Review Steaktransfer – Lunatic Kingdom

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Hard Rock

Ironischerweise hat sich hiermit einer der Redaktionsvegetarier die aktuelle Platte von STEAKTRANSFER zur Besprechung geschnappt, aber wenn der Name laut Aussage der Band – genau wie ebenjene selbst – auf einem Festival entstand, weiß man im Grunde schon Bescheid, dass dies kein Ergebnis von konzentriertem Brainstorming bei Grüntee und glutenfreien Haferplätzchen war. Außerdem haben es die Jungs auch irgendwie geschafft, das Wort Roggenbrötchen in ihre Promo-Info einzuschmuggeln, insofern: alles gut, Gemüter beschwichtigt. STEAKTRANSFER ist eine noch recht junge Gruppe aus fünf Dresdnern, dementsprechend handelt es sich bei „Lunatic Kingdom“ um das Studio-Debüt.

Als Hard Rock mit einer Prise Stoner will das Quintett seine Musik verstanden wissen und das kann man auch so unterschreiben. Irgendwo zwischen Rose Tattoo und Black Label Society wildern die Sachsen und haben offenbar viel Spaß dabei. Verspielt tönen die acht Tracks aus den Boxen, STEAKTRANSFER brechen traditionelle Songstrukturen auf und streuen hier und da immer wieder Instrumental- und Solopassagen ein (Titeltrack). Sie beherrschen ihre Instrumente und scheuen sich nicht, dies zu zeigen: Schon der Opener „Roland“ rockt zunächst locker und lässig los, zieht dann inklusive Doublebass-Attacken im Tempo an, um wenig später wieder etwas sanfter zu werden. Die Musiker sind dabei gut aufeinander abgestimmt und eingestellt, die fast zweijährige Proberaum-Phase hat folglich Früchte getragen.

Stilistisch wird also ein gewisses Maß an Abwechslungsreichtum geboten, das auch von Sänger Sascha Junger mitgehalten wird, der mit seiner hellen Stimme mal melodisch und mal heiser-prollig singen kann, wie etwa im energetischen Midtempo-Stampfer „Hit The Rock“. Dementsprechend passt es auch, dass mit „Glenmorangie“ – neben dem Titelsong die einzige Nummer mit nennenswerten balladesken Elementen – das, was man auf „Lunatic Kingdom“ noch am ehesten als Liebeslied bezeichnen könnte, keiner Frau, sondern einem Whisky gewidmet ist. Mit „Ridiculous“ bekommen die Hörer noch einen flotten, coolen Rausschmeißer mit hartem Solo-Part vor den Latz geknallt, unterm Strich geht die Langrille mit 35 Minuten aber doch etwas früh über die Zielgerade.

Produktionstechnisch bieten STEAKTRANSFER auf ihrem ersten Album ordentlichen Standard in Form eines organischen und transparenten, teils trockenen Studiosounds. Sicherlich ist da noch ein bisschen Luft nach oben, aber bei einem Debüt, das zudem noch als Eigenproduktion auf den Markt gekommen ist, sollte man bei der Kritik die Ansprüche nicht zu hoch ansetzen. Im Großen und Ganzen legen STEAKTRANSFER mit „Lunatic Kingdom“ ein knackiges, unbekümmertes Hard-Rock-Album vor, das ohne wirkliche Durchhänger auskommt und beweist, dass es sich in der monatlichen Releaseflut auch lohnen kann, nach kleinen Underground-Bands Ausschau zu halten.

Wertung: 7.5 / 10

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