Review Trautonist – Ember

Mit dem ursprünglichen Black Metal, der sich durch satanistische Texte, finstere und rohe Musik sowie eine bewusst ungeschliffene Produktionsweise auszeichnete, haben die moderneren Interpretationen des Genres oft nur noch wenig zu tun. So sind gerade im Post-Black-Metal Dur-Melodien und Klargesang keine Seltenheit. Welcher dieser beiden Gruppen TRAUTONIST angehören, ist kein allzu schwer zu lösendes Rätsel. Das betont moderne Artwork und die Thematik ihres zweiten Albums „Ember“, auf dem sich das deutsche Duo mit inneren Ambitionen auseinandersetzt, sprechen eine ebenso deutliche Sprache wie die Songtitel („Hills Of Gold“, „Sunwalk“). Doch wie gut schlagen sich TRAUTONIST im Vergleich zu Todtgelichter, Deafheaven & Co.?

Die Gegenüberstellung mit Todtgelichter bietet sich nicht nur wegen der offensichtlichen stilistischen Parallelen an, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass weiblicher Gesang ein charakteristisches Merkmal beider Bands ist. An Martas markante Gesangskünste reicht Katharina mit ihrer eher zarten Stimme zwar (noch) nicht heran, doch ihre einfühlsamen („The Garden“) und Zuversicht ausstrahlenden („Hills Of Gold“) Vocals kommen den Songs durchaus zugute und verleihen der Musik von TRAUTONIST sogar einen gewissen Wiedererkennungswert. Doch die Gemeinsamkeiten enden hier noch nicht.

Grundsätzlich laufen die meisten Songs auf „Ember“ in etwa nach dem Schema von „Phobos & Deimos“ („Angst“) ab: Schwungvolle, trotz ihres hellen Klangs melancholische Gitarrenriffs, verzweifelte Screams und treibendes Drumming sind die Grundbausteine, aus denen sich das vierzigminütige Album im wesentlichen zusammensetzt. Dass TRAUTONIST ein Gespür für mitreißende Dynamik haben, ist nicht zu überhören – dennoch bekommt man trotz der zwischendurch eingefügten, leicht verschrobenen Clean-Passagen nach einer Weile das Gefühl, dass sich die Post-Black-Metaller ein wenig zu sehr in ihre eigene Basisformel verliebt haben.

Die eigentliche Geißel, unter der die Musik von TRAUTONIST leidet, ist allerdings die miserable Produktion. In dem völlig verwaschenen und extrem gedämpften Klang sind die Vocals kaum herauszuhören, dafür ist die Rhythmusgitarre bei weitem zu sehr in den Vordergrund gemischt. Von dem Reiz, den die Platte aus musikalischer Sicht haben könnte, bleibt deshalb nicht allzu viel übrig, da die an sich schönen Melodien, die sich TRAUTONIST einfallen haben lassen, in dem soundtechnischen Durcheinander komplett ins Hintertreffen geraten.

Vor allem gegen Ende von „Ember“ zeigt sich doch noch, dass TRAUTONIST gewillt sind, beim Songwriting auch mal von ihrer gewohnten Herangehensweise abzuweichen und ein wenig Abwechslung in die Sache zu bringen. Das darin zum Vorschein kommende Potential bleibt aufgrund der mangelhaften Produktion jedoch leider weitgehend auf der Strecke. Natürlich kann man an TRAUTONIST nicht dieselben Ansprüche stellen wie an die Großen ihrer Zunft, doch auch gegenüber anderen Newcomern wie etwa Møl ziehen die Deutschen bedauerlicherweise den Kürzeren. Selbst mit der bei Underground-Werken gebotenen Nachsicht betrachtet kann „Ember“ somit leider nicht überzeugen.

Wertung: 4 / 10

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