Der lautlose Erdling kommt im Jahr 2016 aus London und will versuchen die Musikhörer dieser Welt mit instrumentalem Noise Rock glücklich zu machen. Vom konträren Zusammenspiel des Albumtitels und des Genres abgesehen erweckt ein schlichtes und dennoch stimmungsvolles Artwork einen positiven ersten Eindruck. Das Trio THREE TRAPPED TIGERS scheint also gewappnet, um mit ihrem dritten Studioalbum die nächste Stufe der Erfolgsleiter zu erklimmen.
Mit dem Opener und Titelsong „Silent Earthling“ agieren die Musiker weitestgehend im filigran-melodischen Bereich und binden neben verträumten Gitarrenläufen viele Elemente der Keyboards mit ein. Derer gibt es im Lineup der Briten gleich zwei Stück, was parallele Klangstrukturen zur Folge hat, die mitunter sehr in den spacigen Rockbereich abdriften. Mit Song Nummer zwei fällt das Songmaterial umgehend härter aus, weil zu Beginn des Songs schwere Gitarrenriffs dominieren, die Erinnerungen an die Landsmänner und Genrekollegen 65daysofstatic wecken. Im weiteren Verlauf verändert „Strebek“ mehrmals seine Klangfärbung, in denen die Gitarren mitunter gänzlich verschwinden und damit Platz für weitläufige Keyboard-Parts und an Drum and Bass erinnernde Momente heraufbeschwören. Diese geleiten auch direkt weiter in eine staubtrockene Stoner-Atmosphäre, die in „Kraken“ vorherrscht. Auch den komplett instrumentalen Ansatz kann man in diesem Fall getrost ad acta legen, wenn die Gesangslinien sich auch ausschließlich auf einer untermalenden Basis einpendeln. Was allen Songs aber zu gleichen Teilen innewohnt ist ein gewisses Chaos, das eine minimal verstörende und eine fesselnde Seite in sich trägt. Gerade in den Momenten, die einem vor lauter überfrachteten Gitarren-Piano-Sphären-Klängen nahe an den Rand des menschlichen Verstandes zu bringen scheinen, erheben sich immer wieder sanft-schöne Momente, die das Gehör geradewohl umschmeicheln. Nicht zuletzt setzen diese elektronisch-progressiven Töne unvermeidbare Akzente eines Mike Oldfield, wenn sie auch punktuell um einige härtere Details erweitert werden. Generell tauchen auch wiederholt Einflüsse des Indie Rock auf (z.B. „Engrams“), die sich vorrangig in der Saitenarbeit niederschlagen. Das Schlagzeug ist oft als Rhythmusgeber aktiv und generiert einige vertrackte Takte, die dem Gesamtbild sehr dienlich sind. Die Produktion ist klar und druckvoll gestaltet, bietet genug Raum zur Entfaltung aller beteiligten Instrumente und rückt die wichtigen Merkmale zum richtigen Zeitpunkten in den Vordergrund. Mit Superball Music hat man allerdings auch ein Label im Rücken, das mit derartigem Instrumental-Rock bereits einige Erfahrung sammeln konnte.
THREE TRAPPED TIGERS sind eine spannende Band aus dem Grenzbereich zwischen instrumentalen Noise Rock, Post-Rock und Ambient mit einigen Querweisen in andere Genres. Leichte Kost ist „Silent Earthling“ sicherlich nicht, bietet dem Hörer aber versteckte Details, die sich nach mehreren Durchläufen erst offenbaren. Aus diesem Grund ist dieser Longplayer ein spannendes Release für alle Musikliebhaber, die vor experimentellen Ansätzen nicht zurückschrecken und sich dem Klangkonstrukt in seiner Gesamtheit hingeben möchten. Genau diese Merkmale schränken den Hörerkreis auf der anderen Seite wohl beträchtlich ein. Qualitatives Futter für die heimische Anlage bekommt man aber zweifelsfrei geliefert.
Wertung: 7 / 10