Review Tea For Two – Twisted

TEA FOR TWO müssen dem durchschnittlich gebildeten Proghörer nun wirklich nichts sagen. Seit 1985 machen Oliver Sörup und Michael Schumpelt nun schon zusammen Musik, haben als Blues-Folk-Jazz-Duo begonnen und Jahre später als Bandprojekt auch den Neoprog für sich entdeckt. In den über 20 Jahren kam man aber nur zu drei Studioalben und einem Livedokument, dabei ist ihr neues Album „Twisted“, um das es hier gehen soll, schon eingerechnet. Ein wahres Projekt also, immer mal wieder zwischendurch auf Eis gelegt, letztendlich wird es aber wohl vor allem die Liebe zur Musik gewesen sein, die die Jungs immer wieder zusammengeschweißt hat.

Diese Begeisterung für eigene Songs hört man auch auf den zehn neuen Titeln von „Twisted“, die zusammen auf eine Gesamtspielzeit von etwa 45 Minuten kommen. Anders noch als beim Vorgänger „101“ (2001) bewegt man sich hier wieder weg von klar neoproggigen Songs, oder gar Prog generell. Das neue Album ist in seinem Gesamtsound sehr akustisch und folkloristisch. Oftmals braucht es nur eine akustische Gitarre, sanftes Schlagzeug und die erzählende Stimme von Stephan Weber, dessen Gesang zwar gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs technisch schlecht ist. Cello und Flöte setzen gezielt Akzente und sind aus den Arrangements der Songs nicht wegzudenken. Gelegentlich wagt sich die Band an leicht symphonisch-bombastische, episch-warme Sounds, größtenteils gibt man sich aber sehr relaxt und pop-lastig, ohne abgegriffen und gesichtslos zu klingen. Spanische Flamenco-Gitarren, lässige Percussion, betörende Flötentöne, all das erwartet uns bereits im Opener „Spanish Night“, der schnell mitzureißen weiß, allerdings mit seinen etwas banalen „Heyheyhey!“-Chören etwas stumpf wirkt. Im darauffolgenden „Soundscapes“ unternehmen wir eine Reise durch die Instrumentalmusik: Nach einem ruhigen, verträumten Beginn wird der Song zunehmend bombastischer, streift sogar kurz den Progmetal und bietet breite Keyboardsynthies. Andere so rockige Stellen suchen wir hier jedoch vergebens. Auch TEA FOR TWO sind nicht die Meister schneller Noten oder drückender Riffgewitter – hier gilt: In der Ruhe liegt die Kraft! Mit „Last Drink“, „Why?“ und „Scar Folk“ finden sich noch weitere Instrumentalstücke auf der CD – in den ersten beiden dürfen Piano und Akustikgitarre solieren, während „Scar Folk“ seinem Namen alle Ehre macht und ein flotter Ska-Punk-Folk-Songs ist, wie ich ihn mir sogar von Jethro Tull vorstellen könnte. Zusammen mit „Soundscapes“ sind es vor allem die Tracks „My Own Way“ und „Come What May“, die die eher neoproggige Seite von TEA FOR TWO beleuchten. Auch vor bluesigen Einflüssen in „Hold On“ machen die Jungs nicht Halt.

Die letzten Zeilen machen es vielleicht schon deutlich: „Twisted“ bietet Musik fast jeder Couleur und schafft es dennoch, wie ein schlüssiges, kompaktes Album zu klingen. Es strahlt eine natürliche, wenn auch abstrakte Schönheit aus, die es zu entdecken gilt. Die Stimme von Stephan Weber schmälert mir persönlich den Genuss manchmal etwas, aber das ist natürlich nichts allgemein gültiges! Durchaus exquisite Unterhaltung!

Wertung: 7.5 / 10

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