Review Tusen År Under Jord – Sorgsendömet Fobos

  • Label: Trollmusic
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Ambient

Ein Männlein steht im Walde – zumindest auf den Promo-Fotos. Doch nicht nur dort treibt sich Protagonist Daniel herum, auf den düsteren schwarz-weißen Bildern finden sich ebenso urbane Brachen und eine Holzhütte. Die Annahme, sich in Skandinavien zu befinden, ist so verkehrt dann auch nicht, TUSEN ÅR UNDER JORD ist ein schwedisches Ambient-Drone-Projekt, welches mit seinem Labeldebüt die zuvor bei einer Mini-Plattenfirma „Sorgsendömet Fobos“ (Auflage: 100 Kassetten) neu auflegt.

Daniel selbst bezeichnet seine Klänge als „pale moon music“, was ok ist in Zeiten, da jeder Künstler, der sich Konventionen auch nur im Ansatz widersetzt, eine eigene Spielart erfindet. Dunkel und irgendwie auch bleich sind die sechs Lieder auf der Platte durchaus, wobei es sich von Liedern zu sprechen fast verbietet. Sicherlich gibt es immer wieder zumindest Ausschnitte, die etablierten Schemata folgen, oft sind es aber einfach „nur“ Klanglandschaften, in denen sich TUSEN ÅR UNDER JORD bewegt. Das ändert sich bei „Fobos III“ – konsequenterweise sind die Titel einfach durchnummeriert – da diese dreieinhalb Minuten aus einer zusammenhängenden Komposition bestehen. Und sofort wird der Konsument hellhörig, hier findet man sich zurecht, hier ergeben die Klangmotive auf Anhieb Sinn. Leider ist die Nummer aber auch die zweitkürzeste und so bleibt wenig Gelegenheit zu relaxen, denn sehr bald warten weitere Aufgaben.
Denn bis zum Rausschmeißer „Fobos VI“ setzt Daniel wieder auf die bewährten epischen Klangteppiche, die alleine vom Keyboard erzeugt werden, wenngleich er sich natürlich etlicher Effekte bedient, so dass die einzelnen Nummern schon abwechslungsreich klingen. Dennoch bleibt der Grat zwischen Belanglosigkeit und anspruchsvoller Tonkunst schmal, in Sachen Dynamik geht jedenfalls wenig. Einzig dramatisches Schlagwerk und eindringliche Streicher und Blasinstrumente durchbrechen den allgemeinen Gleichklang.
Immerhin sind die Melodien, die TUSEN ÅR UNDER JORD auffahren, im Schnitt sehr anhörbar. Irgendwie verströmt „Sorgsendömet Fobos“ eine schwer zu beschreibende Stimmung, der man sich auf der anderen Seite aber auch nur schwer entziehen kann.

Was dann auch schon so etwas wie ein Fazit wäre. „Sorgsendömet Fobos“ ist sicher eine der außergewöhnlicheren Veröffentlichungen des Musikjahres, zumindest im Metalsektor. Keine Gitarren, kein Bass oder Schlagzeug, nur das in einigen Branchen kritisch gesehene Keyboard sorgt für eine gute halbe Stunde ordentliche Unterhaltung. Interessierten sei jedoch auf jeden Fall ein vorheriges Antesten empfohlen, die Platte ist kaum mit anderen Künstlern zu vergleichen.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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