Und sonst so … April 2019


Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


DW Underground Support - Underground Tape III

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(Hardcore / Metalcore / Deathcore / Grindcore) Underground-Sampler gibt es viele, aber nur wenige davon können einen wirklich spannenden Einblick in eine pulsierende Szene bieten. Das Schweizer Projekt DW UNDERGROUND SUPPORT hat diesem Trend die mit 103 (!!) Bands aus aller Welt bestückte Compilation „Underground Tape III“ entgegengesetzt. Neben den größtenteils englischsprachigen Titeln gibt es hier auch Songs in deutscher, spanischer oder russischer Sprache. Fast durch die Bank ordentlich ist ist auch die Qualität der meisten Stücke, wenn man von einigen verzichtbaren Demo-Versionen absieht. Anspieltipps sind BARON, ABYSS WALKER, TIFFANY FOR BREAKFAST oder RUNAWAY DEAD. Der Sampler ist via Bandcamp nach dem Name-Your-Price-Prinzip als Download verfügbar.

[Christian Denner]


Steve Earle & The Dukes - Guy

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STEVE EARLE & THE DUKES gedenken mit dem Cover-Album „Guy“ dem 2016 verstorbenen Freund und Weggefährten Guy Clark. Die Musik basiert auf Alternative Country, bedient sich aber gekonnt an Blues-, Folk- und Rock-Nuancen. So überraschen die Neuinterpretationen, trotz gewisser Gleichförmigkeit, stets positiv. Neben Earles vielseitiger Stimme, die von zerbrechlich bis rau-erdig reicht, lebt das Album von den Geschichten der zugrundeliegenden Songs, die gut in Szene gesetzt wurden. „Guy“ ist ein qualitatives Album mit persönlicher Note und erzählerischem Charakter geworden, welches Clark ein würdiges und respektvolles Denkmal setzt.

[Christian Denner]


The Cranberries - In The End

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„In The End“, passender könnte der Titel des achten und letzten Studioalbums der Iren THE CRANBERRIES nicht sein – nach der Veröffentlichung löste sich die Band endgültig auf. Sängerin Dolores O’Riordan hatte die Vocals bereits vor ihrem Ableben im Januar 2018 eingesungen. Die verbliebenen Musiker setzten in der Folge die Musik mit Produzent Stephen Street um. Bereits der Opener „All Over Now“ schlägt einen den Umständen entsprechenden melancholischen Ton an, der sich durch die Platte wie ein roter Faden zieht. Zum rockigen Grundgerüst gesellen sich mitunter Streicher oder Klavier, aber auch einige Pop-Elemente. Wie tragisch O’Riordans früher Tod war, zeigen ihre ergreifenden und vielseitigen Vocals, die Geschichten von Sehnsucht und Vergänglichkeit erzählen. Die Hogan-Brüder und Drummer Lawler haben ihrem letzten Vermächtnis musikalisch einen unaufgeregten, aber nicht minder intensiven und vor allem würdigen Anstrich verpasst.

[Christian Denner]


Alan Parsons - The Secret

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Sehr virtuos und weit in die Klassik reichend startet ALAN PARSONS sein fünftes Soloalbum „The Secret“ gemeinsam mit Steve Hackett („The Sorcerer’s Apprentice“). In der Folge werden die Songs weitgehend zugänglicher, wie das ohrwurmverdächtige „Miracle“ mit Jason Mraz oder die Powerballade „Sometimes“ mit Lou Gramm (Foreigner) am Mikrofon. Neben dem typischen Rock-Konstrukt sind es vor allem genrefremde Einflüsse, die ein besonderes Klangbild erzeugen: So kommen u.a. Saxophon, Fanfaren oder Akkordeon zum Einsatz. ALAN PARSONS selbst macht einen guten Gesangsjob, andere Mitstreiter wie Todd Cooper bleiben aber etwas hinter den Erwartungen zurück. Unter dem Strich ein interessantes Rockalbum, dass oft an eine Rockoper erinnert und natürlich mit einigem Pathos versehen wurde.

[Christian Denner]


Inculter - Fatal Visions

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Ganz auf diesem meisterlichen Niveau ihrer Vorbilder agieren die merklich Slayer-beeinflussten INCULTER zwar nicht. Eine sehr starke Platte ist “Fatal Visions” dennoch geworden. Die Riffs sind nicht nur schnell, sondern auch sehr ausgeklügelt. Besonders toll ist, wie die Band selbst in den rasantesten Passagen immer noch als eine Einheit spielt, Schlagzeuger Daniel Tveit seine Beats und Drumfills auf die Gitarren abstimmt und jeder Break perfekt sitzt. Die Produktion ist ziemlich altmodisch, was in diesem Fall aber voll in Ordnung geht. Einzig der Gesang ist sicherlich nicht jedermanns Sache.

[Simon Bodesheim]


Fractal Universe - Rhizomes Of Insanity

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FRACTAL UNIVERSE spielen ihren Death Metal sehr modern, progressiv und mit Fokus auf technischen Kunststückchen. Erstaunlich ist, wie gut die Tech-Death-Momente mit den fast schon hymnenhaften Clean-Gesang-Refrains harmonieren. Obwohl das instrumental alles wahnsinnig anspruchsvoll und extrem beeindruckend ist, fehlt den Songs noch ein wenig das Hitpotential. An Abwechslung mangelt es „Rhizomes Of Insanity“ dagegen wahrlich nicht: Hier bekommt man von ruhigen, verkünstelten Momenten bis zum schnellen Geblaste im Prinzip alles geboten, was man sich nur wünschen kann. Mit den Franzosen haben Metal Blade Records diesen Monat ein klares Ass aus dem Release-Ärmel geschüttelt.

[Simon Bodesheim]


Hath - Of Rot And Ruin

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HATH aus New Jersey entfesseln auf ihramen Wahnsinns-Debüt “Of Rot And Ruin” ein brachiales (Blackened-)Death-Gewitter, das nicht nur brutal tight, sondern auch ganz schön fies daherkommt. Trotz einer Laufzeit von 54 Minuten wird die Musik zu keiner Sekunde langweilig, was neben den fantastischen Riffs und der umwerfend guten Produktion auch an den abwechslungsreichen Songs liegt. Statt sich auf einem Tempo durchzuprügeln, variieren HATH sehr viel und bringen auch mal Akustikgitarren ins Spiel. Damit gelingt ihnen gleich beim Erstversuch ein richtig starkes Teil. Die werden es mit Sicherheit noch weiter bringen.

[Simon Bodesheim]


Xaon - Solipsis

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Symphonic Death Metal als Genre ist in den letzten Jahren ziemlich gewachsen, was sicherlich nicht zuletzt am Erfolg von Bands wie Septicflesh oder Fleshgod Apocalypse liegt. Auch die 2014 gegründeten XAON versuchen sich in diesem Stil – und das machen sie bereits auf ihrem zweiten Album außerordentlich gut. Denn bei all dem bombastischen Death-Gedresche vergessen XAON nie, die Musik auch eingängig und wiedererkennbar zu gestalten, was ihnen durch so mache Hooks und gelegentlich eingestreuten Clean-Gesang gelingt. Mag sein, dass „Solipsis“ damit zwar kein Genre-revolutionierendes Werk geworden ist, aber die Schweizer sollte man dennoch im Auge behalten.

[Simon Bodesheim]


Hedonihil - I

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Für HEDONIHIL haben sich die drei Swallow-the-Sun-Musiker Mikko Kotamäki (Gesang), Juho Räihä (Gitarre) und Juuso Raatikainen (Schlagzeug, Gitarre, Bass) zusammengetan, um sich neben ihrer weltbekannten Hauptband noch in einem kleinen, aber feinen Black-/Death-Projekt ausleben zu können. Das haben sie auch gar nicht groß beworben, der Internetauftritt von HEDONIHIL wirken fast schon amateurhaft. Die Musik dagegen überhaupt nicht: Mag sie auch noch so simpel sein – man merkt, dass hier Profis am Werk waren. “I” bietet 32 Minuten “direct sonic insult towards existence”, wie es die Band selbst ausdrückt. Das wirkt nicht nur motivierter, sondern tatsächlich auch lebendiger als das, was Swallow the Sun zuletzt zustandegebracht haben.

[Simon Bodesheim]


AntropomorphiA - Merciless Savagery

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Den großen Durchbruch haben ANTROPOMORPHIA bisher noch nicht geschafft. Ob sich das mit Album Nummer fünf noch groß ändert, das kann man bezweifeln. Schade eigentlich, denn dass die Niederländer mit ihrem brachialen Death Metal bereits ab dem zweiten Album eine bis heute andauernde Zusammenarbeit mit Metal Blade Records vorweisen können, sollte sie doch zu mehr als einem Geheimtipp machen. Auch mit “Merciless Savagery” mag die Band das Genre zwar nicht revolutionieren – richtig schön altmodisch und fett ist die Platte dennoch. Für Death-Metal-Fans ist das Album auf jeden Fall auscheckenswert.

[Simon Bodesheim]


Wormwitch - Heaven That Dwells Within

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Wer bei diesem Albumcover an Psychedelic Rock oder Doom Metal denkt, der liegt weit daneben. Hinter der ungewöhnlichen Aufmachung lauert ein richtig fetziges, modernes Melodic-Black-Metal-Album. Schon ihr Debüt “Strike Mortal Soil” kam bei Fans und Presse sehr gut an. Dass es mit “Heaven That Dwells Within” anders läuft, darf zurecht bezweifelt werden. Denn 08/15-Black-Metal sucht man hier vergeblich. WORMWITCH spielen ihren Crust-beeinflussten Stil fast schon rockig, drehen die Tempo-Schraube aber dann immer wieder nach oben. Besonders gelungen sind die mitreißenden Doublebass-Parts, in denen die Band richtig aufgeht. “Heaven That Dwells Within” – ein Album, das man als Black-Metal-Fan nicht verpassen sollte.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Christian Denner und Simon Bodesheim

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