Eine Sache, die in Interaktionen jedweder Art wichtig ist, sind wohl erste Eindrücke. Was soll man also von einem Metal-Album halten, das mit einem Cover glänzt, von welchem den zukünftigen Hörer ein paar niedlich gezeichnete, kunterbunte Fantasiewesen angrinsen, die optisch irgendwo zwischen der Verwandlung von Mogwais in Gremlins angesiedelt sind? Was soll man dann, nachdem man den Silberling in die Anlage gelegt hat, davon halten, wenn als Intro eine Aneinanderreihung von ziemlich billigen Midi-Sounds erklingt, und das Ganze so klingt, als würde jemand alle ihm gerade in den Kopf kommenden kitschigen Melodien auf einmal spielen wollen, ohne dabei auch nur im Ansatz Erfolg haben? Natürlich nicht ohne das hochgepitchte, koboldartige Kichern zu vergessen, welches das Intro durchzieht.
SVARTBY aus Russland nehmen das mit der Lustigkeit ganz offensichtlich ziemlich ernst. Laut Bandinfo widmen sich die fünf Russen auf ihren Alben und in ihrer Musik thematisch unterschiedlichen Wesen aus einem imaginativen Dorf – dieses Mal den Imps, kleinen Zauberwesen, welche mit den verschiedenen Elementen in Verbindung stehen. Die Elemente im Kosmos von SVARTBY erklären dann auch, warum es sechs kleine Kobolde auf dem Cover sind: Neben Erde, Wasser, Feuer und Luft gelten auch Holz und Pilze als Elemente. Auf selbigen befand sich die Band beim Komponieren ihrer Songs sicherlich einen Großteil der Zeit. Neben dem kaputten Intro klingt auch der Anfang von „Boulder Massacracion“ nicht so sehr nach durchdachtem Songwriting, sondern so, als würde jemand sternhagelvoll durchs Studio poltern, ganz zu schweigen von den in „Scum From Underwater“ eingestreuten Samples, welche eher an Super Mario Kart als an Folk Metal erinnern. Doch auch die häufig billigen Midi-Sounds ändern nichts daran, dass „Elemental Tales“ durchaus sehr viel Spaß macht und teilweise mit tollen Melodien aufwartet.
Wenn mitten im Mid-Tempo-Song „Sleepy Devils“ eine wundeschöne Spieluhr-Melodie erklingt, oder sich „Done With The Wind“ und „Elemental Tales“ als wahre Mustersongs des Folk Metal präsentieren, kann das Haupt kräftig geschüttelt und der stimmige Growl-Gesang mit eifrigem Schunkeln und Tanzen gefeiert werden. Darüber hinaus klingen die Songs allerdings oft so, als hätte die Band einfach alle Metal-Versatzstücke in einen Topf geworfen, einmal kräftig umgerührt und dann einen Song daraus gegossen. Dass hier dann auch ab und zu Gitarrenlicks oder Hard-Rock-Soli, meistens unpassend, auftauchen und kommentarlos wieder verschwinden, überrascht nur beim ersten Hördurchgang. Ebenso ist es nur beim ersten Mal wirklich irritierend, dass man nicht weiß, ob gerade schon wieder ein neuer Song läuft, oder ob der Melodiewechsel Teil des Konzepts ist.
„Elemental Tales“ macht insgesamt sehr viel Spaß, die Trademarks des (vor allem schnell gespielten) Folk Metal sind alle vertreten und über große Teile des Albums funktionieren diese auch sehr gut. Die Midi-Sounds klingen an manchen Stellen allerdings leider doch arg billig, und die inkohärenten Songstrukturen irritieren auf Dauer mehr, als dass sie wirklich zu gefallen wissen. Etwas wirklich Besonderes sind SVARTBY zwar nicht, aus dem großen Durchschnitt der Folk-Metal-Bands heben sie sich allerdings durch ihre offensive Spaß-Attitüde und witzigen Melodien durchaus ab.
Wertung: 6.5 / 10