Review Stilbruch – 5 Jahre Stilbruch

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Entmetallisiert, Pop

5 Jahre Stilbruch – zu solch einem feierlichen Anlass ist es in der heutigen Musikwelt gang und gäbe, eine Live-DVD oder zumindest ein spezielles Album herauszubringen. Dass allerdings das Dresdener Trio, welches sich die Straßenmusik zum obersten Ziel gesetzt hat, auch diesen Weg geht, ist etwas ungewöhnlich. Aber wie man an diesem Beispiel sehen kann, kommt es manchmal auf einen Versuch an.

Beginnen wir mit den Äußerlichkeiten: Beim Design des Booklets macht die Band ihrem Namen alle Ehre: relativ knapp und nüchtern gehalten, doch mit allen notwendigen Infos versehen. Ein typischer Stilbruch eben. Die DVD an sich umfasst neben dem Jubiläumskonzert im Alten Schlachthof in Dresden weiteres Bonusmaterial zur Bandgeschichte und der Europatour. Der Auftritt an sich schwankt zwischen Geniestreich und dem Werk eines Wahnsinnigen bzw. Ahnungslosen, sowohl musikalisch wie auch visuell gesehen. Eigentlich erwartet man auf einer DVD zumindest gut ausgeleuchtete Musiker und Instrumente sowie einen passablen Sound. Am Sound gibt es nichts auszusetzen: gute Abmischung der Instrumente und auch keine anderen akustischen Qualitätseinbußen. Lichttechnisch gesehen ist es, auf gut deutsch gesagt, stellenweise eine kleine Katastrophe.
Es ist bedauerlich, dass man einige Musiker erst nach längerer Zeit richtig zu Gesicht bekommt, da die Bühne zu dunkel und die Kameraführung etwas gewöhnungsbedürftig ist. Denn gerade durch die vielen Special Guests (hauptsächlich ehemalige Mitglieder der Band, die schon einige Besetzungswechsel durchlaufen hat) und zwei Backgroundsängerinnen wäre es schön gewesen, diese Menschen etwas genauer sehen zu können. Schade, aber vielleicht ein Kritikpunkt, der in der 10-Jahres-DVD berücksichtigt werden kann.
Und so eine DVD sollte es meiner Meinung nach in jedem Fall geben, denn durch die abwechslungsreiche Songauswahl überzeugen Stilbruch mit ihrem Gespür für Melodie und Arrangement. Es wechseln sich rhythmische Lieder („Prometheus“, „Take me higher“, „Zeig mir die Nacht“) mit nachdenklich angehauchten Stücken („Wann“, „Once again a night“) ab, Songs aus vergangenen Zeiten mit neueren und sogar einem uraufgeführten („So gut“). Besonders schön zu sehen ist auch, wie die Kombo das zahlreich erschienene Publikum mit ins Geschehen einbezieht. Hier zeigt sich, dass sich auch eine Straßenband über die Jahre hinweg eine beachtliche Fangemeinde erarbeiten kann, die nicht nur hinter der Band steht, sondern auch noch enorm textsicher ist. Gerade bei „Eyes saw wonders“ wird dies auf beeindruckende Art und Weise deutlich.
Einziger Wermutstropfen an der ganzen Geschichte: Ab einem gewissen Punkt beschleicht den Hörer die Vermutung, dass die Stücke nicht optimal auf das Stimmspektrum des Sängers Sebastian Maul angepasst wurden. So muss man sich vereinzelt schon sehr bemühen, die Ohren offen zu halten, denn die falschen Töne und die in diesem Moment nicht zueinanderpassenden Backgroundstimmen sind nicht zu überhören.
Rein instrumental gesehen bewegen sich Sebastian, Friedemann Hasse und Florian M. Fügemann hingegen auf hohem Niveau. So werden Cello, Geige und Schlagzeug nicht nur beherrscht, sondern zu beachtlichen Höchstleistungen herausgefordert und durch ein Streichquartett, bei dem unter anderem der Bruder von Friedemann mitspielt, wunderbar ergänzt. Abgerundet wird das Konzert mit dem wohl bekanntesten Stück der Drei, nämlich „My name is life“, mit dem sie bereits 2009 in der Casting-Show „Germany’s next Showstars“ aufgetreten sind und mit ihrem Meisterstück noch mehr Menschen in ihren Bann gezogen haben.
Alles in allem eine Konzertscheibe mit offensichtlichen Höhen und Tiefen, einer beinahe perfekten Setlist, einem tollen Publikum und einer durch und durch sympathischen Band, die es wert ist, dass man ihr Beachtung schenkt.

Keine Wertung

Publiziert am von Uschi Joas

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