Review Time Lurker – Time Lurker

  • Label: Les Acteurs De L'Ombre
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Ein-Mann-Projekte sind immer eine gefährliche Angelegenheit. Dass man verschiedene Aufgaben an verschiedene Musiker verteilt, die sich auf das jeweilige Instrument spezialisiert haben, hat ja schon seinen Sinn. Es kommt nicht häufig vor, dass jemand alle Instrumente, die für ein Album benötigt werden, selber makellos beherrscht. Dennoch finden sich gerade im Black Metal immer wieder solche Solo-Projekte, häufig dann eben welche, die sich selbst überschätzen und an dieser Aufgabe scheitern. Mit TIME LURKER hat ein Franzose namens Mick ein solches Projekt gegründet, zwei EPs und eine Single aufgenommen, die er nun zusammengefügt hat und ebenfalls unter dem Namen „Time Lurker“ als Debütalbum veröffentlicht.

Die sieben Songs lassen sich dem Atmospheric und dem Post-Black-Metal zuordnen. Sie bestehen überwiegend aus Blastbeat- und Doublebass-unterlegten, geschrammelten Akkorden und Melodien. Das klingt genauso innovativ, wie das Ganze tatsächlich auch ist: nämlich gar nicht. Und trotzdem gehört „Time Lurker“ unter den zahllosen abscheulich schlechten Releases, die jedes Jahr in diesem Genre auf den Markt kommen, zu den besseren (vielleicht sogar besten) Beiträgen. Tatsächlich nämlich beherrscht Mick zumindest Schlagzeug, Gitarre und Bass sehr solide (für diesen Stil zumindest), sodass man seitens der Instrumentalfraktion kaum etwas bemängeln kann. Mit einem schönen, hochwertigen Master von Jack Shirley, der sich auch für Gruppen wie Deafheaven und Oathbreaker verantwortlich zeigt, klingt das Ganze auch recht ordentlich.

Auch musikalisch bietet Mick mit TIME LURKER eine Klangwelt, die eben zwar kein Stück neu, aber doch effektiv ist in dem, was sie sein will. Stücke wie „No Way Out From Mankind“ oder der Opener wissen mit einer bedrückenden Atmosphäre und melancholischen Melodien weitestgehend zu überzeugen – ganz im Gegensatz zum absolut furchtbaren Gesang. Dass Mick selbst wohl nicht der beste Sänger ist und es sich dennoch nicht hat nehmen lassen, Vocals zu den Stücken beizutragen, ist schlicht eine unverständliche Entscheidung. Das hat er wohl zumindest im Ansatz auch selbst erkannt, weshalb er gleich mehrere Gastsänger für sein Debütalbum verpflichtete. Eine gute Idee in der Theorie, praktisch aber klingt der Gesang der anderen Musiker ebenso furchtbar im Kontext der Musik, sei es nun wegen fehlendem Können oder dem miserablen Mix. Denn wie für Atmospheric und Post-Black-Metal üblich besteht der Gesang aus unverständlichem Gekrächze, der irgendwo mit Unmengen an Hall in den Hintergrund dazugemischt wurde. Diese weit verbreitete Unart hinterlässt einen sehr unschönen, amateurhaften Makel an einem sonst eigentlich merklich professionell produzierten Album.

Mit TIME LURKER hat der Franzose Mick ein Projekt ins Leben gerufen, das in der Form eigentlich, wenn man mal ehrlich ist, allein schon aufgrund des übersättigten Marktes keiner braucht. Dass das Album „Time Lurker“ dennoch in diesem Rahmen gut funktioniert, ist seiner Instrumentalperformance und seinen für das Genre leider unüblichen, soliden Songwriting-Fähigkeiten zu verdanken. Abgesehen von Fans dieser speziellen Nischenmusik, der einzigen Zielgruppe, der man das Album wärmstens empfehlen kann, dürfte dieser Release die wenigsten Hörer interessieren. Black Metal hat jedenfalls schon etliche interessantere Projekte und Bands hervorgebracht.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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