Review Sterling Serpent – Sterling Serpent (EP)

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Rock

King Dude zählt mit zu den angesehensten Acts im Roster von Ván Records – und das, obwohl TJ Cowgills Soloprojekt mit seinem rauchigen Americana-Sound zwischen den obskuren Black-Metal-Bands, für die das Label vornehmlich bekannt ist, manch einem als deplatziert erscheinen könnte. Von den Musikern, mit denen Cowgill im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat, haben einige inzwischen ihre eigenen Musikoutlets gegründet – so zum Beispiel Gitarrist Torsten Larson, der unter dem Namen The Dark Red Seed mit „Becomes Awake“ bereits ein Full-Length-Album über Prophecy Productions veröffentlicht hat. Auch Schlagzeuger Joey D‘Auria spielt nunmehr in einer separaten Band, welche sich STERLING SERPENT nennt und schon für den Release ihrer ersten, selbstbetitelten EP sogleich von Ván Records aufgegriffen wurde.

Obwohl die übrigen, in STERLING SERPENT involvierten Künstler mitunter aus einer ganz anderen musikalischen Ecke kommen – allen voran Bassist Dylan Desmond, bisher bekannt als Frontmann der Funeral-Doom-Formation Bell Witch –, merkt man dem Minialbum die Verwandtschaft des Projekts mit King Dude am deutlichsten an. Die vier Stücke sind verhältnismäßig kurz gehalten und unkompliziert strukturiert, geprägt von Melancholie und einem urtümlichen Einschlag und David Alexander Nelsons tiefer, stoischer Gesang – teilweise im Duett mit Anna O’Neills bedeutungsschwangerer Stimme – steht ganz in der Tradition der großen, amerikanischen Musikgeschichtenerzähler.

Instrumental geben sich STERLING SERPENT im Vergleich zu ihren Vorbildern und Genregenossen jedoch betont rockig. Lediglich in der sehnsüchtigen Ballade „Evelyn“, die mit ihrer archaischen Perkussion klingt, als habe Nick Cave sie nach einem Besuch im Urgeschichtemuseum geschrieben, kommt der Akustikgitarre neben dem simplen, aber gefühlvollen Piano die Führungsrolle zu. In den übrigen Tracks bringt das Quartett in erster Linie perlende E-Gitarren ins Spiel, denen ein dezenter Gothic-Flair anhaftet und die in den Strophen zumeist unaufdringlich vor sich hintrippeln, im Refrain jedoch mit einem Mal aufwallen.

Diesbezüglich beweisen STERLING SERPENT insofern respektables songschreiberisches Geschick, als die Lieder trotz ihres einheitlichen Settings keineswegs charakterlos klingen. „Violet“ besticht durch seinen besonders gut ausgeprägten Kontrast zwischen den schmachtenden Strophen und dem drängenden Refrain, „Bones“ hingegen mit seinem lässig-zurückgelehnten Groove und im zu Beginn noch etwas schwerfälligen „Eternity“ überraschen STERLING SERPENT schließlich sogar mit einem kraftvoll getragenen Metal-Part mitsamt Double-Bass-Drumming.

Wer sich bereits eingehend mit King Dude und The Dark Red Seed befasst hat, wird von STERLING SERPENT wohl nicht mehr vor Überraschung vom Hocker gerissen werden. Dennoch sollte man die Band keinesfalls als lahme Windschattenfahrer abtun – dafür ist ihre erste EP eindeutig zu gekonnt umgesetzt. Die vier Songs gehen allesamt unmittelbar ins Ohr, punkten mit ihrem Abwechslungsreichtum, ihrem kräftigen Sound sowie mit ihrer konsistent zeitlosen Grundstimmung und fallen nie der Belanglosigkeit anheim. Selbst das anfangs noch etwas träge „Eternity“ vermag den Hörer spätestens mit seinem mächtigen Metal-Aufschwung von sich zu überzeugen. Fans von bodenständiger Americana-Musik, die eine Viertelstunde erübrigen können, sollten diese demnach unbedingt STERLING SERPENT und ihrem selbstbetitelten Kurzalbum schenken und darüber hinaus nach ihrem hoffentlich in Bälde nachfolgenden Debütalbum Ausschau halten.

Keine Wertung

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