Review Thenighttimeproject – Pale Season

Obwohl es bisweilen etwas absurd erscheint, dass einige Musiker mehrere separate Projekte gründen, um sich auszudrücken, kann es mitunter doch sinnvoll sein, auf diese Weise stilistisch unterschiedlichen Interessen nachzugehen und dies damit klar nach außen zu kommunizieren. Gerade Künstler mit einem charakteristischen Sound können jedoch oft nicht so leicht aus ihrer Haut – so zum Beispiel offenbar Fredrik Norrman. Als ehemaliges Mitglied bei Katatonia, langjähriger Gitarrist bei October Tide und Gründer der noch jungen Dark-Rock-Band THENIGHTTIMEPROJECT kann der schwedische Musiker zwar auf eine durchaus vielseitige Diskographie zurückblicken, allzu weit hat sich Norrman jedoch nie von seinem angestammten Platz entfernt. An der Stichhaltigkeit dieser These rütteln THENIGHTTIMEPROJECT auch mit ihrem zweiten Album „Pale Season“ nicht.

Während sich October Tide trotz einiger Parallelen zu Katatonia zu ihrer Zeit von „Brave Murder Day“ deutlich von Norrmans früherer Band abgrenzen konnten, gehen THENIGHTTIMEPROJECT beinahe schon als punktgenaues Ebenbild von Katatonia in ihrer späteren Schaffensphase durch. Alexander Backlunds durch und durch schwermütiger, glasklarer Gesang weist eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit zu Jonas Renkses Vocals auf, mit dem einzig nennenswerten Unterschied, dass Backlund manchmal ein wenig mehr Nachdruck in seine Stimme legt, und sowohl die Gitarren als auch die Drums mäandern immerzu an der Grenze zwischen Rock und Metal.

Die Melodien sind einfach gehalten, die Strophen oftmals bloß von reduzierten, stimmungsvoll verschwommenen Clean-Gitarren ausgefüllt und im Hintergrund hört man nicht selten dezente Electro-Sounds durch die Leere flirren. Was THENIGHTTIMEPROJECT auf „Pale Season“ jedoch anders machen als Katatonia etwa auf „Night Is The New Day“, ist die Abwägung zwischen harten und sanften Passagen. Metallische Kraftakte wie die Screams im stampfenden „Rotting Eden“ oder die erhaben-melancholischen Doom-Leads zu Beginn des Achtminüters „Signals In The Sky“, das zudem Heike Langhans (Draconian) mit ihrem wehmütigen Gesang veredelt, werden hier nur äußerst sparsam eingesetzt.

Dass der Mittelteil der Platte enttäuschend seicht ausgefallen ist, liegt jedoch keinesfalls per se an dem eher zurückhaltenden Ansatz, den THENIGHTTIMEPROJECT in den Songs verfolgen, sondern vielmehr an den schwachen Kompositionen von Tracks wie „Final Light“, die keinerlei bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei zeigt sich gerade im durchwegs ruhigen, schwerelosen und doch bedrückenden Opener „Hound“, im anschließenden „Rotting Eden“ und gegen Ende im stimmungsvollen „Signals In The Sky“, dass die Schweden an sich durchaus dazu in der Lage sind, ihre Einflüsse von Doom Metal, Alternative und Dark Rock zu einprägsamen Stücken zu formen, ohne notgedrungen den klanglichen Druck erhöhen zu müssen.

Einen neuartigen, unverkennbaren Sound können THENIGHTTIMEPROJECT leider nicht für sich beanspruchen, so viel steht nun fest. Grundsätzlich hätte das Quartett unter anderem mit den im Laufe des Albums eingesetzten Beats („Pale Season“), der Hammondorgel („Anti Meridian“) und dem weiblichen Gastgesang („Signals In The Sky“) allerdings genügend interessante Eigenheiten vorzuweisen, um nicht als einfallslose Katatonia-Kopie dazustehen. Woran es THENIGHTTIMEPROJECT noch mangelt, ist das lückenlos beeindruckende Songwriting, das ihre ähnlich klingenden Kollegen bereits auf mehreren Platten zur Schau gestellt haben. „Pale Season“ hat definitiv einige großartige Höhen, aber eben leider auch ein paar allzu unscheinbare Tiefen, die das Album als Ganzes etwas zu blass erscheinen lassen.

Wertung: 6.5 / 10

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