Und sonst so … Dezember 2018 & Januar 2019

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Necrofier - Visions In Fire (EP)

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Eine neue Band, gegründet von Oceans-Of-Slumber-Schlagzeuger und -Keyboarder Dobber Beverly sowie deren neuen Keyboarder Mat Aleman, der hier den Bass übernimmt. Dass das Trio Bock hatte, (Melo-)Black- und Death-Metal-Bands wie Dissection oder Necrophobic zu huldigen, hört man auf „Visions In Fire“ deutlich heraus und das machen sie auch richtig gut. Etwas schade ist, dass die Musik sonst nichts Neues hergibt und teilweise auch nicht so ganz sauber eingespielt wurde. Da ist noch Luft nach oben. Fraglich ist allerdings, wie viel Zeit und Mühen die Musiker in NECROFIER hineinstecken wollen, nachdem Oceans Of Slumber ja gerade immer größer werden.

[Simon Bodesheim]


Ichor - Hadal Ascending

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Was zunächst ansprechend und fett klingt, entpuppt sich leider schnell doch als eher belanglose Nummer. ICHOR machen auf “Hadal Ascending” die ganze Zeit das Gleiche – und das auch nur mäßig spannend. Blackened Death hat man schon besser gehört, allein dieses Jahr schon des Öfteren. Schlecht ist „Hadal Ascending“ deshalb zwar bei weitem nicht, aber mehr als ganz nett auch nicht wirklich. Schade, denn manche Ideen auf dem Album sind durchaus gelungen. Aber das Gesamtpaket langweilt letztlich zu sehr, vor allem weil fast alle Songs in ähnlichem Midtempo gehalten sind.

[Simon Bodesheim]


Myrkur - Juniper (EP)

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Kompakt und einfach: Zwei Songs. Der Titeltrack ist nett und gefällig, aber kein Highlight in MYRKURs Repertoir. Deutlich besser ist da die richtig schöne, folkige Nummer “Bonden Og Kragen”, die allerdings – das muss man einfach fairerweise dazusagen – nicht von ihr geschrieben wurde, sondern nur ihre Interpretation eines dänischen Folk-Songs ist. Hier wirkt MYRKUR gleich umso authentischer und scheint sich wohler zu fühlen bei ihrem Gesang. Ein netter Snack für zwischendurch, während Fans auf Album Nummer drei warten.

[Simon Bodesheim]


AnnenMayKantereit - Schlagschatten

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(Indie / Pop) Wie es in diesem Genre üblich ist, ist das alles natürlich super hippe, alternative und nachdenkliche Jugendlyrik. Aber ANNENMAYKANTEREIT haben ein fettes Ass im Ärmel – und das heißt Henning May. Seine raue Stimme gehört zum Besten, was es aktuell im deutschsprachigen Pop gibt. Und auch die zwar brave, aber angenehm handgemachte Musik liegt weit über dem belanglosen Quatsch, der in der Indie-Szene häufig produziert wird. Obgleich das hier überwiegend keine musikalische Offenbarung ist und manche gesellschaftskritische Textversuche (“Weiße Wand”) eher gut gemeint als gut gemacht sind, ist “Schlagschatten” ein wirklich schönes Album geworden, das auch so manchem Metaller gefallen könnte.

[Simon Bodesheim]


Carnifex - Bury Me In Blasphemy (EP)

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Mit dem Titeltrack gibt es lediglich einen neuen Song, der obendrein zwar gut ist, aber auch nicht mehr als das. Bei den Cover-Nummern, die CARNIFEX sich herausgesucht haben, haben sie eine gute und eine eher schlechte Entscheidung getroffen: Erstaunlich gut funktioniert ihre Interpretation von Slipknots “The Heretic Anthem”. Dass deren recht stark auf Groove, Feeling und roher Energie aufbauender Stil auch im hochglanzproduzierten Deathcore-Gewand funktioniert, erstaunt. Nicht zünden tut dagegen das Nine-Inch-Nails-Cover “Head Like a Hole”, das dann gleich noch mal als misslungener Remix dazugepackt wurde. Muss wohl jeder für sich entscheiden, ob ein gutes, selbstgeschriebenes Lied und ein sehr starkes Slipknot-Cover den Kauf beziehungsweise das Anhören wert ist.

[Simon Bodesheim]


Hecate Enthroned - Embrace Of The Godless Aeon

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Die Symphonic-Black-Metal-Band HECATE ENTHRONED aus UK ist schon seit 1995 unterwegs und “Embrace Of The Godless Aeon” ist ihr sechstes Studioalbum. Die Produktion könnte zwar etwas weniger dünn sein und die monoton-kreischigen Screams von Sänger Joe Stamps sind sicherlich Geschmackssache. Wer aber symphonischen, nicht allzu opulent-kitschigen Black Metal mag, bekommt hier toll komponierte Songs vorgesetzt. Langzeit-Cradle-of-Filth-Gastsängerin Sarah Jezebel Deva darf dabei noch ab und zu ihren opernhaften Gesang beisteuern, was auch wirklich gut mit HECATE ENTHRONEDs Stil harmoniert. Empfehlenswert!

[Simon Bodesheim]


Born of Osiris - The Simulation

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Seit sich BORN OF OSIRIS mit “Tomorrow We Die ∆live” weg von verschwurbelten, hyperaktiven Tech-Death-/Deathcore-Riffsammlungen hin zu geradlinigerem Songwriting bewegt haben, haben viele der früheren Fans die Freude an der Band verloren. Das ist schade, denn mag der Fokus auf etablierte Songstrukturen für manche auch langweilig sein, ist es dennoch erwachseneres Songwriting, das nicht ständig beweisen muss, was die Musiker dahinter alles können. “Soul Sphere” erreichte dann jedoch nicht ganz die Qualität des Vorgängers. Auch “The Simulation”, das neueste und mit gerade mal 25 Minuten Spielzeit auch mit Abstand kürzeste Album der US-Amerikaner, ist wieder ein weiterer kleiner Rückschritt. Immerhin der Synthesizer-Einsatz ist hier gelungener als je zuvor.

[Simon Bodesheim]


Gorgon - Elegy

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Funfact: Es gibt gleich zwei aktive Bands namens GORGON. Beide kommen aus Frankreich und beide haben im Januar ihr neues Album veröffentlicht (mit einer Woche Abstand). Während das andere Gorgon ein Ein-Mann-Black-Metal-Projekt ist, spielen diese GORGON hier symphonischen Oriental Death Metal – und das machen sie sehr kompetent. Auch wenn dem Album richtige Höhepunkte fehlen, ist das alles durchgehend toll arrangiert und gespielt. Wer den typisch orientalischen Klang mag, diesen auch im Symphonic-Stil akzeptiert und vergleichbaren Bands wie etwa Septicflesh nicht abgeneigt ist, darf gerne ein Ohr riskieren.

[Simon Bodesheim]


Rifftera - Across The Acheron

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(Melodic Death Metal / Thrash Metal / Groove Metal) Der Opener der Platte, „Burning Paradise“, ließe sich wohl am treffendsten als Technical Death Metal mit cleanen Mitsingrefrains beschreiben. Wer nun aber begeistert von dieser seltsam stimmigen Idee ist, die man so möglicherweise noch nie zuvor gehört hatte, könnte im weiteren Verlauf von „Across The Acheron“ enttäuscht sein: Denn mit den folgenden Songs stellt sich heraus, dass sich RIFFTERAs Stil doch eher als eine Mischung aus Melodic Death, Groove und Thrash Metal beschreiben lässt. Auch diese Mischung ist aber auf eine erfrischende Art und Weise interessanter als die Musik der meisten anderen Bands, die man in diesen Genres in den letzten Jahren gehört hat. Richtig mitzureißen vermag zwar nur der erste Song, die restliche Platte der Finnen ist alles in allem dennoch hörenswert.

[Simon Bodesheim]


Cane Hill - Kill The Sun (EP)

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CANE HILL mal ganz anders: Statt ihres sonstigen Nu-Metals/Crossovers haben die US-Amerikaner mit „Kill The Sun“ eine atmosphärische, melancholische Akustik-Pop/-Rock-EP gemacht. Und diese weiß noch mal ein ganzes Stück mehr zu gefallen als ihre vorherigen zwei Alben. Dieses ruhige Spiel beherrschen CANE Hill wesentlich besser und sie schaffen es hier eher, sich stilistisch und qualitativ von der Masse abzuheben. Es wird aber wohl leider nur ein kleines Zwischenexperiment in ihrer Diskographie bleiben. Sehr schade.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Simon Bodesheim

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