Manchmal geschehen einem wohl in jedem Beruf unvorhergesehene Dinge – offensichtlich ist man vor solchen Begebenheiten auch nicht gefeit, wenn man dem ansonsten recht beschaulichen Job eines Online-Redakteurs nachgeht.
Und so erreichte uns dieser Tage ein Päckchen, welches durch seinen Inhalt sogleich für eine gewisse Faszination seitens der Redaktion sorgte: Zum Einen fand sich darin nämlich eine MC – nein, dies ist kein Tippfehler: Ich rede nicht etwa einer MCD, sondern tatsächlich von einer MC (für die Jüngeren unter euch: „Bereits vorbespielt verkaufte Kassetten werden als Musikkassetten oder MusiCassette (MC) bezeichnet. Das Abspielen und Aufnehmen von Kassetten erfolgt mit einem Kassettenrekorder. Sie wurde 1963 eingeführt und hat heute in Industrieländern nur noch geringe Bedeutung.“ [Quelle: Wikipedia.de]) – zum Anderen ein handgeschriebener Brief, welcher, nicht wie sonst üblich, um eine Rezension des zugesendeten Materials bat, sondern eine ebensolche befahl.
Weiterhin ließ der Brief, gezeichnet Prinz Dark von SWORD AND BLOOD OF DAMOCLES, verlauten, dass diese Demo bereits vor „über zehn Jahren“ entstanden sei, und man erst jetzt bereit sei, sie rezensieren zu lassen – „Wer glaubt, dass wir Scherze machen, kann es ausprobieren“. Aha.
Soweit so gut, und auch wenn das Geschreibsel sogleich an einen Fake denken lässt, ist da ja immernoch das Tape – also: auf gehts.
Und was folgt, nachdem sich die Tonköpfe etwas träge ob der langen, langen Zeit, die sie sich nicht mehr drehen durften, in Bewegung gesetzt haben, ist in der Tat überraschend, irritierend und vor Allem alles Andere, als das, was ich erwartet hätte: absolutes Mittelmaß.
Für einen reinen Fake fast schon zu gut produziert und „durchkomponiert“, für eine Perle des deutschen Undergroundes, die über 10 Jahre zu schade für eine Rezension ist, zu belanglos, plätschert das Material des unbetitelten Werkes so vor sich hin:
Von diversen Knackersern, Aussetzern, Aufnahmfehlern und Lautstärkeschwankungen begleitet gibt es hier nämlich durchschnittlichen Trve Black Metal zu hören – ein wenig fühlt man sich qualitätsmäßig an Mayhem erinnert, die es ja in ihren Anfangstagen auch für nötig hielten, jeden Ton, den sie irgendwo mitgeschnitten hatten, als Demo oder Bootleg zu veröffentlichen. Geboten wird, wenig überraschender weise, Geschrei mit viel Hall, Power-Akordfolgen und dann und wann aufgelöste Power-Akorde als „Clean-Teil“. Auf längere Sicht ist das Ganze dabei zwar alles Andere als spektakulär, andererseits muss ich zugeben, auch schon schlechteres gehört zu haben – ist das Material doch weder nervig noch schief oder komplett untight, sondern schlicht uninspiriert. Aber was erwartet man auch Progressives, ist das Tape doch – ich vergas – bereits vor der Progressive-Black Metal-Bewegung entstanden und übermittelt den „wahren geist des b l a c k m e t a l“, wie die Band es unmissverständlich klarmacht.
Dabei muss man ihr aber noch zu Gute halten, dass der Sound stellenweise besser gelungen ist, als auf so macher Promo einer bei einem Label unter Vertrag stehenden Band.
Ansonsten herrscht hier vollkommene Anarchie: Wo welcher der laut Tracklist angeblich vier Tracks beginnt oder aufhört, vermag ich nicht zu erkennen, ist einerseits durch die diversen Aussetzer an vielen Stellen ein mögliches Songende, und andererseits das Material so „aus einem Guss“, um es etwas euphemistisch auszudrücken, dass es schwer ist, einen Song vom nächsten zu unterscheiden – zumal das Format der CD/MP3 gegenüber ja doch den einen oder anderen Nachteil birgt, beispielsweise, dass man entweder nicht mehr froh wird mit hin und herspulen, oder aber das Werk in seiner Gänze genießt.
Wer durch diese Beschreibung neugierig geworden ist, dem hilft wohl nichts als Abwarten und Daumen drücken, dass die Band, wie auch immer, auf ihn aufmerksam wird und ihn für würdig erachtet, ihm das Tape zukommen zu lassen – nachdem keine Kontaktadresse angegeben wurde und es sich bei SWORD AND BLOOD OF DAMOCLES nicht um „kleine Trottel, die sich überall im Internet prostituieren“ handelt, ist dies wohl die einzige Möglichkeit, mit der Band in Kontakt zu treten – gerne darf aber auch ein Kontaktversuch über den Thread zu diesem Review gestartet werden.
PS an die Band, so sie das hier liest: Den Satz „Interview ist ja wohl Pflicht, ansonsten kann er es gleich vergessen“ habe ich nicht überlesen – da ich allerdings ONLINE-Redakteur bin, bevorzuge ich auch vituelle Kommunikationswege – sollte also noch Interesse bestehen, tretet gerne mit mir in Kontakt. Fragen hätte ich genug…
Keine Wertung