Der britische Fünfspänner THIRTEENTH SIGN existiert – bis 2005 noch unter dem Namen Skeletal Embrace – bereits seit 1998. Es brauchte also genau zehn Jahre, bis mit „Oracles Of Armageddon“ das erste Album über den Ladentisch ging, nachdem es zwischendurch satte vier Demoaufnahmen zu hören gab.
Allein aus diesem Grunde müsste der Maßstab, der an dieses Debüt angelegt wird, höher sein als bei sonstigen „Neulingen“, denn die Erfahrung, die die Engländer mitbringen, sollte man ja mitberücksichtigen.
Der Stil, den THIRTEENTH SIGN spielen, ist nicht ganz einfach zu kategorisieren. Im Großen und Ganzen bewegt er sich zwischen melodischem Death und Thrash, aber mit einem merkbar leichtfüßigeren und fast schon lebensfroheren Anstrich als entsprechende Genrekollegen. Manchmal klingt „Oracles Of Armageddon“ geradewegs nach Hamburger Speed Metal der 1980er, als hätte man sich Markus Grosskopf als Aushilfe an den Bass geholt (so bei „Lost To The Underworld“ oder „Within Its Hooks And Scales“), und stellenweise wird ein fast paganer Epikeinschlag mit klaren Chören hörbar („Oracles Of The End“). Kurzum, die Scheibe ist reichlich abwechslungsreich und bietet dem Hörer immer wieder die ein oder andere Überraschung.
Der erwähnte, etwas höhere Anspruch an eine Gruppe mit langjähriger Erfahrung ist durchaus angemessen, denn alle fünf Herren beherrschen ihre Instrumente bzw. Organe tadellos und niemand spielt oder singt sich auf Dauer in den Vordergrund. Tatsächlich hat jeder der Herren seine Höhepunkte, dass sogar der Bass wie schon erwähnt einmal die Führung übernimmt, hört man heutzutage viel zu selten. Das Aushängeschild ein jeder Band ist aber natürlich der Sänger, und Mr. Dean Neal überzeugt durch die Beherrschung sowohl von Keifen und Grunzen als auch mit einer markanten Klarstimme, die allerdings eher hintergründig bleibt.
Was lange währt, währt endlich gut. Der Satz passt nicht schlecht auf THIRTEENTH SIGN, denn von einem vorschnell auf die Hörer losgelassenen Erstling kann beileibe keine Rede sein. „Oracles Of Armageddon“ ist schon eine sehr bemerkenswerte Platte geworden. Dennoch sehe ich noch etwas Verbesserungsspielraum, wenn die Briten ihre festgelegte Marschroute noch etwas konsequenter und extremer ausbauen. Die Höhepunkte der Scheibe sind gelegentlich noch von relativ belanglos daher plätschernden Passagen unterbrochen, manches Mal erscheint der Gesamtsound noch etwas zu brav. Eine Empfehlung ist aufgrund der stilistischen Vielfalt nicht ganz einfach auszusprechen, jedoch sollte jeder aufgeschlossene Metaller, insbesondere der Heavy-Fan mit Freude auch an rauem Gesang mit THIRTEENTH SIGN etwas anfangen können.
Wertung: 7 / 10