Und sonst so … April 2017

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Wear Your Wounds - WYW

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WEAR YOUR WOUNDS ist das Lo-Fi-Projekt von Converge-Sänger Jacob Bannon, das mit seiner Hauptband allerdings musikalisch reichlich wenig gemeinsam hat und bis auf einen kurzen Moment gänzlich auf Geschrei verzichtet. Auch wenn der cleane Gesang noch nie die Stärke von Bannon war, so weiß dieses bedrückende Album doch mit einer faszinierenden, melancholischen Atmosphäre absolut zu begeistern. Der leidende, teilweise schiefe Gesang fügt dieser Stimmung dabei eine Nuance hinzu, die das Hörerlebnis noch intensiver gestaltet.

[Bernhard]


Tim Vantol - Burning Desires

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TIM VANTOL legt endlich sein neues Album vor, das er schon so einige Male angekündigt hat, nur um dann doch das zu tun, was er am besten kann: live spielen. „Burning Desires“ ist deutlich aufwendiger produziert als die beiden Vorgänger, und wildert mit seinem groß angelegten Bandsound neben Folk noch stärker als früher in Country und Punk, gleichzeitig aber auch in Popgefilden. Der schon fast überproduzierte Sound macht „Burning Desires“ zwar etwas zu glatt, doch mitreißende Melodien und der leidenschaftliche Gesang von Tim Vantol machen dies zu großen Teilen wieder wett.

[Bernhard]


Kendrick Lamar - DAMN.

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KENDRICK LAMARs neues Album DAMN. kann man am besten mit einem Zitat aus der ersten Singleauskopplung beschreiben: „Sit Down. Be Humble.“ Auch wenn er die Qualität seines Meisterwerks “To Pimp A Butterfly” dieses Mal nicht erreicht, ist die Satire von Rapklischees, der Umgang mit seinem eigenen Erfolg und die Abrechnung mit Rassismus in den USA immer noch meilenweit von der Konkurrenz entfernt. Dass er bei der dem Album dominierenden Auseinandersetzung mit Leben und Tod häufig in seinen religiösen Momenten etwas albern klingt, kann man ihm aufgrund der Klasse dieses Albums verzeihen.

[Bernhard]


Stiff Little Fingers - No Going Back (Re-Release)

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Bereits 1977 gegründet, zählten die STIFF LITTLE FINGERS neben Bands wie The Clash, Sex Pistols oder den Buzzcocks zur Speerspitze der Punk-Bewegung. Auch auf ihrem ursprünglich 2014 veröffentlichten, damals zehtnen, Studioalbem „No Going Back“ zeigten die Herren ihre ganz eigene Mischung aus persönlichen und politischen Texten und Musik, welche mitreißende Melodien mit der Energie des Punk kombiniert. Zum 40. Geburtstag gibt es das Album nun als Neuauflage, der eine zweite CD beilieg. Auf dieser finden sich Demoversionen der Albumsongs sowie zwei Akustiknummern. Wer den Punk in seiner urspünglichen Form in Kombination mit Melodien schätzt, ist hier genau richtig.

[Christoph Emmrich]


Comaniac - Instruction For Destruction

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Nach ihrem starken Debüt „Return To The Wasteland“ melden sich COMANIAC nun mit „Instruction To Destruction“ zurück und zelebrieren erneut waschechten und knüppelharten Trash Metal vom Allerfeinsten. Dabei zeigen sich die Schweizer gereift, sowohl im spielerischen als auch im kompositorischen Bereich. Selbstverständlich gibt es auch auf der neuen Scheibe voll auf die Zwölf, allerdings finden auch immer wieder Melodien ihren Weg in die Songs, was diese recht abwechslungsreich gestaltet. Tracks wie „Coal“, „Bow Low“ oder der bärenstarke Titeltrack zeigen, dass es neben der alten Garde auch junge Bands gibt, die feinsten Aggro-Thrash mit melodischer Schlagseite spielen – für Fans des Genres definitiv eine Empfehlung.

[Christoph Emmrich]


Nord - Play Restart

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Grunge, Hard Rock, Pop und jede Menge experimentelle Ansätze tummeln sich auf „Play Restart“, dem Debütalbum von NORD. Das klingt nach einer recht wilden Mischung, funktioniert aber dank der starken Musiker und der gekonnten Kompositionen ausgezeichnet. Organisch werden die verschiedenen Stile zu einem Ganzen verbunden, das vor Kreativität und Positivität nur so sprüht. Songs wie das melancholische „So Alive“ oder das das geheimnisvolle „Shadows“ fesseln von Anfang an und geben zugleich auch beim wiederholten Hören immer wieder neue Details preis. Dabei gelingt NORD zudem der Spagat, Musik zu schreiben, die im Hintergrund laufen kann, ohne zu nerven und auf die man sich zugleich vollkommen konzentrieren kann, um all die verschiedenen Schichten zu entdecken. „Play Restart“ ist ein spannendes Album, welches zugleich einen guten Einstieg in noch proggigere Sachen darstellt.

[Christoph Emmrich]


Obelyskkh - The Providence

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„That is not dead which can eternal lie and with strange aeons even death may die“ – mit diesem Lovecraft-Zitat eröffnen OBELYSKKH ihr neues Album „The Providence“ und kaum passender wäre es nicht gegangen. Denn die Band stürtz ihre Hörer auf ihrer neuen Platte in düstere Tiefen und begräbt sie unter tonnenschweren Riffs, das Material ist das wohl wuchtigste der Bandgeschichte und einen Ausweg aus dem zu hörenden Horror scheint es nicht zu geben – Lovecraft hätte dies sicher gefallen. Die oft schleppenden Riffs walzen den Hörer schier platt, doch auch mit angezogenem Tempo wirkt der Doom der Truppe absolut bedrückend. Das ist sicher auch im Zurückfahren der psychedelischen Elemente begründet, wobei zugleich der Groove-Faktor erhöht wurde. Mit „The Providence“ haben OBELYSKKH ein mächtiges und heftiges Stück Doom erschaffen, bei dem es keine Schönheit gibt. Gut so.

[Christoph Emmrich]


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