Review Sunterra – Reborn (EP)

Metal und Electro – aus dieser Liaison ist schon so manches Album hervorgegangen, einige davon sind gelungen, andere nicht. Zu erwähnen sind unter anderem Korns Dubstep-Experiment „The Path Of Totality“ oder Crematorys Trance-Gothic-Mixtur „Antiserum“. Zwölf Jahre nach ihrem zweiten Album erheben sich die inzwischen fast komplett neu besetzten, österreichischen Industrial-Metaller SUNTERRA mit ihrer Comeback-EP „Reborn“ aus der Versenkung. Mit ebendieser wollen die vier Musiker, die ihren Stil als „Metalstep“ bezeichnen, die eingangs erwähnte Genre-Verbindung einen Schritt weiterführen. Ob das gut geht?

Die ersten Töne des brachialen Openers „Reign Supreme“ lassen erst mal Böses erahnen, das sich in weiter Folge leider auch erfüllt: Der Drumcomputer könnte künstlicher nicht klingen, die Arrangements sind uninspiriert und die rhythmischen Gitarren, die abgesehen von den kurz sogar recht stimmungsvollen Leads in „Ministry Of Thoughts“ keine einzige Melodie von sich geben, hören sich an, als kämen sie ebenfalls aus der Dose. Dem metallisch ausgerichteten Hörer tun SUNTERRA also schon mal keinen Gefallen, doch auch Synthesizer-Fans werden mit ihren elektronischen Spielereien wohl nur wenig Freude haben.
Die Beats sind größtenteils uninteressant, die Dubstep-Sounds hingegen sogar entnervend, wie zum Beispiel die bohrenden Geräusche in „Reign Supreme“ oder das Gekratze und Gequietsche in „Ministry Of Thoughts“. Gerade mal die Trance-Elemente im kraftvollen „This Is W.A.R.“, die genauso gut von Crematorys „Antiserum“ stammen könnten, lösen nicht gleich Kopfschmerzen aus und passen gut zur sonstigen Instrumentalisierung, was man von den übrigen Electro-Eskapaden leider nicht behaupten kann.
Generell scheinen SUNTERRA einfach wahllos ihre verschiedenen Einfälle durch die Gegend zu schleudern, so zum Beispiel in der etwas kitschigen, mit Piano und Flöte beginnenden Ballade „Shadow In The Dark“, die später von den schleppenden Gitarren zum stumpfesten Track der halbstündigen EP verunstaltet wird. Insbesondere auf ebenjenem Song geben sich SUNTERRA auch noch gesanglich die Blöße. Während die Growls zwar etwas zu stumpf, aber ganz ordentlich klingen, ist der Gesang von Lilly in seiner Bandbreite und Ausdruckskraft bedauernswert eingeschränkt. Besonders schlimm kommt diese Unzulänglichkeit zum Tragen, wenn sie versucht, höher und ausgelassener zu singen, wie unter anderem im ätzenden Refrain von „Shut Up!!!“, bei dem man sich nicht nur wegen des abstrusen Dialogs in den Strophen wünscht, dass der Titel Programm wäre.

Von welcher Seite man es auch betrachtet, „Reborn“ ist sowohl musikalisch als auch textlich ein Schuss in den Ofen. Nahezu sämtliche Electro-Sounds schmerzen regelrecht in den Gehörgängen und die Kompositionen von SUNTERRA sind zugleich wirr und seltsam leer, fast so als würde da noch die Hälfte der Soundschichten fehlen. Selbst Fans der bereits erwähnten Crematory-Platte, die auch schon nicht ganz frei von Kritik war, dürften somit vom Comeback der Österreicher unterwältigt sein, umso mehr noch die übrigen Fans von ernstzunehmendem Industrial und Gothic Metal. Der Durchbruch von „Metalstep“ wird demnach wohl noch auf sich warten lassen.

Keine Wertung

Publiziert am von Stephan Rajchl

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