans“ ist eine der wenigen Nummern, die vom Start weg zum mitnicken einladen – der Song dürfte sich im Live-Set halten. Allein damit können SOULFLY allerdings für „Archangel“ nichts mehr herausreißen.

Während die limitierte Edition, der eine Live-DVD vom Hellfest 2014 beiliegt, noch mit einem Cover des Napalm-Death-„Hits“ „You Suffer“ (Spieldauer: immerhin zehn Sekunden), sowie zwei weiteren SOULFLY-Songs („Acosador Nocturno“ und dem obligatorischen „Soulfly X“) aufwartet, ist bei der Standard-Edition nach „Mother Of Dragons“ und knapp 36 Minuten Schluss. Wirklich schade ist das in Anbetracht des gebotenen Materials allerdings nicht.

Eigentlich sollte man sich mittlerweile damit abgefunden haben, dass SOULFLY nicht mehr die spannende, spritzige und vor allem abwechslungsreiche Band sind, als die sie dereinst begonnen hatten. Und doch enttäuscht „Archangel“ mehr als jedes andere SOULFLY-Album zuvor – ist die Belanglosigkeit des Materials doch bislang beispiellos. Als Füllmaterial zwischen echten Hits hätte vermutlich jeder der hier angesammelten Songs funktioniert – ein Album zu tragen vermag jedoch keines der Stücke.

Wertung: 4 / 10

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5 Kommentare zu “Soulfly – Archangel

  1. Hey Yussuf,
    wenn du eine Review zur aktuellen Fear Factory vermisst, musst du dich nur noch ein wenig gedulden, denn die Herausforderung, all mein Können beim Verfassen jener Review zu zeigen, nehme ich doch glatt an! :)

  2. ey komm,
    jetzt mal ernsthaft, archangel ist definitiv besser als savages, welches mir ja echt nur bruchstückhaft gefällt, aber „weit“ hinter dem zurück was enslaved war.
    der einstieg ist echt… mh, mist? aber ab sodomites find ich die platte immer besser werdend, auch wenn’s hier und da mal nen hänger gibt. 4 punkte geht garnicht, nicht wegen der platte, sondern der kunst wegen, ne 6,5 wäre da schon angemessener.
    und das mit kataklysm geht ja mal garnicht!
    ich fand die nach oder während the road to devastation auch nicht mehr soo… aber waiting for the end war schon ein saustarker batzen und of ghost and gods setzt dem noch mal deftigs einen drauf, plus die vielen phätten melodien.
    ich hab sowieso den verdacht, dass in letzter zeit kaum noch gescheite Reviews verfasst werden, zeig doch mal all dein können bei einer bewertung der aktuellen fear factory ^^
    anyway, ich bin jetzt mal vermessen, lehne mich aus dem fenster und behaupte „ey jo, bekommt ihr nicht promos? wann habt ihr das letzte mal ’ne platte gekauft?“
    cheerio!

    1. Deine Wertung der Platte ist natürlich deine Meinung, die genauso klar geht, wie meine. Dennoch ein paar Worte zu deinem Kommentar:

      * „4 punkte geht garnicht, nicht wegen der platte, sondern der kunst wegen“ – bitte was?
      * Kataklysm: Hier eigentlich nicht das Thema, ich würde aber behaupten, dass sich für meine These mehr unterstützer finden als für deine ;)
      * kaum noch gescheite Reviews – dürfte wohl Ansichtssache sein und nicht zuletzt abhängig davon, was man sich erwartet. Wenn man in einem Review nur die eigene Meinung sucht, tut man sich damit zugegebenermaßen oft schwer – allerdings wären Reviews dann auch recht überflüssig, ne?
      * Meine letzte CD hab ich gestern gekauft, wenn dich das beruhigt. Was das mit irgendwas zu tun hat, ist mir allerdings nicht ganz klar ;)

  3. Deine Review spricht mir aus der Seele! Umso erschreckender, dass es diese Platte bei manch anderem Magazin zum Album des Monats schaffte…

    1. Große Namen sorgen bisweilen leider immernoch für große Ehrfurcht – unabhängig davon, wie langweilig der Release am Ende ist. Man braucht sich doch bloß anschauen, wie gut auch Kataklysm mit ihrem neuerlich ziemlich langweiligen Werk wegkommen etc. – und spätestens im Print-Sektor ists dann halt das gute, alte „Wer zahlt, schafft an“-Problem, das sich da dann durchsetzt. Traurig, aber wahr …

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