Review Thyrgrim – Vermächtnis

  • Label: Trollzorn
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Mit ganzen fünf Alben innerhalb von neun Jahren können die Black-Metaller THYRGRIM aus Nordrhein-Westfalen auf ein äußerst produktives Schaffenswerk zurückblicken. Nun erscheint zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Dekaden“ ihr sechstes Opus „Vermächtnis“. Ziel war es nicht, den Black Metal neu zu erfinden, sondern mithilfe der traditionellen Elemente eine herausragende Platte zu erschaffen.

Für was auch immer man sich entscheidet, man steht stets vor gewissen Schwierigkeiten. Bands, die experimentieren und neue Wege beschreiten wollen, laufen immer Gefahr, dabei einen kompletten Fehlschlag abzuliefern. Auf der anderen Seite müssen sich Formationen wie THYRGRIM, die das machen wollen, was schon etliche andere Bands vor ihnen gemacht haben, eben an jenen messen. Und das wird vielen von ihnen zum Verhängnis.

Auch THYRGRIM schaffen es mit „Vermächtnis“ nicht, sich einen Platz in der oberen Liga des Black Metals zu sichern. Zu oft hat man derartige Riffs und Melodien schon gehört, sowohl technisch als auch kompositorisch wesentlich besser. Und trotzdem: wirklich misslungen ist das Album keinesfalls. Obwohl nicht jeder Song zündet und sich dröge Stücke wie „Die ewige Suche“ und „Ich sehe euch brennen“ ganz schön schleppen, können THYRGRIM auf ihrem sechsten Studiowerk auch einige sehr schöne Songs und Momente vorweisen. Zwischen rockigen Riffs wie bei „Frühlingsdämmerung“ und klassischen Black-Metal-Stücken wie dem Opener „Die Heilung dieser Welt“ oder „Sklaven eines toten Gottes“ stechen vor allem die melodiöseren Lieder klar heraus.

So beweist das Trio etwa bei „Das Dunkel meiner Seele“, dass sie sehr wohl viel musikalisches Gespür besitzen. Die melancholische Atmosphäre in „Gefangen im Wandel“ und „Sterbend 3“ gehört zu den großen Stärken des Albums. Hier läge das Potential, der Musik die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen, um nicht im unendlich weiten Meer der Black-Metal-Bands abzusaufen.

Woran leider auch noch geschraubt werden muss, ist eine anständige Produktion. Zwar hat man, gerade im Black Metal, schon schlimmer abgemischte Platten gehört, dennoch geht THYRGRIM durch den dünnen, knacksigen Sound an so mancher Stelle einiges an Intensität verloren. Auch der Gesang von Fronter Kain klingt arg gepresst und technisch allgemein nicht sonderlich ausgearbeitet. Man gewöhnt sich allerdings im Laufe des Albums schnell an ihn, sodass das zumindest keinen größeren Störfaktor darstellt.

Mit „Vermächtnis“ ist THYRGRIM eine grundsolide Black-Metal-Platte gelungen, die man Fans der klassischen Spielart durchaus empfehlen kann. Wer allerdings nach Alleinstellungsmerkmalen, herausragenden Qualitäten oder gar Innovation sucht, ist hier eher falsch. In der Machart geht das Album in Ordnung, musikalisch sind die Ansätze und das Potential da und ab und zu tauchen tolle Momente auf, in denen man gespannt aufhorcht und in das Album eintauchen kann. Um wirklich unter den Genregrößen aufgeführt zu werden, dafür fehlt am Ende dann aber noch das ultimative Kaufargument.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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