Review Spielbann – Die Ballade von der blutigen Rose

Nach zwei Jahren des Wartens melden sich SPIELBANN, die Schützlinge der deutschen Gothic-Ikone Asp, mit dem Nachfolger zum 2015 erschienenen „In Gedenken“ zurück. „Die Ballade von der blutigen Rose“ heißt das einstündige (mit Bonustracks sogar 72 Minuten lange) Stück und abermals hatte der Erfinder des Gothic Novel Rocks dabei seine Finger im Spiel. Fans der letzten Platte dürfen sich freuen, denn die deutschen Gothic-Rocker haben naheliegenderweise ihr Erfolgsrezept beibehalten – damit jedoch leider auch ein paar Unzulänglichkeiten, die diesmal schwerer ins Gewicht fallen.

Abermals stellen SPIELBANN die Dualität von Sebs düster-mysteriösen Vocals und Nics eher schmeichelndem Gesang in den Vordergrund. Das ist per se nichts Schlechtes, immerhin können die beiden gewiss gut mit ihren Stimmen umgehen und sorgen damit für ein erfreuliches Maß an Abwechslung. Dennoch hat man oftmals das Gefühl, dass sie das auf sie gerichtete Spotlight nicht so recht ausnutzen. Während sich beispielsweise der sehnsüchtig-melancholische Refrain des mit coolen Electro-Sounds ausgestatteten „Der volle Mond steht überm Wald“, das als Bonustrack in akustischer Form nicht minder kraftvoll umgesetzt wurde, immer mehr emotional steigert, macht das Gesangsduo ansonsten oft den Eindruck, nicht alles aus sich herauszuholen („Wo sie warten“).
Hinzu kommt, dass zwar so manche Zeile spitzfindig formuliert ist, der Großteil der Texte jedoch eher unfreiwillig peinlich oder kitschig wirkt („Heiße Asche“, „Meerjungfrauenbeine“). Das ist schade, denn an sich könnten SPIELBANN aus dem Konzept, in ihren Tracks bekannte Märchen-Archetypen für düstere Gruselgeschichten zu verwenden, viel mehr herausholen. Instrumental sind die Songs hauptsächlich nach dem Schema A aufgebaut: Auf die reduzierte Strophe wartet hinter der nächsten Ecke stets ein kraftvoller, einprägsamer Refrain.
Das Sprichwort „never change a running system“ haben SPIELBANN leider zu wörtlich genommen und auch für sich genommen sind die zumeist rhythmischen, unmelodischen Gitarren und die simplen, kräftigen Drum-Beats sowie die ergänzenden Symphonic- und Electro-Einflüsse nicht allzu beeindruckend. Über diese fehlende Raffinesse kann man in den rockigeren Tracks jedoch ganz gut hinwegsehen, so zum Beispiel im energetischen Opener „Hier kommt dein Tag (es war kEinmal)“, im kämpferischen „Tanz, Königin, tanz“ oder im abschließenden Titeltrack mit seinen eleganten Geigen, bei dem SPIELBANN die Märchen-Thematik endlich vollends überzeugend über die Bühne bringen.

In der Gesamtschau ist „Die Ballade von der blutigen Rose“ ein Album voller Gegensätze: männlich – weiblich, kraftvoll – ruhig, kitschig – authentisch. Gerade die schnelleren, hitzigeren Songs gelingen Spielbann wirklich gut, die Balladen und Midtempo-Nummern hinterlassen hingegen leider einen recht ernüchternden Eindruck. Im Sinne konstruktiver Kritik tut man wohl gut daran, den fünf Gothic-Rockern zumindest ihre besseren Tracks zugute zu halten und Asps Entscheidung, sie zu unterstützen, nicht gleich als Fehlgriff zu interpretieren. Beim nächsten Mal bitte etwas weniger Kitsch, dann kann das noch was werden.

Wertung: 6.5 / 10

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