Review Speed/Kill/Hate – Acts Of Insanity

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Thrash Metal

Manche Musiker explodieren beinahe vor Kreativität und musikalischem Output, und müssen sich in mehr als nur einer Band austoben. So auch geschehen bei Overkill’s Dave Linsk, der für seine Zweitband Speed/Kill/Hate auch noch gleich zwei seiner Mitstreiter der New Yorker Thrash Legende involviert hat, und man somit fast sagen könnte, dies ist Overkill ohne Bobby Blitz. Unterstützt von Ex-Anger On Anger Sänger Mario Frasca ist dabei eine Old-School Thrash Platte irgendwo zwischen Slayer, Pantera, Testament und eben Overkill heraus gekommen, nur verpackt in ein modernes bombastisches Soundgewand, so wie es Testament mit “First Strike Still Deadly“ vollbracht haben. Ironischerweise sind es auch eben jene Testament und nicht Overkill, an die diese Platte am meisten erinnert.

Passend zum Old-School Stil der Platte beginnt dann ”Walls Of Hate“ wie einst ”Angel Of Death“ von Slayer, und um es vorwegzunehmen, dies ist nicht die einzigste Reminiszenz an einen der Großen des Thrash Metals, fast in jedem Lied findet sich so eine Anspielung, ich bin mir nicht mal sicher, alle entdeckt zu haben. Nach dem obligatorischen Schrei (nur im Gegensatz zu Tom Araya’s Hohem hier ein tiefer Growl) beginnt dann der eigenständige Teil des Songs, und der stampft herrlich nach vorne. Die Overkill-Herkunft kann man selbstverständlich auch nicht verleugnen, wie der Gang-Shout Refrain zu beweisen weiß. ”Setting Me Off“ fängt mit einem abnormalen Growl von Herrn Frasca an, bevor es in bester Testament-Manier losgeht, könnte gut und gerne ein verlorener Songs der ”First Strike Still Deadly“ Session sein. Nur dass es sich hier eben um einen neuen Song, und nicht um einen Klassiker im neu eingespielten Soundgewand handelt. Schon beim zweiten Lied schmerzt der Nacken und die Zunge hängt an den Knien. Wenn dann zum Abschluss der bösartige Machine Head ”Davidian“ Hammer ausgepackt wird, schießen die ersten Freundtränen die schwitzenden Backen hinunter. Ausruhen ist nicht, mit ”Violence Breeds“ wird keine Schippe vom Tempo weg genommen, dafür wurde der Refrain mit einem derart genialem Mitschrei-Gang-Shout ausgestattet, herrlich im Auto bei offenem Fenster “Hey, Are You Ready“ in die Welt hinaus zu brüllen. Auch ohne direkte Anspielung sehr Machine Head lastiges Stück Musik. Und schon wieder bekommt der Nostalgiker den nächsten Fast-Orgasmus, das Anfangsriff von Metallica’s ”Creeping Death“ eröffnet nachfolgendes ”Slay The Enemy“. Wer danach noch nicht ohnmächtig geworden ist, bekommt ein sehr fieses schnelles Lied geboten, bei dem die Haare fliegen, ”bang das fucking Kopf“ (O-Ton Messiah von CandleMass ByH 2002).

Wem das noch nicht langt, dem haut ”Won’t See Fear“ aber auch die letzte Scheisse aus dem Hirn, was für ein gnadenloses Gewitter sich hier über den Hörer ergießt. Und wieder lässt sich die Chose am Besten mit Testament in der Post-”Demonic“ Ära beschreiben. Der absolute Wahnsinn. Man achte nur auf den perversen bösartigen Tempobreak gegen Ende vor dem Gitarrensoli. Und das Unglaubliche: ”Face The Pain“ legt tatsächlich tempo-technisch noch einen Gang zu. Das lässt sich überhaupt nicht mehr in Worte fassen, was hier abgeht. Wer hier noch ruhig bleibt, der muss entweder Kelly Family Fan sein oder für den Thrash zu jung. Sollte man sich zwischendrin eine Verschnaufpause gönnen wollen, lässt sich der Refrain wunderbar Mitgrölen. Und Pause ist immer noch nicht, ”R.A.W.“ legt die Kohle nach, Schlagzeuger Tim Mallare tut mir inzwischen schon richtig leid. Mitten in den Song bauen die Jungens dann einen Slayer-artigen Stampf-Part ein (jeder Slayer-Fan weiss, was damit gemeint ist), sogar inklusive Original-Jeff Hannemann-Solo, bevor wieder in die Felle gedroschen wird. Nach dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit wird bei ”Not For Me“ dann etwas gebremst, das Perverse an der Sache ist nur, auf 90% vieler Alben wäre dieser Song das Härteste und Schnellste der Gefühle. “Repent“ ist dann schon der Abschluss dieses Thrash-Bretts, und was für ein fieser es geworden ist. Sich ins Hirn fräsende Riffs, hier wird weniger aufs Tempo (auch wenn das sehr wohl vorhanden ist) als auf Boshaftigkeit Wert gelegt.

Nach 37 Minuten ist der Spuk vorbei und man ist einfach nur geplättet. Für dieses Album gibt es nur einen Ausdruck: absolutes Hammerteil. Natürlich müssen sich die Herren die Frage gefallen lassen, wieso man so ein Brett nicht unter dem Overkill-Banner veröffentlich hat, allen Overkill-Fans der ersten Stunde wäre vor Freude ein Ei aus der Hose gefallen. Auf der anderen Seite muss ich sagen, kann ich mir vorliegende Dampfwalze gar nicht mehr ohne Mario Frasca und mit Bobby Blitz vorstellen. Alle Thrash Manicas, die wie ich gnadenlose Nostalgiker sind, und denen der Neo-Thrash teilweise genauso auf den Sack geht, zugreifen, Ihr werdet Schreien vor Freude…wenn Ihr nach dem Genuss diese Platte noch könnt!

(Oli)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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