Review Twisted Tower Dire – Netherworlds

Dass die Amerikaner von TWISTED TOWER DIRE das inzwischen vierte Album veröffentlichen, dürfte das europäische Volk leider herzlich wenig belangen. Das liegt schlicht daran, dass die Truppe neben den bekannten Größen aus Europa schlechthin untergehen dürfte. Ob das nun berechtigt ist, ist gar nicht mal so einfach zu entscheiden.

Denn was geboten wird, ist kaum als irgendwie spektakulär zu bezeichnen, das kennt man zwar schon aus diesem Sektor, doch dadurch wird es auch nicht so viel besser. Was gespielt wird, ist US Power Metal, der mit wirklich, und hier muss ich ein Lob aussprechen, richtig fett bratenden Gitarren aufwartet, außerdem aber leider auch mit einem Sänger, bei dem ich mich doch direkt auf dem Promozettel vergewissern musste, dass er ein Sänger ist. Nicht, dass ich mit hohen Stimmen nicht zurechtkomme, aber das Gejaule, das einem hier zum Teil geboten wird, ist vom anderen Stern. Das traurige ist, dass der Mann eigentlich echt singen kann und in den tieferen Regionen auch ziemlich rockt, nur quäkt er leider gerade auf der ersten Albumhälfte immer hart an der Schmerzgrenze. Die Riffs sind aber wie gesagt sehr stark und auch die Soli wissen durchweg zu überzeugen (beides ist auch spielerisch schwer annehmbar in Szene gesetzt), zumal auch die komplette musikalische Ausrichtung voll nach vorne geht und immer Dampf macht. Was man von der Musik im gesamten aber nicht behaupten kann, hier ist eher das Gegenteil der Fall: Was die einen als Wiederbelebung des 80er Spirits bezeichnen mögen, ist für mich nur innovationsloser, zugegebenermaßen ziemlich rockender Power Metal, der versucht, über die ganze Länge des Albums ohne eine einzige richtige Hymne auszukommen, was gerade in diesem Sektor leider nicht funktionieren mag. Das 80er Feeling mag zwar durchaus vorhanden sein, offenbart sich für mich aber vor allem in der eher zweifelhaften Produktion, die durchaus etwas druckvoller hätte ausfallen dürfen und mir in ihrer Form nur begrenzt zusagt und darin, dass ich mich teilweise doch sehr an Helloween oder Stratovarius erinnert fühle. Dass die Gesangsmelodien oftmals unausgereift wirken, macht für mich dann doch wieder endgültig klar, dass dieses Album mal wieder die Fahne der Belanglosigkeit gen Himmel reckt.

Wo diese Band also auf einen Kult-Bonus einer Zeit setzt, aus der sie gar nicht stammt, muten europäische Power Metal Bands wie zum Beispiel Edguy für mich da um einiges fortschrittlicher und hochqualitativer an. Dass viele Truppen immer noch in der Vergangenheit leben wollen ist schön, aber in der Flut der Veröffentlichungen von Bands, die entweder genau dasselbe tun, oder aber dann doch voranschreiten wollen, sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass man enorm Beachtung findet. Ist hier auch okay, wenn das nicht passieren sollte, das Album rockt zwar gut nach vorne, hat aber nichts, was es vom Rest abheben könnte, und kommt mit der dürftigen Produktion und dem teils schwierigen Sänger nur knapp über das Mittelmaß. Ein Schelm übrigens, wer bei dem Albumtitel „Netherworlds“ gleich an ein gewisses Nachbarland denken musste, denn bei genauerem Hinsehen finden sich auch auf dem Promozettel die „Netherlands“.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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