Review Starbynary – Divina Comedia – Inferno

Konzeptalben, für die sich die jeweilige Band an lyrischen Vorlagen bedient, gibt es im Metal zuhauf – zum Beispiel die beiden von Goethes „Faust“ inspirierten Meisterwerke „Epica“ und „The Black Halo“ von Kamelot. Dennoch ist es stets ein Zeichen von Ambition, wenn sich eine Band an ein solches Unterfangen heranwagt. So auch bei den zwischen Power, Symphonic und Progressive Metal balancierenden Italienern STARBYNARY, die sich auf ihrem zweiten Album „Divina Comedia – Inferno“, wie der Titel bereits verrät, mit Dantes nicht ganz unvoreingenommener Darstellung der neun Kreise der Hölle auseinandersetzen.

Dass das italienische Quartett auf seinem Debüt die Ehre hatte, mit dem Bassisten von Symphony X zusammenzuarbeiten, verwundert in Anbetracht der musikalischen Ausrichtung und der Leistung auf ihrem nunmehr zweiten Album keineswegs. STARBYNARY schlagen nämlich praktisch in dieselbe Genre-Kerbe und erweisen sich als überaus professionelle Musiker. Die zwar kaum melodischen, aber dafür sehr kraftvollen und relativ technischen Power-Riffs sitzen, die Leadgitarren sorgen bisweilen sogar für eine unheilvolle Stimmung („Seventh Circle“) und das punktgenaue Drumming bietet Double-Bass en masse, im über elf Minuten langen Abschlusstrack „Stars“ grenzt es sogar an Blast-Beats.
Hinzu treten dann noch die gängigen Symphonic-Elemente wie weiblicher Operngesang („Maleboge“), dramatische Streicher und Chöre sowie verspielte Keyboards, denen STARBYNARY ebenso viele rasante Soli entlocken wie den Gitarren, manchmal sogar im Duett mit ebendiesen. Den Trumpf von STARBYNARY stellen jedoch eindeutig die klassischen Pianomelodien dar, die man getrost als virtuos bezeichnen kann („Soothsayers“). Diesem großen Pluspunkt steht allerdings ein leider noch viel gewichtigerer Minuspunkt gegenüber: der Gesang. Dass die im Power Metal vorherrschenden hohen Vocals manchmal arg an der Geduld zehren, ist kein Geheimnis, doch Bands wie Kamelot oder Iced Earth beweisen nicht erst seit gestern, dass es auch ohne entnervendes Gequietsche geht.
Bei STARBYNARY ist der Leadsänger hingegen bedauerlicherweise das schwarze Schaf, denn mit seinem überhöhten und nasalen Gesang geht er praktisch permanent auf die Nerven. Das ist umso schlimmer, denn die Songs, die trotz aller technischer Professionalität zudem nur wenig packend oder innovativ sind, stützen sich bezüglich der Melodien oftmals auf die Vocals. Und das ist bei einer Spielzeit von über einer Stunde nicht leicht mitanzuhören.

Dass die Platte nicht gerade bahnbrechend oder mitreißend ist, ließe sich verkraften, zumal sie wie aus einem Guss klingt und passend klar produziert ist. Doch aufgrund der Vocals ist es schwer, sich auf die paar überdurchschnittlichen Aspekte wie beispielsweise das Piano zu konzentrieren. Für ihre spielerischen Fähigkeiten verdienen STARBYNARY gewiss ein Lob, dasselbe gilt für das interessante Textkonzept, das sie für ihr zweites Album gewählt haben. Mit den bereits erwähnten Kamelot können die Italiener jedoch leider noch lange nicht mithalten.

Wertung: 5.5 / 10

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