Review The Black League – Ichor

Dass ein gewisser Taneli Jarva aus Nordfinnland einen gewissen Hang zur Melodie hat, zeigt sich bereits in seiner musikalischen Frühkarriere. Als Bassist und Sänger der ersten drei Sentenced-Alben entwickelte sich die Band auch Dank ihm von einer schneidenden Todesmetallschmiede in die Richtung Düsterrock, durch welche sie im weiteren Verlauf zu einem internationalen Topact der Metalszene wurden. Sicher, diesen Erfolg erlebte Taneli als Verurteilter nicht mehr mit, stieg er doch bereits 1995 wieder aus, aber den eingeschlagenen Weg setzte er konsequent fort, bis es im Jahre 2000 schließlich zum Debüt von THE BLACK LEAGUE kam.

Man muss nicht lange in „Ichor“ – das Blut der Götter – hereinhören, um festzustellen, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu den alkoholischen Waffenbrüdern besteht. Es würde allerdings sowohl der einen, wie auch der anderen Band unrecht tun, wenn man diesen Vergleich weiter strapaziert oder sogar von einem Plagiat spricht, denn dafür ist THE BLACK LEAGUE zu eigenständig. Kein Wunder eigentlich, denn Jarva konnte einige versierte, teils namhafte Mitstreiter um sich scharen, so prügelt z.B. Sir Luttinen (u.a. Legenda, Catamenia) auf den Schlagzeugfellen herum. Ebenso bedient dieser auch die Keyboards, die einen für mich erstaunlich hohen Stellenwert auf dem Album genießen. Dies wird nicht zuletzt bereits beim Opener „Doomwatcher“ deutlich, der offenbar ein Mittelding aus Intro und Instrumentalstück darstellt und durchaus, aufgrund einiger netter Melodien, Appetit auf mehr macht, welches in Form vom knackigen „One Colour Black“ – man sieht, textlich hat sich auf den ersten Blick nicht viel geändert – eine ordentliche Fortsetzung findet. Jarvas kratzige Hechelstimme kommt in diesem Lied und speziell im Refrain besonders gut zur Geltung, es entwickelt sich fast so etwas wie „Mitgrölstimmung“.

Besinnlicher wird es da schon bei „Deep Waters“, bei welchem einige Akustikgitarren zum gelungenen Gesamteindruck positiv beitragen, meiner Meinung nach ein kleines Highlight auf einem Album, welches handwerklich zwar einwandfrei ist, dem aber die ganz großen Nummern leider fehlen. Zwar lassen Songs wie das sehr traurige „Everlasting, Pt. II“, das doomige „Bunker King“ (cooler Songname, übrigens) oder auch „Winter Winds Sing“ hier und da mal aufhorchen, insgesamt bleibt hier aber noch ein bisschen zuviel Stückwerk. Auf der anderen Seite sucht man Totalausfälle glücklicherweise auch vergebens, zwar sind mir manche Songs („We Die Alone“, „Ozymandias“) streckenweise etwas hektisch, aber mit ein bisschen Durchhaltewillen kann man sich mit der Zeit auch hier einigermaßen reinhören. Zu guter letzt zeigen die fünf Nordmänner mit „Night On Earth“, dass sie durchaus auch einen längeren Song (fast neun Minuten) abwechselungsreich gestalten können und verabschieden sich anständig mit „Thank You, Good Night“ vom Auditorium, dass, jedenfalls in meinem Falle, etwas zwiegespalten zurückbleibt.

Wie schon angedeutet, sind sehr gute Ansätze vorhanden, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass der eine oder andere Gedanke nicht konsequent zu Ende gedacht wurde, ebenso dunstigfarben, wie das Artwork gestaltet ist, gibt sich auch der Nebel, der sich immer wieder vor die aufgehende Sonne in Form einer guten Songidee schiebt. Ein kleines bisschen mehr hätte ich mir also schon versprochen, aber auch wenn hier einige gestandene Szenegrößen am Werk sind, muss man den Finnen zu Gute halten, dass es sich hier um ein Debüt handelt.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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