Review Stratovarius – Destiny

„Destiny“ – Die Gesellen von STRATOVARIUS hatten ja schon immer ein Faible für bedeutungsschwangere, mächtig philosophisch angehauchte Albentitel, siehe auch „Episode“ und“Visions“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Doch wird die Musik diesen Albentiteln immer gerecht? Bisher lautete die Antwort JA, ausgehend von den beiden unerreichten, und oben schon genannten Alben des neueren STRATOVARIUS-Stils. „Destiny“ sollte nun der Nachfolger auf diese beiden, auch heute noch sehr erfolgreichen und, in der Power Metal-Szene, im allgemeinen als sehr angesehe geltenden Werke werden. Die Besetzung setzt sich aus Namen zusammen, an die sich der geneigte Fan wohl noch sehr lange erinnern dürfte – Das Line-Up, in welchem STRATOVARIUS den Thron des Melodic/Power Metal endgültig erklommen haben, besteht auch auf diesem Album. Und es wird seinem Ruf einmal mehr gerecht, was technisch perfekte Kompositionen angeht.

Die CD startet mit dem 10-Minuten-Titelsong „Destiny“, der in seiner Einleitung (die allerdings auch schon anderthalb Minuten dauert), mit Frauengesang aufwartet, was auf den älteren Alben ja noch eher weniger vorhanden war. Die anfangs ohne Begleitung präsente, einzelne Stimme singt eine Melodie, deren Epik, Majestät und Schicksalsträchtigkeit jedem gestandenen Power Metaller wohl die Tränen in die Augen treiben dürfte. Die Melodie, die sich durch den ganzen Song zieht und immer mal wieder um die Ecke schaut, wird von Chören verstärkt, bis sie schließlich das anfangs langsamere Geschwindigkeits-Gewand ablegt, um den A capella-Gesang mit Instrumenten abzulösen, die die Melodie dann in verschnellerter Form – und dementsprechend mit mehr Power – wiedergeben. Damit wäre der erste, atmosphärisch sehr dichte Teil des Lieds auch schon geschafft, der Gesang Kotipeltos, der kurz darauf einsetzt, plätschert, entgegen der vorhergehenden Melodie, eher vor sich hin, zwar wird erfreulicherweise gesungen und nicht gekiekst, trotzdem lässt das Ganze doch ein wenig die Spannung vermissen, die man sich vielleicht wünschen würde. Ein auch eher belangloses Keyboard- und Gitarrensolo ändert da auch nichts. Es ist mir sowieso ein Rätsel, warum man eine Ballade (die später im Song noch zum Zug kommt), einen Ober-Bombast-Song und einen Up-Tempo-Song in einen einzigen Track packen muss. Ein eher enttäuschender Anfang also, doch „S.O.S“, auch heute noch ein Live-Kracher der Band, schafft Abhillfe, es wartet mit STRATOVARIUS-typischen Melodien auf, der Gesang wirkt hier doch um einiges packender als noch kurz zuvor, und auch der Refrain zeigt gutes Mitsing-Potenzial. „No Turning Back“, hat gutes Up-Tempo-Riffing, doch mit dem Gesang, der auf mich wiederum eher unkreativ wirkt, verliert auch dieser Song haushoch gegen solch mächtige Songs wie „Father Time“, „Speed of Light“ oder „Tomorrow“ von den Vorgängern. Rein technisch wie jeder STRATOVARIUS-Song zwar makellos, doch zeigt die Band eben mit ihren eigenen, schon erschienen Liedern, selbst die besseren Alternativen auf. Auch das anfangs wiederum vielversprechend daherkommende „Rebel“ und das Halballaden-Stück „Years Go By“ sind keinesfalls schlecht, doch irgendwie wirkt Kotipeltos Gesang immer sehr charakterlos, Wechsel in der Stimmhöhe wirken oft deplaziert, noch häufiger scheint der Text zu lang für einen Takt zu sein, speziell hier wirkt der Gesang dann häufig sehr „hineingequetscht“. Dagegen stehen auf der anderen Seite das von einem Keyboard-Riff dominierte „Playing With Fire“, das auf angenehme Weise anders als sonstige STRATOVARIUS-Songs klingt, auch wenn es das Grundprinzip der anderen Lieder der Band durchaus beibehält, ist es atmosphärisch und packend, man probiert hier mal etwas Neues aus. „Cold Winter Nights“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, hier passt der Gesang Kotipeltos endlich wieder wie die Faust aufs Auge, er bewegt sich oft zwar in sehr hohen Sphären, jedoch passt das hier eben zur Grundstimmung des Songs, der eine sehr positivie Atmosphäre und Ausstrahlung hat. Es tut tatsächlich „gut“, das Lied zu hören.
Der letzte Song, den ich ansprechen werde, ist dann schließlich „Anthem of the World“, ein beinahe-10-Minüter, der mit unvergleichlich tragischem und epischem Keyboard-basiertem Intro aufwartet und es schafft, wirklich nie an Spannung und Bombast vermissen zu lassen. Das Lied scheint in der ersten Strophe nur darauf zu warten, losbrechen zu können, denn ist es dort noch gezügelter, bewegt es sich bald darauf in Up-Tempo-Sphären, in welchem dann auch die Intro-Melodie, die mich persönlich übrigens ein wenig an das übergeniale „The Show Must Go On“ von Queen erinnert, wieder aufgenommen wird. Gegen Ende dann von einem langsam Gitarrensolo dominiert, hält der Song seine unvergleichliche Stimmung wirklich über die kompletten neineinhalb Minuten aufrecht, man fühlt sich von dessen Meisterlichkeit wirklich übermannt. Der Einsatz des Knabenchors, der in „S.O.S“ zum Beispiel auch schon ertönte, bildet nach genanntem Solo das Quasi-Ende des Songs, denn nachdem der Chor verstimmt, klingt der Song nurnoch über anderthalb Minuten aus. Zweifellos DAS Lied des Albums, eine Komposition, die in den eigenen Reihen ihresgleichen sucht.

Zusammenfassend ist „Destiny“ wohl nicht ganz das Werk, das viele erwartet hatten, dazu fehlen schlicht die vielen Gute-Laune-Hymnen, die die Vorgänger-Alben boten, als Ersatz werden aber auch zu wenige überzeugende, gefühlvolle und atmosphärische Momente geboten, dafür viele plätschernde (Halb-)Balladen, namentlich „Years Go By“, „4000 Rainy Nights“ und „Venus In The Morning“. Sicherlich kein schlechtes Album ist es zwar, aber ich könnte jedes andere Werk der Stratovaren gewissenhafter empfehlen, hier lohnt sich der Kauf eigentlich nur für „Destiny“, „Anthem of the World“, „Cold Winter Nights“, „S.O.S“ und „Playing With Fire“, während die anderen CDs quasi mit jedem Song einzeln einen Kaufgrund bieten. Auch die technisch astreinen Leistungen aller Beteiligten täuschen nicht über die für mich häufig durchschimmernde Uninspiritertheit hinweg, man nehme „Destiny“, ein Song, der über eine überaus geniale Hauptmelodie verfügt, er wird durch den plätschernden, langweiligen Strophen- und Refrain-Teil so gut wie vollkommen ruiniert. Der Sound geht dagegen immer in Ordnung, lediglich die schnellen Keyboard-Attacken hätte ich mir teils ein wenig lauter gewünscht. „Anthem of the World“ als absoluter Übersong dieser CD reißt einiges raus, trotzdem ist „Destiny“ insgesamt das Album, das wohl hauptschuldig daran ist, dass man STRATOVARIUS vorwirft, immer wieder die gleichen Songs zu schreiben, ohne wirklich motiviert zu sein, Neues auszuprobieren.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert