Und sonst so … August 2017

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Dead Cross - Dead Cross

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DEAD CROSS sind der wahrgewordene Traum aller Liebhaber extremer Musik: Mike Patton, Justin Pearson, Dave Lombardo und Mike Crain verbinden Bands wie Slayer, Suicidal Tendencies, Faith No More, Fantomas und The Locust. Das Ergebnis klingt entsprechend wahnsinnig: Über teilweise mehr, teilweise weniger klassischen Hardcore-Punk stottert, schreit, operettet und croont Mike Patton seine patentierten Vokalverrenkungen. Die fette Produktion und die geringe Laufzeit tun ihr Übriges, dass hier keine Langeweile aufkommt – einige doch zu gewollt überfordernde Momente ausgeblendet.

[Bernhard]


Sannhet - So Numb

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SANNHET spielen instrumentalen Rock und Metal. Auf ihrem dritten Album „So Numb“ bestätigen die drei Musiker aus Brooklyn ihre Qualität in einem quasi toten Genre und liefern auch ohne Texte ein spannendes Narrativ ab, dass die dunklen Seiten mentaler Krankheiten durchspielt. Neben klassischen Laut-leise-Schemata scheut die Band dabei weder vor Doublebass-Passagen, noch vor Twang-Gitarren zurück. Auch wenn die Musik auf „So Numb“ sicherlich nicht innovativ ist, findet hier genau das richtige Mittel zwischen Dynamik, Melodie und Härte statt. Das Ergebnis ist ein mitreißendes Album.

[Bernhard]


Rainer Maria - Rainer Maria

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Rainer Maria, S/T.

RAINER MARIA waren lange still – ihr klassischer Emo-Revival-Sound passt allerdings im Licht diverser Reunions von Bands wie American Football und dem Aufkommen spannender Bands aus diesem Genre perfekt ins Jahr 2017. Das selbstbetitelte Comeback-Album setzt dabei ganz auf eine ruhige, fast schon liebliche Stimmung, sodass sich einige Songs doch arg ähneln. Der Gefahr, dass das Album beim Hören ein wenig zur Hintergrundmusik wird, wirkt die Band mit einzelnen fabelhaften Momenten entgegen, die aus der homogenen Masse hervorstechen.

[Bernhard]


Brand New - Science Fiction

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haben ihre Fans lange warten lassen, diverse Ankündigungen des Endes der Band inklusive. Dann war es auf einmal da: „Science Fiction“, das fünfte und letzte Album der vier Musiker aus Merrick. Waren die Vorgänger bereits unterschiedlich ausgeprägte Gefühlsritte zwischen ungestümer Jugend, nachdenklicher Suche nach sich selbst und verzweifeltem Chaos, ist „Science Fiction“ die Ruhe nach dem Sturm. Ohne an textlicher Intensität zu verlieren, reduziert die Band ihren Alternative Rock auf ein absolutes Minimum und erzeugt eine ergreifende, tief bewegende Stimmung.

[Bernhard]


Limp Wrist - Facades

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LIMP WRIST veröffentlicht mit „Facades“ ihr zweites Album nach langer Pause. Darauf gibt es klassischen Hardcore-Punk, der keine Gefangen macht und quasi durchgehend direkt auf die 12 geht. Mit ihren queer-politischen Texten steht die Band dafür, nicht kampflos zu bleiben und sich selbst aktiv für Gerechtigkeit einzusetzen. In der Kombination dieser Elemente kreiert die Band ein stimmiges, wütendes Klanggebilde. Leider dämpfen die uninspirierten Ausflüge in nebensächlich wirkendes elektronisches Geplucker der letzten drei Nummern den Hörspaß.

[Bernhard]


Queens Of The Stone Age - Villains

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QUEENS OF THE STONE AGE haben ihr neues Album “Villains” von Mark Ronson produzieren lassen. Der Einfluss des unbestreitbar großartigen, aber eigenwilligen Pop-Produzenten macht sich klanglich bemerkbar. Zum einen klingt „Villains“ sauberer, etwas glatter und auch entstaubter als die bisherigen Alben der Band aus Palm Desert. Zum anderen manifestiert sich der Groove der früheren Alben dieses Mal in einer regelrecht funkigen Note. Das würde der Musik gut zu Gesicht stehen – die wabernden 80s-Synthies mögen sich allerdings nicht so recht in den Gesamtsound einfügen.

[Bernhard]


PVRIS - All We Know Of Heaven, All We Need Of Hell

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Drei Jahre nach dem Debüt „White Noise“ melden sich die US-Amerikaner PVRIS mit einem neuen Longplayer zurück, der den sperrigen Titel „All We Know Of Heaven, All We Need Of Hell“ trägt. Dafür ist die Musik zwischen Pop-Rock und Electronic deutlich zugänglicher: Vom Opener „Heaven“ an wippen die Füße im Takt und man schwebt in den Klangsphären des Trios mit, die meistens von der glasklaren Stimme der Frontfrau Lyndsey Gunnulfsen und treibenden Beats dominiert werden. So positionieren sich PVRIS irgendwo zwischen Muse, Coldplay und 30 Seconds To Mars, sind dabei aber deutlicher im Pop angesiedelt. Die zehn Nummern weisen zwar eine gewisse Gleichförmigkeit auf, Freunde gut gemachter und produzierter Musik können sich trotzdem gerne mit ihnen beschäftigen.

[Christian Denner]


Tingvall Trio - Cirklar

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Die internationale Jazz-Gruppe TINGVALL TRIO legt mit „Cirklar“ ihr sechstes Album vor, das als Hauptinstrument auf das Piano setzt. Die beiden Mitmusiker verweben ihr Schaffen elegant in die instrumentalen Songs, die von ausufernden Improvisations-Orgien absehen und zwischen entspannten und swingenden Melodien verankert sind. Auch dezente Post-Rock-Anleihen sind vorhanden. Für Musikliebhaber ein wahrer Genuss.

[Christian Denner]


Kolari - Fear / Focus

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Post-Hardcore lebt zumeist von einem grundlegenden Missmut, von Verzweiflung und Wut. KOLARI spielen ebenfalls Post-Hardcore, sind aber grundlegend positiv gestimmt. Auf ihrem Debüt „Fear / Focus“ servieren die fünf Hamburger dem Hörer starke Songs mit harten Riffs und schönen Melodien – ganz wie man Post-Hardcore kennt. Nur verharren KOLARI nicht in Unverständnis und alten Strukturen, sondern brechen aus und verändern ihre Welt zum Guten. Das macht Spaß und dürfte allen Fans von Gallows oder Defeater gut gefallen.

[Christoph Emmrich]


Eagles Of Death Metal - I Love You All The Time: Live At The Olympia In Paris

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Am 13. November 2015 betraten bewaffnete Männer das Bataclan in Paris, eröffneten das Feuer auf das Publikum und töteten 89 Menschen. Auf der Bühne standen damals die EAGLES OF DEATH METAL, die am 16. Februar 2016 nach Paris zurückkehrten und vollendete ihren abgebrochenen Auftritt in der Olympia Hall. Mit Songs wie „Complexity“, „Don’t Speak (I Came To Make A Bang)“ oder dem Duran-Duran-Cover „Save A Prayer“ zeigte die Truppe um Jesse Hughes und Joshua Homme allen Terroristen, dass man sich nicht unterkriegen lassen wird. Zu sehen und hören ist das Ganze nun unter dem Titel „I Love You All The Time: Live At The Olympia In Paris“.

[Christoph Emmrich]


Publiziert am von , und Christian Denner

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