Review Spectrale – ▲

Mit seiner Band The Great Old Ones startet Jeff Grimal aktuell international durch. Ausgelastet scheint der Franzose dennoch nicht zu sein. So gründete der Gitarrist 2014 das Nebenprojekt SPECTRALE – eine Spielwiese für alle möglichen Formen akustischer, hypnotischer und esoterischer Musik. Dass das Album keinen echten Titel trägt, sondern mit dem Symbol „▲“ überschrieben ist, fügt sich in das durch diese Definition gewonnene Bild der Band: SPECTRALE soll auf wirklich allen Ebenen speziell sein.

Bereits ein so kurz gefasster, grober Abriss des Bandkonzeptes dürfe das Zielpublikum einschränken: Wer hier Black Metal oder auch nur etwas Ähnliches erwartet, ist von Grund auf falsch – vielmehr sollte man ein großes Faible für Akustikgitarren und Meditation mitbringen.

So ist das Album, das sich hinter dem gleichermaßen spirituellen wie futuristischen Artwork aus Grimals Feder verbirgt, grob umschrieben eine Mixtur aus Cancel The Apocalypse, The Black Heart Rebellion und einer experimentellen Version von Dornenreich: Akustikgitarren geben den Ton an, dazu gesellen sich allerlei Instrumente wie Cello, Piano und Percussions sowie naturverbundene Soundsamples – mal strukturiert („Andromede“), mal chaotisch („Retour Sur Terre“). Die E-Gitarre jedoch holt Grimal bei SPECTRALE nur für einige kurze Effekt-Einsätze aus dem Schrank.

Handwerklich lässt sich an „▲“ dabei wenig aussetzen: Jeff Grimal bringt sowohl die Fingerfertigkeit als auch das Gefühl für hübsche Tonfolgen mit, um seiner Gitarre geschmeidig dahinfließende Melodieläufe zu entlocken. Mitreißend wirkt das Resultat leider trotzdem nicht: Spannungsbögen, griffige Strukturen oder echte Höhepunkte sucht man auf dem trotz aller Experimente kompositorisch eher unspektakulären Album nämlich selten. Vielmehr plätschern die Songs von Idee zu Idee, mal monoton, mal polyrhythmisch ausgefuchst – wirklich emotional aufgeladen oder atmosphärisch spannend jedoch wirkt „“ selten bis nie.

„▲“ ist ein Album, das die Gründung eines Nebenprojektes legitimiert: Das hier gebotene im Kontext von The Great Old Ones unterzubringen, wäre in dieser Form kaum möglich gewesen. Der Versuch hätte sich vielleicht trotzdem gelohnt: Wo The Great Old Ones oft einen Tick zu eintönig schwarzmetallen klingen, fehlt „▲“ eindeutig der Pepp und eben jene atmosphärische Dichte. Fans experimenteller, instrumenteller und vor allem sanfter Klänge können sich an „▲“ versuchen – die grundsätzliche Qualität stimmt ja ohne Frage. Ganz so speziell, wie SPECTRALE sein soll, klingt das Gesamtwerk jedoch leider nicht.

Wertung: 7 / 10

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